Rohstoffmärkte: Jahresausblick 2024
Im Jahr 2023 wich die anfängliche Besorgnis um das Angebot aufgrund des Ukraine-Krieges schnell den Sorgen um die Nachfrage. Diese Entwicklung war geprägt von der straffen Geldpolitik und einer langsameren wirtschaftlichen Erholung in China. Angesichts der Annahme, dass die Wirtschaftsabschwächung weitgehend berücksichtigt wurde, ist bei einer Erholung in den USA, dem Euroraum und China im weiteren Verlauf eine Aufwärtsbewegung bei den Rohstoffpreisen zu erwarten. Wir wagen einen Ausblick auf das Rohstoffjahr 2024.
Gemischte Erwartungen
Für das kommende Jahr zeichnen sich gemischte Aussichten ab. Positiv ist zu vermerken, dass die Zentralbanken vermutlich am Ende ihrer Zinserhöhungszyklen stehen, da die Inflationsdynamik nachzulassen scheint. Allerdings könnten die deutlichen Zinserhöhungen der vergangenen zwei Jahre zunehmend spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.
Es zeichnet sich ab, dass sowohl die Eurozone als auch die USA eine Rezessionsphase erleben werden. Auf den ersten Blick erscheint dies insbesondere für zyklische Rohstoffe als ungünstig. Die anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit wird voraussichtlich weiterhin Druck auf die Preise für Energie und Industriemetalle ausüben, wobei der Bausektor besonders unter den gestiegenen Zinsen leiden dürfte.
Zinssenkungen ab Mitte des Jahres?
Ein signifikanter Anteil der wirtschaftlichen Abschwächung ist vermutlich bereits in den aktuellen Marktpreisen berücksichtigt. Mit fortschreitender Konjunkturverlangsamung könnten Forderungen nach wirtschaftlicher Unterstützung stärker werden, vor allem vonseiten der geldpolitischen Entscheidungsträger.
Es wird erwartet, dass die Zentralbanken ab der Mitte des Jahres mit Zinssenkungen reagieren werden. Wenn die Wirtschaft in den USA und im Euroraum sich bis spätestens zur zweiten Jahreshälfte erholt und auch Chinas Wirtschaft wieder an Dynamik gewinnt, ist mit einem merklichen Anstieg der Rohstoffpreise zu rechnen.
Entwicklung des Ölmarktes
Im Jahr 2023 verzeichnete der Brent-Ölpreis einen Rückgang von etwa 10 Prozent, was den ersten Preisrückgang seit dem von COVID-19 beeinflussten Jahr 2020 markierte. Im Herbst des Jahres gerieten die Preise erneut aufgrund von Nachfragebedenken, einem unerwartet starken Anstieg der US-Ölproduktion und dem daraus resultierenden Überangebot im letzten Quartal unter Druck. Ein andauerndes Überangebot wird nach den Entscheidungen der OPEC+ vom Ende November allerdings nicht erwartet, da eine freiwillige Begrenzung des Ölangebots um 2,2 Millionen Barrel pro Tag für das erste Quartal 2024 geplant ist.
Die Internationale Energieagentur prognostiziert jedoch einen signifikanten Anstieg der Nachfrage im Verlauf des Jahres, was der OPEC+ ermöglichen würde, die Produktion in der zweiten Jahreshälfte schrittweise zu erhöhen.
Von dieser Reduzierung sind 900.000 Barrel pro Tag neu, abzüglich der bereits bestehenden Kürzungen durch Saudi-Arabien und Russland. Die Notwendigkeit dieser Produktionskürzungen ist nicht nur auf das erhöhte Angebot aus den USA, sondern auch auf eine signifikante Abschwächung des Nachfragewachstums zurückzuführen, wobei sich die Nachfrage in China normalisieren und konjunkturelle Faktoren eine milde Rezession in der Eurozone und den USA erwarten lassen.
Geringerer Produktionsanstieg erwartet
Für 2024 wird ein geringerer Anstieg der US-Ölproduktion erwartet, was der OPEC+ weniger Konkurrenz durch die USA bescheren dürfte. Ein weiterer Faktor, der die Verfügbarkeit von US-Öl auf dem Markt verringern könnte, ist die Notwendigkeit der US-Regierung, die strategischen Ölreserven, die 2022 auf ein 40-Jahres-Tief reduziert wurden, wieder aufzufüllen. Selbst ein unerwarteter Anstieg der US-Ölproduktion im Jahr 2024 würde den Aufwärtstrend der Ölpreise nicht beeinträchtigen.
Die Produktionskürzungen der OPEC+ sollten den Ölmarkt zu Beginn des Jahres 2024 trotz schwächerer Nachfrage stabil halten und die Erholung der Preise auf 80 US-Dollar je Barrel stützen. Mit zunehmender Nachfrage im Jahresverlauf wird erwartet, dass der Brent-Ölpreis in der zweiten Jahreshälfte 2024 auf 90 US-Dollar je Barrel und der WTI-Preis auf 75 US-Dollar je Barrel am Ende des ersten Quartals sowie auf 85 US-Dollar in der zweiten Jahreshälfte steigt.
Preisentwicklung und Nachfrage
Zum Ende des Jahres 2023 verzeichnete Gasöl einen Preisrückgang von knapp 20 Prozent im Vergleich zum Jahresanfang, beeinflusst durch den allgemeinen Rückgang der Rohölpreise und eine Angleichung des Crack-Spreads, der die Preisdifferenz zwischen Rohöl und den daraus hergestellten Erdölprodukten misst. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ist für dieses Jahr lediglich ein Anstieg der Gasöl/Diesel-Nachfrage um 219.000 Barrel pro Tag prognostiziert, während die gesamte Ölnachfrage um etwa 1 Million Barrel pro Tag steigen soll.
Die Gasöl/Diesel-Nachfrage könnte somit erneut unterdurchschnittlich wachsen, trotz ihres hohen Anteils von über einem Viertel an der Gesamtölnachfrage. Dieser Trend könnte durch die gedämpfte Konjunkturentwicklung bedingt sein, da die Diesel-Nachfrage aufgrund seiner Rolle in Produktion und Logistik besonders konjunktursensitiv ist. Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass die Kerosin-Nachfrage nach zwei Jahren deutlichen Wachstums in diesem Jahr stagniert, was auf das Ende des Aufholeffekts nach der Coronapandemie zurückzuführen ist.
Die anfängliche Preiserholung bei Rohöl ließ den Dieselpreis auf 800 US-Dollar je Tonne klettern, ein Niveau, das vorerst beibehalten werden dürfte. Ein abnehmender Crack-Spread könnte im Laufe des Jahres einem weiteren Preisanstieg entgegenwirken, was zu einer Dieselpreisprognose von 780 US-Dollar zur Jahresmitte und einem leichten Anstieg auf 810 US-Dollar zum Jahresende führt. Für Kerosin wird ein Preisaufschlag von 40 bis 50 US-Dollar je Tonne gegenüber Diesel erwartet, was den Kerosinpreis zur Jahresmitte auf 830 US-Dollar und zum Jahresende auf 850 US-Dollar je Tonne bringen dürfte.
Industriemetalle: Bessere Zeiten in Sicht?
2023 war für Industriemetalle ein Jahr des Drucks, obwohl sie gegen Jahresende etwas an Boden gewinnen konnten. Positive Impulse für die Preisentwicklung kamen von verbesserten Konjunkturaussichten, signalisiert durch das mögliche Ende der Zinserhöhungsphase der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB), sowie von einer positiveren Sicht auf den chinesischen Markt, wo die Regierung insbesondere dem angeschlagenen Immobiliensektor finanzielle Hilfen zugesagt hat.
Trotz dieser positiven Anzeichen dürfte die Preisstabilität im ersten Quartal noch unsicher bleiben. Ein durchwachsenes Wirtschaftsbild Chinas und zurückhaltende Erwartungen an US-Zinssenkungen führten zu einem verhaltenen Jahresstart für Industriemetalle. Kurzfristig könnte es für diese Metalle schwierig sein, an Wert zu gewinnen, da eine verhaltene wirtschaftliche Entwicklung, besonders in den USA, erwartet wird. Die Zinssenkungserwartungen, die durch eine nachlassende US-Wirtschaft verstärkt werden könnten, dürften jedoch das Preisabwärtspotenzial begrenzen.
Robuste Kupfernachfrage
Im Gegensatz zu anderen Industriemetallen schloss der Kupferpreis das Jahr 2023 mit einem leichten Anstieg ab. Trotz der Belastung durch einen schwachen Bausektor, der laut der International Copper Study Group über ein Viertel der Endnachfrage ausmacht, zeigte sich die Kupfernachfrage, insbesondere in China, robust. Von Mai bis November 2023 stiegen die Importe von unverarbeitetem Kupfer in China um 35 Prozent und erreichten fast das höchste Niveau seit zwei Jahren, obwohl im Dezember ein Rückgang verzeichnet wurde.
Abgesehen von den Höchstständen im Jahr 2020, die als pandemiebedingter Ausreißer gelten, gilt die aktuelle Importrate als stabil, insbesondere angesichts der Rekordproduktion im Inland. Die kürzliche Erholung der Kupfererz-Importe deutet auf eine anhaltend starke Nachfrage hin. Da Kupfer eine Schlüsselrolle in der Elektrifizierung und somit bei der Energiewende spielt, wird erwartet, dass die Nachfrage langfristig stark und weitgehend konjunkturunabhängig bleibt, was einen signifikanten Anstieg der Nachfrage in Aussicht stellt.
Weniger Angebot könnte den Kupferpreis zusätzlich treiben
Zusätzlich verdüstern sich die Aussichten für das Kupferangebot. Nachdem in Panama aufgrund von Bevölkerungsprotesten die größte Kupfermine des Landes, die rund 1 Prozent zur weltweiten Minenproduktion beiträgt, geschlossen wurde, könnte das Angebot an Kupfererz zukünftig knapper werden.
Dies liegt nicht nur an der Schließung in Panama, sondern auch an Produktionsproblemen in führenden Kupferländern wie Chile und Peru. Jeder weitere Ausfall könnte den Markt erheblich unter Druck setzen, wie bereits durch sinkende Verarbeitungsgebühren bei chinesischen Kupferschmelzen angedeutet wird. Angesichts dieser Entwicklungen prognostizieren wir für Kupfer ein signifikantes Aufwärtspotenzial und erwarten eine Preissteigerung auf 9.200 US-Dollar pro Tonne im Jahr 2024.
CO₂-Preis im Fokus
Der CO₂-Preis im EU-Emissionshandel hat seit Mitte Oktober 2023 nachgegeben und erreicht ein 22-Monats-Tief. Ein Erholungsversuch gegen Jahresende verlor rasch an Schwung, da mehrere Faktoren Druck aufbauen: Die EU-Wirtschaft verliert an Dynamik, was besonders für energieintensive Sektoren innerhalb des Emissionshandels eine Herausforderung darstellt, trotz niedrigerer Energiepreise.
Darüber hinaus trägt die schwache Entwicklung in diesen Sektoren zu einem Rückgang des Stromverbrauchs in der EU bei. Gleichzeitig verlieren fossile Brennstoffe, insbesondere Kohle, im europäischen Strommix zunehmend an Bedeutung.
Trendwende unwahrscheinlich
Eine kurzfristige Trendwende erscheint unwahrscheinlich, da die erhöhten Leitzinsen eine rasche wirtschaftliche Erholung bremsen dürften. Für das Winterhalbjahr wird sogar ein Rückgang der EU-Wirtschaftsleistung erwartet, was die Nachfrage nach Emissionszertifikaten vorerst dämpft.
Auf der Angebotsseite zeigt sich ein differenziertes Bild: Für 2024 ist die Ausgabe von Emissionsrechten um fast 7 Prozent geringer als im Jahr zuvor, bedingt durch die einmalige Anpassung an den beschlossenen höheren linearen Kürzungsfaktor, einschließlich der Berücksichtigung der Schifffahrt. Zusätzlich werden durch den REPowerEU-Plan Auktionsvolumen vorverlegt oder neu verteilt, was laut Bloomberg New Energy Finance das Auktionsangebot nur um knapp 1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr reduziert.
Daher dürfte das Potenzial für eine kurzfristige Erholung des CO₂-Preises begrenzt bleiben. Mittelfristig sollten jedoch die Reformen im Rahmen des “Fit-for-55”-Pakets das Angebot an Emissionszertifikaten signifikant reduzieren und zu einem Preisanstieg führen, sobald die wirtschaftliche Flaute überstanden ist.
Edelmetalle und ihre Entwicklung 2024
Im Dezember erreichte der Goldpreis mit 2.135 US-Dollar pro Feinunze ein historisches Hoch und schloss das Jahr 2023 mit einem beachtlichen Anstieg von 13 Prozent ab. Gold zeigte damit eine der stärksten Performance unter den börsengehandelten Rohstoffen. Ein Umdenken bezüglich der Zinserwartungen an die US-Notenbank Fed spielte hierfür eine entscheidende Rolle, nachdem die letzte Zinserhöhung der Fed im Juli 2023 stattfand.
Volkswirte prognostizieren, dass die US-Wirtschaft aufgrund der signifikanten Zinserhöhungen um insgesamt 525 Basispunkte im Frühjahr eine leichte Rezession erleben wird. Die Marktteilnehmer erwarten eine Zinssenkung durch die Fed schon im Frühling, während von unseren Volkswirten eine Reduzierung der Zinsen um 150 Basispunkte bis Jahresende vorhergesagt wird, was die Erwartungen der Fed übersteigt und mit den Marktprognosen übereinstimmt.
Diese Perspektive hat bereits zu einem merklichen Anstieg des Goldpreises geführt. Für die zweite Jahreshälfte wird aufgrund der erwarteten Zinssenkungen ein weiterer Anstieg des Goldpreises auf 2.150 US-Dollar je Feinunze antizipiert.
Die bevorstehenden Zinssenkungen könnten die Investitionsnachfrage ankurbeln, während die hohen Goldpreise die Nachfrage in den wichtigen asiatischen Märkten China und Indien dämpfen könnten, da die Konsumenten dort auf Preise besonders sensitiv reagieren. Zudem ist zu erwarten, dass die Zentralbanken weiterhin Gold erwerben, auch wenn die Rekordmengen der letzten Jahre wahrscheinlich nicht erreicht werden.
Weiterhin Schwankungen beim Silber?
Nach einem Jahr mit vielen Schwankungen schloss der Silbermarkt 2023 bei etwa 24 US-Dollar pro Feinunze, was fast dem Stand zu Jahresbeginn entspricht. Im Vergleich zu Gold zeigte Silber eine schwächere Performance, erkennbar am gestiegenen Gold-Silber-Verhältnis von rund 87. Trotz der angespannten Marktsituation und einem erwarteten physischen Angebotsdefizit von 140 Millionen Unzen (4.354 Tonnen) durch das Silver Institute und Metals Focus, blieb Silber hinter den Erwartungen zurück.
Dieses Defizit markiert das dritte aufeinanderfolgende Jahr eines Angebotsmangels. Treiber der industriellen Nachfrage nach Silber werden vor allem durch die Dekarbonisierung bestimmt, einschließlich der Nachfrage aus den Bereichen Fotovoltaik, Stromnetze, 5G-Technologie, Heimelektronik und der zunehmenden Produktion von Elektrofahrzeugen. Revisionen der Industrienachfrage nach oben durch das Silver Institute deuten darauf hin, dass der Bedarf möglicherweise unterschätzt wurde.
Metals Focus prognostiziert, dass der Silbermarkt auch zukünftig ein Defizit verzeichnen wird. Trotzdem hat sich dies bislang nicht signifikant im Silberpreis niedergeschlagen, was durch allgemeine wirtschaftliche Bedenken, Zinssteigerungen und schwache Investmentnachfrage begründet sein könnte.
Im Laufe des Jahres könnten diese Faktoren an Einfluss verlieren, was den Silberpreis begünstigen und zu einer Annäherung an Gold führen dürfte. Es wird ein Anstieg des Silberpreises auf 30 US-Dollar pro Feinunze bis Ende des Jahres erwartet, was das Gold-Silber-Verhältnis auf 72 reduzieren würde.
Wie wird sich Platin entwickeln?
Im Jahr 2023 verzeichnete der Platinpreis einen Rückgang von etwa 8 Prozent und schloss bei 990 US-Dollar pro Feinunze, was eine deutlich schwächere Entwicklung als die von Gold darstellt. Der Abstand zum Goldpreis erreichte mit 1.100 US-Dollar ein historisches Niveau. Diese Entwicklung überrascht, da der Platinmarkt laut dem World Platinum Investment Council (WPIC) für 2023 ein rekordverdächtiges Angebotsdefizit von 1,07 Millionen Unzen prognostizierte.
Als Ursache für die Preisschwäche gilt unter anderem, dass Automobilhersteller auf während der Corona-Pandemie angelegte Lagerbestände zurückgreifen konnten, wodurch die Knappheit im Angebot gemildert wurde. Dieser Umstand sollte sich jedoch ändern, und der zunehmende Bedarf an Platin wird voraussichtlich die Nachfrage steigern. Auch die erhöhten Zinsen und der fallende Palladiumpreis dürften auf den Platinpreis gedrückt haben.
Für das Jahr 2024 wird ein geringeres, aber immer noch signifikantes Angebotsdefizit von 353.000 Unzen erwartet, was auf eine leicht rückläufige Nachfrage nach einem starken Anstieg zurückzuführen ist. Der weiterhin bestehende Mangel im Angebot deutet auf eine mögliche Preiserholung hin. Zudem wird erwartet, dass Platin von einem prognostizierten Anstieg des Goldpreises profitieren könnte, da die Preisentwicklungen beider Metalle tendenziell positiv korrelieren.
Wer noch mehr zu den besten Anlagemärkten wissen möchte, kann sich zum Beispiel über Investments in Luxusgüter informieren, etwas über die Trends im Forex- und CFD-Handel herausfinden und sich die Erwartungen und Prognosen für das Wirtschaftsjahr 2024 durchlesen.