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Glücksspiel in Belgien: Zwischen Wirtschaftswachstum und Spielerschutz

Veröffentlicht am: 24.08.2024

Belgien steht vor einem Dilemma: Einerseits verzeichnet die Glücksspielbranche des Landes ein beachtliches Wachstum, andererseits werfen neue Gesetze zur Regulierung des Marktes Fragen nach ihrer Effektivität auf. Die Bruttospielerträge erreichten 2023 mit 1,7 Milliarden Euro einen neuen Höchststand, ein Anstieg um fast 16% im Vergleich zum Vorjahr.

Waage mit Spielchips und Belgien-Schriftzug - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

In Belgien gelten strenge Gesetze rund um Glücksspiel. Trotzdem ist der Markt der Online Casinos im Land auf dem Vormarsch.

Wachstum trotz Regulierung

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Glücksspielbehörde Belgiens vermeldete für 2023 Bruttospielerträge in Höhe von 1,7 Milliarden Euro, während es im Vorjahr noch 1,45 Milliarden Euro waren. Besonders auffällig ist das Wachstum im Online-Glücksspiel, das mit einem Anteil von 55,8 % weiterhin den Markt dominiert. Zum vierten Mal in Folge übertrafen die Umsätze aus dem Online Glücksspiel die Einnahmen aus dem traditionellen, landbasierten Glücksspiel.

Verschärfte Gesetze und ihre Grenzen

Dieser anhaltende Boom des Online Glücksspiels ist bemerkenswert, da die belgische Regierung in den letzten Jahren die Regulierungsschrauben im Glücksspielsektor deutlich angezogen hat. Seit Ende 2022 gilt beispielsweise ein wöchentliches Einsatzlimit von 200 Euro pro Online Anbieter.

Ab dem 1. September 2024 treten weitere Verschärfungen in Kraft, wenn das neue Glücksspielgesetz in Belgien vollständig umgesetzt wird. Dieses sieht unter anderem ein erhöhtes Mindestalter von 21 Jahren für die Teilnahme am Glücksspiel, ein Verbot von Bonusangeboten sowie ein umfassendes Werbeverbot für Glücksspielanbieter vor.

Schlupflöcher und die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes

Trotz dieser Maßnahmen bleiben Experten skeptisch, ob die neuen Gesetze den Online Glücksspielmarkt in Belgien tatsächlich nachhaltig regulieren können. Kritiker bemängeln vor allem die zahlreichen Schlupflöcher im Gesetz. So gilt das Einsatzlimit von 200 Euro beispielsweise nur pro Anbieter und nicht anbieterübergreifend. Spieler können diese Regelung leicht umgehen, indem sie sich einfach bei mehreren Anbietern registrieren und somit deutlich höhere Beträge einsetzen.

Die Glücksspielbehörde selbst mahnt angesichts der steigenden Umsätze zu einem stärkeren Fokus auf den Spielerschutz. “Die Gesetze und Maßnahmen der Regierung müssen zum Schutz der Spieler eingesetzt werden. Sonst bleiben sie wirkungslos”, so ein Vertreter der Behörde. Diese Aussage unterstreicht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Strategie, die sowohl die wirtschaftlichen Interessen der Branche als auch den Schutz der Spieler berücksichtigt.

Lehren für Deutschland

Die Situation in Belgien zeigt die Herausforderungen, vor denen viele europäische Länder im Umgang mit dem Glücksspiel stehen. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Regulierung in Dänemark, wo die Glücksspielgesetze wiederholt verschärft wurden, um sich den Gegebenheiten anzupassen. Und auch der Rest der Welt hat ganz eigene Gesetze rund um Glücksspiele.

Die Gratwanderung zwischen der Ermöglichung eines funktionierenden Marktes und dem Schutz der Spieler vor Sucht und Überschuldung erfordert ein sensibles Vorgehen und eine kontinuierliche Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Suchtexperten wie zum Beispiel von der Gambling Therapy warnen allerdings davor, dass die neuen Gesetze nicht ausreichen könnten, um alle Spieler effektiv zu schützen.

Ob die neuen Gesetze in Belgien den gewünschten Effekt erzielen, bleibt abzuwarten. Die Entwicklung des belgischen Glücksspielmarktes wird sicherlich auch in Deutschland mit großem Interesse verfolgt werden, wo derzeit ebenfalls über eine Reform des Glücksspielstaatsvertrags diskutiert wird.

Dabei stellt sich die Frage, welche Lehren aus dem belgischen Beispiel für Online Casinos, die in Deutschland legal sind, gezogen werden können. Insbesondere die Frage nach der Effektivität von anbieterübergreifenden Einsatzlimits und die Notwendigkeit einer strengen Werberegulierung dürften dabei im Fokus stehen.

Schlussfolgerung

Die Erfahrungen in Belgien zeigen, dass eine effektive Regulierung des Glücksspielmarktes unerlässlich ist, um sowohl die wirtschaftlichen Interessen der Branche als auch den Schutz der Spieler zu gewährleisten. Dabei gilt es, einen Mittelweg zwischen notwendigen Beschränkungen und der Wahrung individueller Freiheiten zu finden. Die weitere Entwicklung in Belgien wird zeigen, ob die neuen Gesetze diesen Spagat schaffen.