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Studie: Illegales Glücksspiel in Deutschland floriert

Autor: Lars Vollmer
Veröffentlicht am: 04.01.2024

In der umfassenden Studie, initiiert vom Deutschen Online Casinoverband (DOCV) und dem Deutschen Sportwettenverband (DSWV), führt der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Gunther Schnabl eine tiefgreifende Analyse des deutschen Online Glücksspielmarktes durch. Die Ergebnisse beleuchten gravierende Mängel in der aktuellen Regulierungslandschaft, die zu einem alarmierenden Anstieg der Nutzung nicht lizenzierter Glücksspielplattformen geführt haben.

Richterstab auf einem Holztisch.

Eine jüngst veröffentlichte Studie zum Online Glücksspiel in Deutschland zeigt, dass dringender Nachholbedarf bei der Gestaltung der gesetzlichen Vorgaben herrscht. (©EKATERINA BOLOVTSOVA/Pexels)

Detaillierte Untersuchung des Nutzungsverhaltens

Schnabls Studie offenbart eine signifikante Verschiebung im Nutzungsverhalten der Spieler. Während 2019 noch eine deutliche Mehrheit von über 70% lizenzierte Online Glücksspielangebote nutzte, ist dieser Anteil bis 2023 auf ungefähr 50% gesunken. Diese Entwicklung wird durch das weitreichende Angebot auf dem Schwarzmarkt verstärkt, welches durch seine leichte Zugänglichkeit und omnipräsente Werbung Spieler anzieht. Gleichzeitig machen die strikten Regulierungen des legalen Marktes diesen für viele Spieler unattraktiv.

Für die Studie nutzte Schnabl Daten des Nielsen Media Germany GmbH Panels, welches die Online-Aktivitäten von rund 25.000 Personen in Deutschland erfasst. Speziell für diese Untersuchung wurden über 700 Glücksspieldomains identifiziert und analysiert. Die Daten zeigen, dass die Kanalisierungsrate, also der Anteil der Nutzungen von lizenzierten Angeboten, im März 2023 bei circa 50,7% lag, während nicht-lizenzierte EU-Anbieter 28,9% und Offshore-Anbieter 19,9% ausmachten.

Die Analyse der Nutzungsdaten über einen längeren Zeitraum hinweg zeigt eine besorgniserregende Zunahme der Besuche auf nicht lizenzierten Seiten, was auf eine abnehmende Effektivität der aktuellen Regulierungsstrategien hindeutet.

Komplexe Herausforderungen der bestehenden Regulierung

Aktuelle Regulierungsdefizite führen zu komplexen Problemen. Die Limitierungen im Online-Poker, wie die Beschränkung auf vier Tische und einen Anbieter, sowie feste Einzahlungslimits, führen zu Frustration und Demotivation bei den Spielern. Dies mindert die Attraktivität lizenzierter Anbieter und fördert indirekt den Schwarzmarkt. Solche restriktiven Maßnahmen resultieren in erheblichen Steuerausfällen und setzen den Spielerschutz aufs Spiel.

Von Interessengruppen wie dem DSWV werden grundlegende Reformen der Glücksspielregulierung gefordert. Sie schlagen unter anderem eine Beschleunigung der Lizenzvergabe, eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit lizenzierter Anbieter, eine effektivere Werberegulierung sowie eine Anpassung der Steuerpolitik vor. Diese Maßnahmen sollen nicht nur den legalen Markt attraktiver machen, sondern auch den Spielerschutz stärken und Schwarzmarktaktivitäten eindämmen.

Zusätzlich hebt die Studie die Notwendigkeit hervor, die Glücksspielregulierung an die Realitäten des digitalen Zeitalters anzupassen, um die Dynamik des Online Marktes effektiv zu adressieren und zu regulieren.

Notwendigkeit einer ganzheitlichen Reform und zukünftige Perspektiven

Die Ergebnisse der Glücksspielstudie unterstreichen die dringende Notwendigkeit einer umfassenden Überarbeitung des Glücksspielstaatsvertrags, wobei Organisationen wie das BVA und die FGA aktiv an der Bekämpfung des illegalen Spiels arbeiten. Der DSWV fordert eine intensivere Kooperation zwischen Industrie, Glücksspielbehörden, Politik und Interessenverbänden, um gemeinsam eine faire und effiziente Regulierungsstruktur zu etablieren. Dies soll nicht nur den Spielerschutz verbessern, sondern auch den illegalen Markt wirksam bekämpfen.

Es wird ein Schlaglicht auf die besonderen Herausforderungen geworfen, denen sich kleinere Anbieter und die Poker-Community gegenübersehen. Eine gezielte Anpassung der Regulierung könnte hier zu einer gerechteren und lebendigeren Marktstruktur führen und gleichzeitig die Integrität des Marktes stärken. Es bleibt eine Herausforderung, einen regulatorischen Rahmen zu schaffen, der sowohl die Bedürfnisse und Interessen der Spieler als auch die der Anbieter berücksichtigt und gleichzeitig effektive Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Schwarzmarktes umsetzt.

Stellungnahme der GGL zur Markterhebung

Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hat sich zu den Methoden bei der Erhebung von Daten zum Umfang des illegalen Glücksspielmarktes geäußert, und in diesem Kontext hat die GGL auch eine eigene Studie über den Glücksspielstaatsvertrag (GluStV) erstellen lassen. In ihrer Stellungnahme betont die GGL die Komplexität und Dynamik der Datenerhebung in einem sich ständig verändernden Schwarzmarkt.

Sie weist die Kritik zurück, dass ihre Methoden zur Datenerfassung auf einem statischen Modell basieren und Marktveränderungen nicht berücksichtigen würden. Die Behörde unterstreicht ihre Offenheit für neue oder weiterentwickelte Ansätze der Erkenntnisgewinnung und betont die Wichtigkeit eines wissenschaftlichen Diskurses in diesem Bereich.

„Die Erhebung der Daten zum illegalen Online Glücksspiel ist sehr komplex, da sich der Schwarzmarkt ständig verändert. Unabhängig vom Modell zur Datenerhebung handelt es sich jeweils um eine Schätzung und Momentaufnahme. Dabei wird eine Regulierungsbehörde die Datenlage stets konservativ bewerten, während die Glücksspielindustrie eher dazu tendiert, die Wettbewerbssituation durch den illegalen Markt größer einzuschätzen.“

Weiterhin betont die GGL die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit der Industrie, um zu einem einheitlichen Verständnis der Marktdimensionen zu gelangen und gemeinsame Strategien zur effektiven Vermessung des illegalen Marktes zu entwickeln. Dieser Ansatz zielt darauf ab, eine Balance zwischen den verschiedenen Interessen zu finden und eine fundierte Basis für zukünftige Regulierungen zu schaffen.

Grundlegende Reform ist unverzichtbar

Die umfassende Analyse von Gunther Schnabl legt klar dar, dass eine grundlegende Reform des deutschen Online Glücksspielmarktes unerlässlich ist. Die Dominanz nicht-lizenzierter Anbieter und die daraus resultierenden Probleme wie mangelnder Spielerschutz und Steuerverluste erfordern dringend ein Umdenken in der Gesetzgebung und Regulierung, was die Bedeutung von legalen Online Casinos in Deutschland hervorhebt.

Die vorgeschlagenen Maßnahmen des DSWV bieten einen klaren Rahmen für eine effektivere Regulierung, die sowohl die Interessen der Verbraucher als auch die der legalen Anbieter berücksichtigt. Nun liegt es in der Verantwortung der Behörden, geeignete Schritte zu unternehmen, um die Integrität und Attraktivität des deutschen Online Glücksspielmarktes wiederherzustellen und gleichzeitig den Spielerschutz zu gewährleisten.<