Razzien in Italien wegen illegalem Glücksspiel erfolgreich
Österreich hat vor vielen Jahren damit begonnen, gegen das illegale Glücksspiel vorzugehen. Das mag teilweise am Glücksspielmonopol liegen, das in Österreich immer noch vorhanden ist. Doch nun verstärkt auch Österreichs Nachbarland seine Untersuchungen hinsichtlich illegalen Glücksspiels und führt seinen bisherigen Kampf gegen Steuerhinterziehung weiter. Die Rede ist von Italien, das Anfang April zahlreiche Lokale überprüft hat.
Gründe für die ausgedehnten Razzien
Italien nimmt aus mehreren Gründen den Kampf gegen illegales Glücksspiel auf:
- Zum einem ist illegales Glücksspiel verboten, weshalb bereits aus diesem Grund die Razzien durchgeführt werden.
- Zum anderen hängt das illegale Glücksspiel mit Steuerhinterziehung zusammen.
- Nicht selten wird das illegale Glücksspiel von kriminellen Organisationen geleitet, weshalb auch der Vorwurf der Geldwäsche ins Spiel kommt.
- Minderjährige sind nicht vor dem Spielen geschützt – das wäre nur bei legalen Glücksspielen der Fall.
So kam es, dass ungefähr 1000 Lokale untersucht wurden und bei einem Viertel dieser Verstöße gefunden wurden. Hierbei betätigten sich die Betreiber der Glücksspiele sehr kreativ und selbst die erfahrenen Polizeibeamten waren hiervon überrascht.
Die Razzien wurden der Pressemitteilung einer italienischen Zeitschrift zufolge in ganz Italien durchgeführt. Hierbei wurden die Überprüfungen keinesfalls zufällig vorgenommen, es gab bei jeder einzelnen Überprüfung einen Verdacht. In erster Linie wurden Verstöße bei Geldspielautomaten entdeckt.
Mehrfach manipulierte Geldspielautomaten
Geldspielautomaten waren im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel immer schon sehr beliebt. Das liegt zum Beispiel an der einfachen Beschaffung der Geräte und dem schnellen und unauffälligen Aufstellen. Zudem gilt in Italien, dass nicht funktionierende oder nicht in Betrieb genommene Geldspielautomaten nicht verboten sind. Das bedeutet: Solange an einem Gerät nicht gespielt werden kann, darf es an Ort und Stelle stehen. Dieses Gerät wird nicht als illegales Glücksspiel betrachtet. Anders sieht es aus, sobald das Gerät doch in Betrieb genommen wird und zum Beispiel nicht am telematischen Netzwerk in Italien angeschlossen ist.
Hängt ein Gerät nicht am telematischen Netzwerk, so wird für dieses keine Steuer bezahlt. Ein weitaus größeres Problem liegt darin, dass viele der Geldspielautomaten manipuliert wurden. So konnten die Spieler an diesen Geräten nicht nur das darauf installierte Automatenspiel spielen, sondern auch Poker. Die betroffenen Geräte führten zum Zeitpunkt der Razzia zum Eindruck, dass sie nicht eingeschaltet waren. Andere Spielautomaten hingegen konnten per Zahlencode vom Spieler selbst eingeschaltet werden, während andere Spielautomaten von den Mitarbeitern einer Bäckerei gesteuert werden konnten. Im Fall einer spontanen Untersuchung wurden die Geräte per App abgeschaltet.
Hinzu kam, dass die Geldspielautomaten nicht nur Poker und das Automatenspiel anboten. Bei einigen der überprüften Automaten konnten Wetten gesetzt werden. Insgesamt wurden 1000 Automaten überprüft und bei 250 Automaten wurden Verstöße gegen das geltende Glücksspielgesetz festgestellt.
Jugendschutz ebenfalls ein Grund für die Überprüfungen
Illegale Glücksspielautomaten üben natürlich auch einen Reiz auf Jugendliche aus. Diese Geräte sind unkompliziert zugänglich und befinden sich, wie die neuesten Razzien bestätigen, in öffentlichen Lokalen. Eine Bäckerei oder ein Café ist auch für Jugendliche zugänglich. Besonders Sportwetten üben einen besonderen Reiz aus, weshalb viele Länder dazu übergehen, Glücksspielwerbung mit bekannten Sportlern zu verbieten. In Italien sieht es aber so aus, dass viele Geräte ebenfalls zum Platzieren von Wetten genutzt werden können. Aus diesem Grund heraus stellen diese besonderen Glücksspielautomaten eine doppelte Gefahr dar.
Grundsätzlich sind Glücksspiele in Italien ein großes Problem. 2018 wurden Zahlen veröffentlicht, denen zufolge Glücksspiele in Italien den drittgrößten Wirtschaftszweig darstellen. 2017 haben alle Italiener knapp 102 Milliarden Euro verspielt. Das stellt im Vergleich zu 2016 einen Anstieg dar. Um einen weiteren Anstieg zu verhindern, wurden die Razzien angesetzt – mit Erfolg wie es aussieht. Doch wo kamen überhaupt die Verdächtigungen her?
Tipps kamen teilweise aus der Bevölkerung
Die Lokale, die überprüft wurden, legte die italienische Finanzpolizei nicht wahllos fest. Stattdessen kamen einige Tipps aus der Bevölkerung. Diesen ging die Polizei über einen längeren Zeitraum nach, sodass die Tipps zuvor bestätigt wurden und die Razzia keinesfalls grundlos durchgeführt wurde. Andere Lokale hingegen wurden von der Polizei festgesetzt. Hier zog die Finanzpolizei Werte aus einer eigenen Analyse heran. Hierbei nutzt die Polizei ein hauseigenes Programm, das den Namen Ga.R.A. hat. Dieses funktioniert auf Landesebene, auf regionaler und auf kommunaler Ebene. Die Besonderheit des Programms liegt in der hohen Erfolgsquote, da das Programm bereits geringste Risiken erkennt.
So können auch Geräte ermittelt werden, die nicht am landesweiten System hängen. Das System soll nicht nur dafür sorgen, dass die Betreiber der Spielautomaten Steuern zahlen. Das System ist auch dafür zuständig, die Geräte selbst zu überprüfen. So können Manipulationen verhindert werden. Solche Manipulationen spielen nicht fair und betrügen die Spieler, sodass der Betreiber der Geräte in den meisten Fällen einen Gewinn erzielt.
Betreiber der Geräte müssen mit hohen Strafen rechnen
Ein italienischer Sender hat veröffentlicht, dass die Betreiber der Geräte mit hohen Strafen rechnen müssen. Einer hat bereits eine Geldstrafe von über 40.000 Euro erhalten. Hierbei scheint es sich um den Betreiber zu handeln, der der italienischen Zeitschrift zufolge drei Spielautomaten betrieb, die nicht am staatlichen Netz angeschlossen waren. Einen anderen Betreiber könnte eine weitaus höhere Strafe erwarten. Dieser betreibt eine Bar, in der ebenfalls illegale Glücksspielautomaten stehen. Die Besonderheit liegt darin, dass der Betreiber erst seit Kurzem aus der Haft entlassen wurde – wegen Drogenhandels verbüßte er eine Haftstrafe.
Die Finanzpolizei hat insgesamt 142 Personen überprüft und in diesem Zusammenhang 20.000 Transaktionen. Viele dieser werden nun in Ruhe intern geprüft. Zu welchem Ergebnis die Polizei hierbei kommt, wird die Öffentlichkeit womöglich niemals erfahren. Positiv ist jedoch, dass die italienische Finanzpolizei ein Zeichen setzt und sich einige Besitzer von Glücksspielautomaten doch ihre Gedanken machen. Eventuell lässt sich so das illegale Glücksspiel in Italien ein Stück weit reduzieren und die Nutzung legaler Online Spielautomaten stärken.