Strenge Regeln in Berlin führen zum Abbau von legalen Spielhallen
So wie jede Medaille zwei Seiten hat, besitzt auch der Deutsche Glücksspielstaatsvertrag zwei Seiten. Auf der einen Seite freuen sich viele Experten darüber, dass es mehr Sicherheit für Minderjährige gibt. Auf der anderen Seite hingegen führen die neuen Regeln zum Abbau von legalen Spielhallen, was wiederum zur Erhöhung von illegalen Spielhallen führt. Das trifft zumindest für Berlin zu: In dieser Stadt schließen immer mehr legale Spielhallen.
Massiver Abbau lizenzierter Spielhallen
Medien zufolge gab es im Jahr 2016 in Berlin knapp 500 Spielhallen. Bereits fünf Jahre später gab es nur noch ein Viertel davon: Registriert waren im Jahr 2021 nur noch 128 Spielhallen. Diese Zahl hat sich in den letzten zwei Jahren erneut verringert, was jedoch nicht nur an den Vorschriften des neuen Deutschen Glücksspielstaatsvertrages liegt. Einige der Vorschriften des neuen Glücksspielstaatsvertrages wurden bereits vor mehreren Jahren in Berlin umgesetzt. Im Detail betrachtet handelt es sich um den Mindestabstand, der dem Gesetz zufolge 500 Meter betragen soll. Allerdings gelten die 500 Meter nicht in jedem Fall. Er wurde definiert, um Minderjährige vor einem ersten Kontakt mit dem Glücksspiel zu schützen, da der Mindestabstand in erster Linie für Schulen, Kindergärten und weiteren Einrichtungen für Kinder und Jugendliche gilt.
Abgesehen hiervon müssen auch die Spielhallen untereinander einen Abstand von mindestens 500 Meter einhalten. Obwohl diese Regel erst im Jahr 2021 in den Glücksspielvertrag verankert wurde, war er bereits seit 2016 in Berlin gültig. Dies gelang über das Mindestabstandsumsetzungsgesetz aus dem Jahr 2016. Demzufolge sollte der eben erwähnte Abstand nicht nur gegenüber Schulen und Kindergärten gewährleistet werden, er galt auch für Spielhallen untereinander. Dieses Gesetz jedoch führte dazu, dass viele zueinander konkurrierenden Spielhallen geschlossen werden mussten. Alle Betriebe, für die im Jahr 2016 eine entsprechende Lizenz ablief, mussten sich einem Losverfahren unterziehen. Dieses beschloss demzufolge, wer weiterhin eine Lizenz erhielt und wer seinen Betrieb schließen musste.
Weitere Gründe für die zahlreichen Schließungen
Einige Betreiber der Betriebe, die schließen mussten, haben sich inzwischen an die Öffentlichkeit gewandt und erläutert, welche Probleme letztendlich zu den Schließungen führten. So handelt es sich nicht nur um das Abstandsproblem, das zu offiziellen Schließungen führten. Viele Betreiber der Spielhallen geben zu, dass die für Berlin festgesetzten Gesetze und Vorschriften viele Kunden vertrieben hätten. So wäre es ein Problem gewesen, dass in den Spielhallen kein Alkohol mehr ausgeschüttet werden durfte. Diese Vorschrift hätte zahlreiche Kunden vertrieben, aber auch den Gewinn des Betriebes reduziert. Deshalb kam es bei einigen Betrieben aus finanziellen Gründen zu einer Schließung, da sich der Betrieb nicht mehr lohnte. Viele Kunden wenden sich auch den deutschen Online Spielotheken zu und verlagern das Glücksspiel ins Internet.
Von den Betriebsschließungen waren nicht nur unbekannte Betreiber betroffen. Ebenfalls bekannte Marken wie Merkur-Spielhallen mussten ebenfalls schließen. So kam es, dass die von Gauselmann betriebenen Spielhallen in Berlin nicht mehr anzutreffen sind. Medien zufolge wurde in Berlin die letzte Spielhalle von Gauselmann im Mai dieses Jahres geschlossen. Auch hierüber wurde berichtet, dass sich die Spielhalle finanziell nicht mehr lohnte. Wer sich bei Merkur über die vorhandenen Standorte informiert, erhält eine Bestätigung, dass es in Berlin keine Spielhallen mehr gibt. Dass solch große und bekannte Marken dauerhaft schließen, weist eindeutig auf das vorhandene Problem hin.
Illegale Spielhallen nehmen verstärkt zu
Die Polizei hat mit großen Bedenken festgestellt, dass die Abnahme der legalen Betriebe zu einem großen Problem führte: Die Anzahl der ermittelten und auch beschlagnahmten illegalen Geldspielautomaten nimmt seit der Zeit der Schließungen zu. Angeblich hat sich die Zahl der illegalen Geldspielautomaten vervielfacht. Das können auch die ehemaligen Betreiber der legalen Spielhallen bestätigen. Das Problem liegt darin, dass sich die illegalen Spielhallen nicht für die Gesetze interessieren und aus diesem Grund diese nicht umsetzen. Damit erhalten sie bei Glücksspielfans einen besseren Stand und werden von diesen vermehrt aufgesucht. Darin ist ein weiterer Grund zu sehen, weshalb sich der Betrieb legaler Spielhallen nicht mehr lohnt. Exakt aus diesem Grund gibt es keine der ehemals acht Spielstätten von Gauselmann mehr in Berlin. Allerdings sei es ein schleichender Prozess gewesen, wie viele Betreiber von Spielstätten zugeben. Eine neue Initiative im Kampf gegen illegales Glücksspiel soll helfen den deutschen Markt besser zu regulieren und den lizensierten Anbietern eine faires Geschäft zu ermöglichen.
Mit diesem Problem stehen die derzeitigen legalen Spielhallenbetreiber nicht allein. Auch Politiker haben das Problem bereits erfasst, dass mit der Abnahme von legalen Spielstätten gleichzeitig die Anzahl illegaler Spielstätten ansteigt. Deshalb hat der für Berlin zuständige Wirtschaftssenatssprecher Matthias Kuder versprochen, dass der Kontrolldruck auf illegale Betreiber ansteigen soll. Mit solch einem Vorgehen möchten die Politiker legale Spielhallen schützen und so deren Bestand sichern. Denn eines hat auch die Politik verstanden: Es ist zwar sinnvoll, Minderjährige vor einem Kontakt mit Glücksspielen zu schützen, dies kann jedoch nicht zu Lasten eines Anstiegs des illegalen Glücksspiels führen. Deshalb soll der legale Glücksspielmarkt in Berlin gesichert werden.
Die Nachteile der Spielhallen gegenüber Online-Casinos
Wie Gauselmann mit den Schließungen der eigenen Spielhallen beweist, liegen sehr oft finanzielle Probleme vor. Das verdeutlicht auch der Unterschied zwischen Spielhallen vor Ort und Online-Casinos. Alle Spielhallen müssen nicht nur Personalkosten tragen, sondern auch diverse Arten von Gebühren und Steuern bezahlen. Grundsätzlich fällt für Spielhallen vor Ort eine höhere Steuer an, die von einer regional festgesetzten Vergnügungssteuer ergänzt wird. Zusätzlich fallen Kosten für die Miete und die Anschaffung der Spielautomaten an. All diese Kosten sorgen letztendlich dafür, dass die Auszahlungsquote für die Spieler niedriger ausfällt. Das wiederum führt dazu, dass viele Glücksspielfans generell zu den legalen Online Casinos greifen, da dort ihr eigener Gewinn höher ausfällt.
Viele Betreiber wie Gauselmann hatten ihren Betrieb am Kurfürstendamm und somit stets ausreichend Kunden. Trotzdem sorgen die neuen Vorschriften und Gesetze dafür, dass immer mehr Kunden ausblieben und der Standort nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte.