Startseite

Was sind Bitcoin-ETFs und wie funktionieren sie?

Autor: Lars Vollmer
Veröffentlicht am: 20.03.2024

Nach intensiven Diskussionen erteilte die US-Börsenaufsicht, die Securities and Exchange Commission (SEC), Anfang Januar 2024 ihre Zustimmung für die Einführung des allerersten Bitcoin-Spot-ETF. Insgesamt elf Anträge unterschiedlicher Finanzschwergewichte wie BlackRock, Ark Investments, 21Shares, Fidelity, Invesco und VanEck erhielten das Go. Doch was steckt hinter dem Konzept eines Bitcoin-Spot-ETF? Und öffnet sich damit auch für Anleger aus Deutschland die Tür zu dieser Anlageform?

Bitcoin Logo umgeben von Trading-Symbolen - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

Für Anleger können Bitcoin-ETFs eine vielversprechende Investitionsmöglichkeit sein. Allerdings ist es wichtig, ihre Funktionsweise und die Risiken zu verstehen.

So funktioniert ein Bitcoin-Spot-ETF

Bislang bewegten sich Käufer sowie Verkäufer von Kryptowährungen vorrangig auf nicht zentralisierten, frei von staatlicher Aufsicht agierenden Handelsplattformen wie Binance, Coinbase oder Uphold. Für die Aufbewahrung der digitalen Währungseinheiten ist eine elektronische Geldbörse, gemeinhin als Wallet bekannt, unerlässlich, um die virtuellen Münzen vor unbefugtem Zugriff zu schützen.

Was bedeutet “Spot”?

Der Begriff “Spot” in der Bezeichnung von Bitcoin-Spot-ETFs kennzeichnet die Struktur des Fonds, der physische Bitcoins besitzt und verwahrt. Die Termini “Spot-Bitcoin-ETF” und “Bitcoin-Spot-ETF” werden zwar häufig gleichbedeutend verwendet, doch der erste betont eher die vertrauten Finanzinstrumente, während der zweite die Nähe zur Kryptowährung Bitcoin hervorhebt, ohne dass es zwischen ihnen einen substantiellen funktionalen Unterschied gibt.

Im Gegensatz dazu stehen ETFs als handelbare Finanzinstrumente, die Anleger über regulierte Börsenplätze erwerben und veräußern können. Diese Handelsorte unterliegen der strengen Überwachung durch nationale Finanzaufsichtsbehörden. Ein entscheidender Pluspunkt für Investoren: ETFs werden als Sondervermögen geführt. Das impliziert, dass Investmentgesellschaften das Kapital ihrer Anleger getrennt vom eigenen Firmenvermögen sichern müssen.

Ein Bitcoin-Spot-ETF fungiert als verbindendes Element zwischen dem autonomen Universum der Kryptowährungen und den überwachten Kapitalmärkten. Im Zentrum eines solchen ETFs steht Bitcoin als Hauptanlageklasse. Dies ermöglicht Investoren, an der Preisentwicklung von Bitcoin zu partizipieren, ohne unmittelbar in die Kryptowährung selbst investieren zu müssen.

Welche Vorteile gibt es?

Der Bitcoin-Spot-ETF gilt in Finanzkreisen als wegweisend. Zum ersten Mal verschmilzt ein Produkt aus der Welt der Kryptowährungen mit dem regulierten Handel, eine Entwicklung, die Anlegern auf globaler Ebene den Weg zu Bitcoin ebnen soll. Dabei umgehen sie die Gefahren, die ein direkter Erwerb der Digitalwährung mit sich bringen könnte.

Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Solana, Cardano, Litecoin oder Stellar stehen im Rampenlicht der digitalen Finanzwelt. Mit der Aufnahme von Bitcoin als offizielle Anlageklasse könnten diese digitalen Münzen einen Aufschwung erleben. Der Launch eines Bitcoin-ETF könnte den Geldfluss von bedeutenden Kapitalverwaltungsgesellschaften sowie von Privatinvestoren verstärken, denen bisher der Zugang zu dieser Anlageform verwehrt blieb.

Ist eine solche Anlage lukrativ?

Spezialisten der britischen Finanzinstitution Standard Chartered prognostizierten kürzlich, Bitcoin-ETFs könnten im laufenden Kalenderjahr Investitionen zwischen 50 und 100 Milliarden US-Dollar anlocken. Ein solcher Kapitalstrom könnte den Marktpreis von Bitcoin auf Höhen bis zu 100.000 US-Dollar katapultieren.

Währenddessen vertreten andere Fachleute die Ansicht, dass die Mittelzuflüsse über einen Zeitraum von fünf Jahren sich wahrscheinlich auf etwa 55 Milliarden US-Dollar belaufen würden. Vergleicht man dies mit dem derzeitigen Marktkapital von Bitcoin, welcher laut dem Informationsdienst CoinGecko bei ungefähr 918 Milliarden US-Dollar liegt, ergibt sich ein interessantes Bild.

Zum Vergleich

Die aggregierte Nettosumme der in den USA beheimateten ETFs belief sich im Dezember 2022 auf zirka 6,5 Billionen US-Dollar, wie aus Daten des Investment Company Institutes (ICI), einem Verband der amerikanischen und internationalen Investmentfondsgesellschaften, hervorgeht.

Zugang für Anleger aus Deutschland

Deutsche Investoren stehen vor der Herausforderung, dass ihnen der direkte Zugang zu Bitcoin-Spot-ETFs verwehrt bleibt. Dieser Umstand ist den rechtlichen Bestimmungen geschuldet, die durch die sogenannten UCITS-Richtlinien der Europäischen Union festgelegt sind. Diese Regularien fordern unter anderem, dass ein ETF sich aus mindestens fünf unterschiedlichen Anlagen zusammensetzen muss.

Überdies ist es untersagt, dass ein einzelnes Anlagegut mehr als 20 Prozent des Fondsvermögens ausmacht. Demnach würde ein Bitcoin-Spot-ETF, der ausschließlich in Bitcoin investiert, gegen diese Vorgaben verstoßen.

Was ist UCITS?

UCITS, ein Akronym für “Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities”, übersetzt sich ins Deutsche als Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren, kurz OGAW. Diese Richtlinien stellen den rechtlichen Rahmen für Investmentfonds und börsengehandelte Fonds (ETFs) innerhalb der Europäischen Union dar. Sie zielen darauf ab, Investitionen in eine sorgfältig ausgewählte Palette von Anlageprodukten mit begrenztem Risiko zu steuern.

Selbst die Einbeziehung weiterer Kryptowährungen in einen ETF würde auf praktische Hürden stoßen, bedingt durch deren ausgeprägte Schwankungsanfälligkeit. Sollte der Wert einer der digitalen Währungen innerhalb des ETFs sprunghaft ansteigen, müsste der Fonds fortlaufend An- und Verkäufe tätigen, um ein ausgewogenes Verhältnis der enthaltenen Anlagen zu bewahren. Diese Transaktionen würden zusätzliche Kosten verursachen und somit die Rendite für die Anleger schmälern.

US-ETFs in Europa handeln?

In der Regel erlangen US-ETFs nicht unmittelbar eine Genehmigung für den Vertrieb innerhalb der Europäischen Union – einige erzielen diese nie. Dies liegt an einer Kombination aus regulatorischen und steuerlichen Bestimmungen. Entscheidend sind auch die Bemühungen potenzieller Herausgeber wie BlackRock und die Kooperationsbereitschaft der Handelsplattformen.

Einige US-ETFs finden ihren Ursprung in einem EU-Mitgliedsstaat, wie beispielsweise Irland, was ihnen theoretisch den Weg zur Vertriebsgenehmigung ebnen könnte. Dennoch neigen die meisten Broker und Börsen dazu, hauptsächlich ETFs mit EU-Registrierung anzubieten. Für deutsche Enthusiasten digitaler Währungen und Anleger, die in Kryptowährungen investiert sind, könnte der Nutzen der Genehmigung von Spot-ETFs in den USA vorerst hauptsächlich in Form von steigenden Bitcoin-Preisen spürbar werden.

Bitcoin ETNs und Bitcoin-Futures-ETFs

Die Genehmigung von Bitcoin-ETFs war ein steiniger Weg, doch existieren alternative börsennotierte Finanzinstrumente, die weniger Hürden überwinden mussten. Seit 2015 ermöglichen Bitcoin Exchange-Traded Notes (ETNs), namentlich der “Bitcoin Tracker One” (COINXBT), der an der Nasdaq Stockholm gehandelt wird, Anlegern den Einstieg. Diese ETNs, grundsätzlich Schuldverschreibungen, verpflichten sich, die vom zugrundeliegenden Index erwirtschafteten Erträge an die Investoren auszuschütten.

Ein Bitcoin-ETN reflektiert die Preisentwicklung von Bitcoin und agiert ähnlich einer Verbindlichkeit des Herausgebers, die Investoren in konventionellen Währungen wie Euro oder US-Dollar ausbezahlt. Das Vertrauen der Anleger in die Auszahlungsfähigkeit des Emittenten ist dabei von zentraler Bedeutung. Es empfiehlt sich daher, ETNs ausschließlich von renommierten Anbietern zu beziehen, die höchste Sicherheitsnormen erfüllen.

Im Gegensatz dazu eröffneten Bitcoin-Futures-ETFs, beginnend mit dem ProShares Bitcoin Strategy ETF im Oktober 2021, US-Investoren neue Möglichkeiten. Diese unterscheiden sich von Spot-ETFs dadurch, dass sie auf Futures-Kontrakten basieren und somit nur mittelbar den Bitcoin-Kurs widerspiegeln. Die Dynamik und die Besonderheiten dieser Unterscheidung verdienen eine genauere Betrachtung.

Wie beeinflussen Bitcoin-Spot-ETFs die Finanzmärkte?

Die Genehmigung von Bitcoin-Spot-ETFs in den Vereinigten Staaten mag den Bitcoin-Preis nicht unmittelbar verändern, doch ihre Auswirkungen auf den Kryptowährungs- und Finanzmarkt sowie auf das Investorenverhalten und das globale Finanzgefüge sind von bedeutender Tragweite.

Die Einführung dieser ETFs fällt zudem mit einem bedeutsamen Moment in der Krypto-Welt zusammen – dem für 2024 prognostizierten Bitcoin-Halving, einem Mechanismus, der die Belohnung für das Schürfen von Bitcoin halbiert und dadurch die Währung verknappert, was die Marktverhältnisse potenziell beeinflussen und das Investoreninteresse an diesen ETFs steigern könnte. Im Folgenden einige voraussichtliche positive Effekte der Zulassung:

  • Erhöhte Liquidität: Die Verfügbarkeit von Bitcoin-Spot-ETFs könnte den Kryptowährungsmarkt für institutionelle Anleger attraktiver machen und somit die Liquidität steigern. Dieser Schub könnte die Bekanntheit von Bitcoin weiter ausbauen.
  • Stabilisierung der Volatilität: Durch die Zunahme der Liquidität könnten die Preisschwankungen von Bitcoin gedämpft werden. Größere Handelsvolumen könnten zu ausgeglicheneren Preisen führen, was Bitcoin als Investitionsoption aufwerten könnte.
  • Portfolio-Diversifikation: Die ETFs ermöglichen Anlegern, Bitcoin in ihre Anlagestrategie einzubinden, ohne die Kryptowährung direkt besitzen zu müssen. Das eröffnet Wege, das Portfolio risikoeffizienter zu gestalten.
  • Vereinfachtes Risikomanagement: Als regulierte und transparente Investitionsvehikel erleichtern ETFs das Risikomanagement. Die Aufsicht durch Regulierungsbehörden und die Einhaltung von Standards können das Vertrauen stärken.
  • Akzeptanz von Kryptowährungen: Derartige ETFs könnten den Handel mit Kryptowährungen weiter in den Vordergrund der Finanzwelt rücken.

Zukunftsweisende Bedeutung für Bitcoin-Spot-ETFs

Die Zulassung dieser ETFs verspricht, signifikante Summen in den Kryptomarkt zu lenken und Kryptowährungen als eine ernstzunehmende und tragfähige Anlageoption für etablierte Finanzinstitute zu etablieren. Die Aussicht auf verstärktes Handelsvolumen und bessere Liquidität könnte Bitcoin als Investition attraktiver machen, indem sie das Vertrauen institutioneller Anleger stärkt und die Lücke zwischen dem aufkeimenden Krypto-Ökosystem und dem traditionellen Finanzsektor schließt.

Steigende Nachfrage

Der Vorstoß in Richtung Bitcoin-ETF signalisiert das zunehmende Interesse an Kryptowährungen. Eine wachsende Zahl von Menschen sieht in Bitcoin eine lohnenswerte Investition. Die steigende Marktnachfrage und die SEC-Zulassung unterstreichen, dass Bitcoin sich immer mehr als fester Bestandteil des finanziellen Ökosystems etabliert.

Zudem verschafft der Bitcoin-Spot-ETF institutionellen Anlegern einen reibungslosen Zugang zum Kryptomarkt, da er den strengen regulatorischen Anforderungen der Finanzwelt entspricht und sämtliche Normen erfüllt. Die Entwicklungen in den kommenden Monaten versprechen, spannend zu werden.