Österreich: Forderung nach Einstufung von Sportwetten als Glücksspiel

Österreichische Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Suchtprävention wendeten sich vor einigen Tagen in einem offenen Brief an Politiker auf Bundes- und Landesebene. Sie verlangen, dass Sportwetten ebenfalls als Glücksspiel eingestuft werden, da dies bisher nicht der Fall ist. Während der Spielerschutz dabei eine zentrale Rolle einnimmt, geht es auch um Einnahmen von Glücksspielsteuern.

Experten für Suchtprävention haben in Österreich einen offenen Brief an die Politik veröffentlicht. Darin fordern sie, Sportwetten als Glücksspiele einzustufen.

Zahlreiche Unterzeichner des Briefs

Sportwetten können ebenfalls süchtig machen, doch in Österreich werden sie als einziges EU-Land nicht als Glücksspiel betrachtet. Derzeit gelten Wetten auf Sportereignisse als “Geschicklichkeitsspiel”. Vergangene Woche wurde ein offener Brief mit dem Titel „Sportwetten = Glücksspiel“ an alle relevanten Politiker auf Bundes- und Landesebene geschickt.

Expertinnen und Experten aus der Suchtprävention fordern darin eine Neubewertung. Mehr als 200 Menschen, die aus dem Bereich der Prävention von Glücksspiel kommen, haben den offenen Brief unterschrieben. Dort haben sie unter anderem eine Reihe von Aspekten benannt, die dafür stehen, dass Sportwetten eindeutig Glückspiele sind.

• Schwierigkeit der Vorhersage: Bei Sportereignisse kommen oft unerwarteten Entwicklungen und Überraschungen vor, wodurch sich der Ausgang einer sportlichen Begegnung nie wirklich vorhersagen lässt. Auch offensichtliche Favoriten können gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten das Nachsehen haben.
• Einfluss von Zufällen: Sportwetten unterliegen einer hohen Zufälligkeit, da sie von externen Faktoren abhängen, die sich außerhalb der Kontrolle der Wettfans befinden. Unerwartete Ereignisse wie Verletzungen von Schlüsselspielern, Schiedsrichterentscheidungen oder plötzlicher Wetterumschwung können den Ausgang des Spiels verändern.
• Fehlende Kontrolle der Wettenden: Bei Sportwetten haben Buchmacher-Kunden keinen direkten Einfluss auf das Ergebnis einer sportlichen Begegnung. Im Gegensatz zum Pokerspielen, wo Spieler ihre Handlungen und Strategien anpassen können, um ihre Gewinnchancen zu verbessern, besteht bei Sportwetten diese Möglichkeit nicht. Die Wettenden können nur Vorhersagen treffen, das tatsächliche Ergebnis aber nicht in irgendeiner Weise steuern.
• Begrenzte Wirkung von Fachwissen: Studien zeigen, dass es keinen wesentlichen Zusammenhang zwischen Expertise und der Genauigkeit von Prognosen gibt. Selbst bei exakten Vorhersagen ist ein finanzieller Gewinn nicht garantiert.

Junge Männer als gefährdete Gruppe

Studien zeigen, dass Sportwetten ein erhebliches Suchtpotenzial besitzen. Mehr als ein Drittel der Betroffenen, die bei der Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark Hilfe suchen, verlieren ihr Geld durch Sportwetten, berichtet Monika Lierzer, die Leiterin der Einrichtung laut einem Bericht des Nachrichtenportals ORF.at. Auch der übrige Glücksspielmarkt im Österreich boomt und verzeichnet Umsatzrekorde.

Vor fünf Jahren lag dieser Anteil noch bei etwa zehn Prozent, was eine schnelle Zunahme bedeutet. Hauptsächlich sind junge Männer betroffen, die eine starke Verbindung zum Sport haben. Sie glauben, durch ihr vermeintliches Expertenwissen im Vorteil zu sein und leichter gewinnen zu können, was sich jedoch als Trugschluss erweist.

Gesetzesänderung könnte Staat Mehreinnahmen bringen

Derzeit werden bei Sportwetten in Österreich weder Umsatzsteuer noch Konzessionsabgabe erhoben. Stattdessen fällt lediglich eine Wettgebühr von 2% des Einsatzes an, die beim Platzieren einer Wette zu zahlen ist. Die Unterzeichner des offenen Briefes sehen hier ein großes Potenzial für zusätzliche Einnahmen. Die Experten empfehlen, die Steuereinnahmen zweckgebunden für Sportförderung und Suchtprävention zu verwenden.

Es bleibt abzuwarten, ob die Unterzeichner des offenen Briefes mit ihren Forderungen bei der Politik Gehör finden und ob ihre Argumente dazu beitragen können, die seit langem geforderte Neuregulierung des Glücksspiels in Österreich voranzutreiben.

Sportwetten in Deutschland

In Deutschland gelten Sportwetten als Glücksspiel. Dies wurde durch den Glücksspielstaatsvertrag von 2021 festgelegt, der sowohl stationäre als auch Online-Sportwetten regelt. Laut diesem Gesetz benötigen alle Anbieter eine staatliche Erlaubnis, um Sportwetten legal anbieten zu können. Diese Anbieter müssen Maßnahmen zum Jugend- und Spielerschutz umsetzen und sind auf der sogenannten “Whitelist” der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder aufgeführt.

Sportwetten sind deshalb Glücksspiel, weil der Ausgang von Sportereignissen stark vom Zufall abhängt und sich nur schwer vorhersagen lässt. Das sportbezogene Wissen der Wettenden hat nur einen geringen Einfluss auf die Gewinnchancen, was den Glücksspielcharakter hervorhebt.

Zusätzlich verfolgt der Glücksspielstaatsvertrag das Ziel, Wettsucht zu verhindern, den Schwarzmarkt einzudämmen und den Spieltrieb der Bevölkerung in geordnete Bahnen zu lenken. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass die regulierten Anbieter ein sicheres und überwachsenes Wettumfeld bieten. Mehr über die Top bewerteten Online Buchmacher erfährst du auf unserer Spezialseite zu diesem Thema.