Glücksspiel in Deutschland: Liberalisierung gefährdet
Anfang November fand in Berlin eine internationale Glücksspiel-Konferenz statt, bei der Experten die aktuelle Lage des deutschen Marktes diskutierten. Der Konsens war, dass der Markt trotz diverser Bemühungen seitens der legalen Anbieter und der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hinter den Erwartungen zurückbleibt.
- Im internationalen Vergleich hat Deutschland in seiner Attraktivität deutlich nachgelassen.
- Dies liegt unter anderem an den strengen Glücksspielgesetzen und der Besteuerung der Umsätze.
- Daher geht vom Schwarzmarkt stets eine Bedrohung aus, die die Liberalisierung in Deutschland gefährdet.
Der deutsche Glücksspielmarkt im internationalen Vergleich
Wie gluecksspielwesen.de berichtet, wurde auf der Konferenz deutlich, dass der deutsche Glücksspielmarkt als nicht attraktiv genug empfunden wird, um weitere internationale Anbieter anzuziehen.
Obwohl das Interesse an einem Markteintritt weiterhin groß ist, bleiben viele Anbieter aufgrund des ihrer Meinung nach suboptimalen Glücksspiel-Staatsvertrages (GlüStV 2021) und der unzureichenden Bekämpfung des Schwarzmarktes zurückhaltend.
Regulierungsmaßnahmen wie das 1€-Einsatzlimit und die Fünf-Sekunden-Spin-Dauer, gekoppelt mit einer international unüblichen Besteuerung, führen dazu, dass lizenzierte Anbieter niedrigere Auszahlungen bieten müssen als ihre Schwarzmarkt-Pendants.
Hinzu kommt die stark eingeschränkte Auswahl der verfügbaren Spiele. Zugelassen sind ausschließlich Online Spielautomaten. Tisch- und Live Spiele sind gemäß der Regulierung verboten. Spielautomaten mit progressivem Jackpot sind ebenfalls nicht erlaubt. All dies sehen Kritiker der deutschen Glücksspielgesetze als Gründe für die mangelnde Attraktivität.
Die Bedrohung durch den Schwarzmarkt
Der wachsende Schwarzmarkt stellt eine erhebliche Bedrohung für den regulierten Markt dar. Eine Studie von H2 Gambling Capital aus September 2024 zeigt eine Kanalisierungsrate von nur 36 Prozent, während der Anteil des Schwarzmarktes bei 64 Prozent für Sportwetten und virtuelle Automatenspiele liegt.
Experten vermuten, dass der Schwarzmarktanteil bei Casino-Angeboten sogar über 80 Prozent beträgt. Diese Diskrepanz zwischen den Annahmen der GGL, die von einem Schwarzmarktanteil von nur drei bis fünf Prozent ausgeht, zeigt die Notwendigkeit einer einheitlichen Datenbasis.
Forderungen an die Politik
Die Konferenzteilnehmer forderten die Politik auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um den Schwarzmarkt effektiv zu bekämpfen. Der Fokus sollte weg von einer Verbots- hin zu einer Gebotspolitik verlagert werden, um zu verhindern, dass die „Black-Market-Piraten“ weiterhin profitieren.
Italienische Lösungsansätze als Vorbild?
Ein in Berlin vorgestelltes Beispiel aus Italien könnte als Vorbild dienen. Italienische Regulierer und Juristen schlagen vor, einen Sportwetten-Katalog zu liberalisieren und die Besteuerung von Umsatz auf Einkünfte (GGR) umzustellen.
Diese Maßnahmen führten in Italien zu einem deutlichen Anstieg der Umsätze legaler Anbieter und der Steuereinnahmen, während die öffentliche Kontrolle des Glücksspiels verstärkt wurde. Diese Ansätze sind nicht eins zu eins auf Deutschland übertragbar, könnten jedoch als Inspiration dienen.
Der italienische Lösungsansatz auf einen Blick
- Die Öffnung eines Sportwetten-Katalogs ermöglicht es legalen Anbietern, effektiver mit illegalen Wettbewerbern zu konkurrieren.
- Eine Umstellung der Besteuerung von Umsatz auf Einnahmen (GGR) für physische und Online-Wetten wird vorgeschlagen.
- Durch eine verstärkte öffentliche Kontrolle des Glücksspielsektors wird die organisierte Kriminalität reduziert und der Schutz für Minderjährige sowie problematische Spieler verbessert.
- Diese Maßnahmen führen zu höheren Steuereinnahmen für den Staat.
- Die Überwachung der Wettströme hilft, Manipulationen im Spiel aufzudecken.
- Die Umsätze der legalen Anbieter stiegen um das 2,5-fache, während die Steuereinnahmen um etwa zwei Drittel zunahmen.
Die Glücksspielbranche in Deutschland steht vor Herausforderungen, die ein Umdenken in der Regulierungspolitik erfordern. Die vorgestellten Lösungsansätze bieten einen möglichen Weg zur Sicherung eines attraktiven, regulierten Marktes.