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Wie aus Liebe Prostitution wird: Die Loverboy-Masche

Veröffentlicht am: 24.05.2022

Meist ist es die erste große Liebe der jungen Frauen, die dafür verantwortlich ist, dass sie ihre Körper für Geld verkaufen. Die vermeintlichen Loverboys sind in Wirklichkeit Zuhälter, die den Mädchen zunächst eine Beziehung vortäuschen. Die Fälle der sogenannten Loverboy-Masche vermehrten sich in den letzten Jahren deutlich, wodurch ein öffentlicher Diskurs um das Thema entstand. Auf welche Anzeichen die Betroffenen achten sollten und wie Familie und Freunde helfen können, wird der folgende Bericht deutlich machen.

Wie junge Frauen in die Fänge der Loverboys geraten

Lisa (fiktiver Name) ist gerade 16 Jahre alt geworden und mitten in der Pubertät. Sie hat in der Schule ein paar Freunde, mit ihren Eltern gibt es ab und zu Stress. Mit ihrem Körper ist sie sich nicht immer zufrieden und tritt dadurch eher unsicher auf. Andere Mädchen sind viel hübscher und dünner als ich, denkt sich Lisa oft. Selbst seriöse Singlebörsen schützen Mädchen wie Lisa nicht vor einem verzerrten Selbstbild. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass man für die Registrierung auf Dating Portalen wie Parship 18 Jahre alt sein muss. Dies kann man schließlich geschickt umgehen.

Auf der Straße vor der Schule wartet er, ein attraktiver und charmant aussehender Mann. Er steuert auf Lisa zu und sie beginnen zu reden. Beide scheinen sich gut zu verstehen und schon bald fragt er, ob sie sich zusammen auf einen Kaffee treffen wollen. Bereits nach kurzer Kennenlernzeit ist Lisa über beide Ohren verknallt.

Der Weg in die Prostitution

Lisa ist in ihrer ersten Beziehung und einfach nur glücklich. Er beschenkt sie regelmäßig mit wertvollem Schmuck und redet die ganze Zeit von einer gemeinsamen Zukunft mit Haus und Kindern. Leider ahnt Lisa noch nichts, denn die rosarote Brille lässt sie nicht merken, wie sehr sie bereits psychisch abhängig von ihm ist.

In letzter Zeit kommt es häufiger dazu, dass er von finanziellen Problemen spricht und sie unter Druck setzt . Er schlägt ihr vor, für Geld mit anderen Männern zu schlafen und verspricht, dass es nur ein paar Wochen gehen würde. Lisa glaubt zunächst, er würde scherzen, doch schon bald ist sie bereit, ihm zu helfen.

Erpressung, Geld und Drogen

Dem Geschäft mit der Prostitution geht Lisa jetzt schon mehrere Monate nach und bei ihr machen sich die ersten Zweifel bemerkbar. Sie bittet ihn darum, wenigstens für eine kurze Zeit zu pausieren, doch er fängt an sie zu misshandeln und erpresst sie materiell sowie emotional. Sätze wie “Ich lade Bilder von dir hoch” oder “Ich erzähle das deinen Eltern” werden als Drohung verwendet.

Lisa wird in der Wohnung des Loverboys festgehalten, der Kontakt zu ihren Eltern ist nun vollständig abgebrochen. Sie muss ihren Tagessatz von 400 € erreichen, von dem verdienten Geld sieht sie selbst nichts. Oftmals steht sie unter Drogeneinfluss und weiß nicht, dass sie nicht die Einzige ist, die für ihn arbeitet. Lisa wurde eines der vielen Opfer der Loverboy-Masche.

Der Ausweg

Wie die Flucht der jungen Opfer aus den Fängen der Loverboys aussieht, kann ganz unterschiedlich sein. Sie selbst sehen zunächst keinen Anlass ihre derzeitigen Situationen zu verlassen, da sie keine anderen Kontakte haben. Daher bleiben sie aus Liebe. Manche Eltern begeben sich oft auch ohne polizeiliche Hilfe auf die Suche nach ihren Kindern. Einige Indizien in den alten Kinderzimmern, wie beispielsweise knappe Kleidung deuten auf das Rotlicht Milieu hin. Die Eltern suchen dann die bekannten Orte ab – oftmals ohne Erfolg.

Meistens kommt es erst nach mehreren Jahren dazu, dass sich die Mädchen aus den emotionalen Zwängen der Loverboys befreien. Trotzdem kommt es häufig nicht zu einer Anzeige, da es die Scham und Angst der Mädchen nicht zulässt. Die Loverboy-Delikte fallen unter Menschenhandel und werden mit fünf bis sieben Jahren Haft bestraft. Doch leider sind die Beweismittel oft nicht ausreichend, denn ähnlich wie beim Catfishing Betrug, sind die emotionale Manipulation und die entsprechenden Folgen daraus, schwer zu belegen.

Beratungsstellen, Hilfe und Vorsorge

Oftmals spüren die jungen Frauen gar kein Opferbewusstsein, da sie es aus Liebe getan haben und sich somit selbst dafür verantwortlich machen. Viele Psychologen raten dazu, die Opfer nicht zu stigmatisieren: Oftmals fallen Sätze wie “Es war ihre eigene Entscheidung” oder “Wie kann man so naiv sein” Als Bekannte der Opfer sollte man sich Hilfe bei Beratungsstellen suchen, um zu erfahren, wie mit schwer traumatisierten Menschen umgegangen werden sollte. Beispielsweise hilft die Beratungsstelle “Weißer Ring”, aber auch das Projekt Liebe ohne Zwang vom Netzwerk gegen Menschenhandel E.V. dient als Anlaufstelle für Betroffene.

Mehr Aufmerksamkeit sollte an die vorsorgliche Aufklärung an Schulen gehen. Die meisten Einrichtungen lehnen es ab, dass Kurse mit Kindern und Jugendlichen angeboten und durchgeführt werden. Die Begründung lautet oft, dass es bisher keine bekannten Fälle an der Schule gäbe. Auch Eltern zeigen leider viel zu wenig Interesse an dem Thema.