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Fehlgeleitetes Vertrauen: Keine legalen Wetten auf Amateursport in Deutschland

Veröffentlicht am: 13.11.2024

Die Dokumentation „Angriff auf den Amateurfußball“ des Bayerischen Rundfunks (BR) hat für Diskussionen gesorgt. Sie legt nahe, dass deutsche Kunden bei lizenzierten Wettanbietern im Ausland auf Amateursport wetten könnten. Doch das Bild, das der BR zeichnet, ist verzerrt: Wetten auf Amateursportveranstaltungen sind in Deutschland strikt verboten, und technische Schutzmaßnahmen verhindern den Zugang aus Deutschland auch bei ausländischen Anbietern.

Umrisse Deutschlands mit einem Verbotsschild - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

Die BR-Dokumentation „Angriff auf den Amateurfußball“ vermittelt fälschlich, dass deutsche Kunden leicht auf Amateurwetten zugreifen können.

  • Deutscher Sportwettenverband kritisiert BR für irreführende Darstellung.
  • Deutsche Regulierungen unter den strengsten in der EU für Sportwetten.
  • Geoblocking und Identitätsprüfung verhindern Zugang zu Amateurwetten.

Schutzmechanismen und Geoblocking als Barrieren

Der BR-Beitrag “Angriff auf den Amateurfußball – Die Gier der Wettindustrie” erwähnt weder die Schutzmaßnahmen noch die rechtlichen Hürden, die es unmöglich machen, aus Deutschland heraus auf Amateurspiele zu wetten. Internationale Anbieter wenden Geolokalisierungstechniken wie Geoblocking an, um sicherzustellen, dass Nutzer aus Deutschland keinen Zugriff auf unzulässige Wettangebote erhalten. Beim Versuch, auf eine .com-Domain eines Anbieters zuzugreifen, wird der Standort des Nutzers erfasst und er auf die deutsche Seite des Anbieters weitergeleitet. Ergänzend kommen Technologien zur Verifizierung des Standorts und zusätzliche Schutzmethoden, etwa SMS-Codes, zum Einsatz.

Im Film jedoch gelangt ein Kunde mit Hilfe eines VPNs und falschen Identitätsangaben an eine Wette auf ein deutsches Amateurspiel. Dieses Vorgehen ist illegal, bleibt im Film aber unkommentiert, sodass der Eindruck entsteht, dass deutsche Nutzer sich leicht in der EU-Gesetzgebung bewegen können. Tatsächlich ist eine Auszahlung solcher Wetten nicht möglich, da die Anbieter europaweit zur Identitätsprüfung verpflichtet sind, bevor Gewinne ausgeschüttet werden. In Deutschland wird dieser sogenannte „KYC-Prozess“ (Know Your Customer) gleich zu Beginn der Geschäftsbeziehung durchgeführt. In anderen EU-Staaten hingegen erfolgt die Identitätsüberprüfung erst bei der ersten Auszahlung eines Gewinns.

Die Pressemitteilung des Deutschen Sportwettenverbands weist darauf hin, dass lizenzierte Anbieter in Deutschland und anderen EU-Ländern alle notwendigen Maßnahmen zur Sicherstellung der Gesetzeskonformität ergreifen. Dennoch zeigt sich eine generelle Problematik: Die fragmentierte Rechtslage innerhalb der EU, die durch unterschiedliche Regelungen in den Mitgliedsstaaten gekennzeichnet ist. Deutschland, das eine der strengsten Regulierungen im Bereich Sportwetten besitzt, ist hier eine Ausnahme, während in anderen Ländern Wetten auf Amateursport gängige Praxis sind.

Illegale Anbieter als Schattenwirtschaft

Das eigentliche Problem in Deutschland stellt nicht die Möglichkeit von Amateurwetten über legale Anbieter dar, sondern die zahlreichen unregulierten Anbieter auf dem Schwarzmarkt. Diese agieren weitgehend ohne gesetzliche Kontrolle und führen somit zu einem erheblichen Verlust an Steuererlösen für den Staat. Eine Studie des Leipziger Ökonomen Gunther Schnabl zeigt, dass deutsche Glücksspielkunden einen großen Teil ihrer Wettaktivitäten auf unregulierten Webseiten durchführen. Hier wäre ein verstärkter Fokus der Länder sinnvoll, um den Zugang zu solchen Angeboten weiter zu beschränken. Einige Bundesländer, darunter Bremen, gehen dabei besonders rigoros vor. Ulrich Mäurer kämpft gegen Sportwetten im Amateurfußball und setzt sich für eine stärkere Kontrolle im Amateurbereich ein, um illegale Wettaktivitäten zurückzudrängen.

Die Rolle der Vollidentifizierung

Alle in der EU lizenzierten Wettanbieter sind verpflichtet, ihre Kunden vollumfänglich zu identifizieren. Dieser sogenannte „KYC-Prozess“ dient dem Zweck, die Identität eines Nutzers zweifelsfrei festzustellen, bevor Gewinne ausgezahlt werden. Während in Deutschland die Identitätsprüfung bereits zu Beginn der Kundenbeziehung stattfindet, erfolgt sie in anderen EU-Staaten erst beim ersten Auszahlungswunsch. Durch diesen Prozess wird sichergestellt, dass Nutzer keine falschen Angaben machen und nur autorisierte Personen Zugang zu ihren Wettgewinnen erhalten.

Letztlich wird in der BR-Dokumentation ein kompliziertes Bild der Situation gezeichnet. Die Probleme, die im Film als eine Schwäche der lizenzierten Anbieter dargestellt werden, sind in Wahrheit ein Ergebnis der uneinheitlichen Gesetzgebung innerhalb der EU. Die lizenzierten Anbieter ergreifen umfangreiche Maßnahmen zur Sicherstellung des Schutzes und der Konformität mit den geltenden Regelungen. Sie stehen in einem Spannungsfeld zwischen den strikten Anforderungen Deutschlands und den weniger stark regulierten Märkten der EU-Nachbarstaaten, sodass eine Harmonisierung auf EU-Ebene viele der aufgezeigten Schwierigkeiten entschärfen könnte.

Die Frage Welcher Wettanbieter ist der beste? führt so immer wieder auf die Aspekte Transparenz und Regulierung zurück – Merkmale, die nur von lizenzierten und kontrollierten Anbietern garantiert werden. Die legale Wettlandschaft in Deutschland ist daher keinesfalls eine Einladung zu Gesetzesverstößen, sondern bemüht sich um größtmögliche Transparenz und Sicherheit.