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Tendenz steigend: Online-Betrug durch falsche Kunden

Identitätsdiebstahl stellt bereits seit vielen Jahren ein Problem dar. Seit einiger Zeit lassen sich Betrüger aber eine neue Masche einfallen: synthetische Identitäten. Vor allem in der digitalen Welt nimmt Betrug mit Hilfe erfundener Personen immer mehr zu und verursacht große Schäden.

Computer mit verschiedenen gesichtlisen Menschen auf dem Bildschirm - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

Online-Handel und Bankwesen müssen sich immer mehr gegen Betrug durch falsche Kunden behaupten.

  • Synthetische Identitäten sind frei erfunden und enthalten meist nur wenige reale Informationen wie E-Mail und Telefonnummer.
  • Die gestohlenen Daten stammen aus Datenlecks und werden oftmals über das Darknet erworben.
  • Vor allem Finanzinstitute und Online-Händler sind betroffen und vermelden hohe Verluste.

Synthetische Identitäten als Betrugsmasche

Immer mehr Täter verstecken sich im Internet hinter frei erfundenen Persönlichkeiten, den sogenannten synthetischen Identitäten. Fachleute für IT-Sicherheit rechnen damit, dass diese Form des digitalen Betrugs weiter zunimmt – nicht zuletzt durch den Vormarsch der KI.

Unter anderem berichtet Zeit Online über diese Betrugsmasche. Laut Stephen Topliss von Lexis Nexis Risk Solutions, einem globalen Daten- und Analyseunternehmen, handelt es sich bei solchen erfundenen Identitäten um einen internationalen Trend, der bereits heute viele Länder betrifft.

Kombination aus echten und fingierten Daten

Bei einer synthetischen Identität mischen die Täter echte Daten mit frei erfundenen Informationen. Genutzt werden unter anderem reale Kreditkartendaten, E-Mail-Adressen, Telefonnummern oder Postanschriften. In den USA greifen Täter oft auf entwendete Sozialversicherungsnummern zurück. Die Bausteine stammen überwiegend aus Datenlecks und werden im Darknet gehandelt.

Martin Kreuzer, IT-Experte bei der Rückversicherungs-Gesellschaft Munich Re und früherer Ermittler, nennt drei Hauptmethoden: Entweder entsteht ein Profil durch Mischung realer und erfundener Informationen, es wird vollständig konstruiert – oft mithilfe von KI – oder es basiert auf einer digitalen Kombination mehrerer echter Identitäten.

Echte Identitäten verlieren für Täter an Nutzen

Vor einigen Jahren nutzten Kriminelle häufiger vollständig gestohlene Identitäten. Heute vermeiden viele diese Methode. Der Grund: Wird im Namen eines echten Menschen eingekauft oder Geld bewegt, fällt das häufig rasch auf. Synthetische Identitäten bieten hier Vorteile für die Täter, da es kein direktes Opfer gibt, das den Missbrauch bemerken könnte.

Vor allem viele Einsteiger nutzen synthetische Identitäten als Ausgangspunkt für ihre Aktivitäten. Im Internet kursieren Anleitungen und Programme, die es auch unerfahrenen Nutzern ermöglichen, in kurzer Zeit betrügerische Konten zu erstellen. Fortgeschrittene Täter verkaufen fertige Werkzeuge oder bieten Schulungen an. Die zunehmende Verfügbarkeit solcher Mittel erhöht die Verbreitung.

Digitale Kriminalität wächst spürbar

Seit Beginn der Corona-Pandemie beobachten Cybersicherheitsdienste eine deutliche Zunahme digitaler Betrugsfälle. Die Zahl der Betrugsmaschen im Internet steigt konstant. Täter passen ihre Methoden an neue technische Möglichkeiten an und agieren mit wachsender Präzision. Die Rückversicherung Munich Re stellt fest, dass der Schaden durch solche Angriffe ebenfalls zunimmt. Künstliche Intelligenz spielt dabei eine wichtige Rolle.

„Mittlerweile sehen wir sehr viel mehr dieser synthetischen Identitäten. Diese können auf verschiedene Arten und Weisen genutzt werden: zur Einrichtung von Kundenkonten im Online-Handel oder für die Beantragung von Kreditkarten.“ – Stephen Topliss, Experte für Betrug und Identität bei Lexis Nexis Risk Solutions.

Künstliche Intelligenz verschafft den Tätern einen Vorteil. Sie nutzen automatisierte Systeme, um Phishing-Mails in großem Umfang zu versenden oder Schadprogramme zu entwickeln. Diese Automatisierung senkt die Kosten und beschleunigt die Verbreitung. Der sogenannte Skaleneffekt führt dazu, dass digitale Angriffe immer günstiger und zugleich wirksamer werden.

Banken und der Online-Handel betroffen

Im Bankwesen eröffnen Täter unter gefälschten Namen sogenannte Maultier-Konten. Diese dienen unter anderem der Geldwäsche. Weil die registrierte Person nicht existiert, kann die Aktivität lange unentdeckt bleiben. Sicherheitsbehörden stoßen bei der Ermittlung häufig auf diese Form des Identitätsmissbrauchs.

Ein weiteres Tätigkeitsfeld ist der digitale Handel. Der Handelsverband Deutschland verweist auf eine Untersuchung der Auskunftei Crif. 92 Prozent der befragten Unternehmen im E-Commerce wurden bereits mit gefälschten Kunden konfrontiert. Dabei bestellen Täter Waren auf Rechnung und lassen sie an schwer kontrollierbare Adressen schicken.

„Identitätsbetrug in verschiedenster Form gehört zu den häufigsten Betrugsmaschen im Onlinehandel …So bestellen Betrüger etwa mit gestohlenen Daten auf Rechnung und lassen die Ware an Paketstationen oder leerstehende Wohnungen liefern.“ – Sprecher des Handelsverbands HDE.

Wenige Daten reichen aus

Für eine erfolgreiche Anmeldung bei Online-Shops genügen oft minimale Informationen. Name, Geburtsdatum oder ein gestohlenes Passwort reichen bereits, um ein glaubhaftes Profil zu erzeugen. Händler berichten, dass der Aufwand zur Identitätsprüfung deutlich gestiegen ist. Die Kosten für technische Maßnahmen zur Vermeidung von Betrug belasten viele Unternehmen.

Die Schäden durch digitale Betrugsversuche können weitreichend sein. Experten warnen davor, dass ein einzelner Angriff bei angeschlagenen Firmen ernste Konsequenzen nach sich ziehen kann. Für manche Unternehmen stellt ein Cybervorfall eine wirtschaftliche Belastung dar, die zur Schließung führen kann.

Verluste in Milliardenhöhe

Genaue Zahlen zur Gesamthöhe der Schäden liegen nicht vor. Expertenschätzungen sprechen von Verlusten im Milliardenbereich. Die Polizei unterscheidet in ihren Statistiken nicht zwischen Online- und Offline-Betrugsfällen. Daher bleibt die genaue Dimension im Dunkeln. Laut Handelsverband liegt die durchschnittliche Quote betrügerischer Online-Bestellungen bei etwa drei Prozent.

Die Crif-Umfrage zeigte, dass 43 Prozent der befragten Händler Schäden zwischen 10.000 und 100.000 Euro melden. Rund 20 Prozent berichten von Verlusten über 100.000 Euro.

Fehlende Standards erschweren Bekämpfung

Ein zentrales Problem bei der Bekämpfung solcher Straftaten ist die fehlende Abstimmung zwischen den Staaten. Ralf Wintergerst von dem Sicherheitsunternehmen Giesecke+Devrient und Präsident des IT-Verbands Bitkom erklärt im Bericht von Zeit Online, dass es keinen einheitlichen Standard zur Verifizierung von Identitäten gibt. Viele Länder entwickeln eigene Lösungen, die nicht miteinander kompatibel sind.

Die Finanzströme im Internet kennen jedoch keine nationalen Grenzen. Innerhalb der EU erweist sich eine Standardisierung bereits als schwierig. Auf globaler Ebene ist die Umsetzung noch komplexer.

Lars Vollmer
In meiner täglichen Arbeit habe ich ein einziges Ziel: zu verhindern, dass Leser in Online-Betrügereien oder Betrügereien verfallen.
Geschrieben von: Lars Vollmer
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