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Österreich: Bald Werbeverbot für Glücksspielanbieter im Sport

Veröffentlicht am: 19.07.2021

Österreich möchte eine eigene Aufsichtsbehörde für Glücksspiele ins Leben rufen. Ein Grund hierfür liegt in der Ibiza-Affäre, weshalb die Politik aus dem Bereich Glücksspiel herausgehalten werden soll. Allerdings gibt es für Glücksspielanbieter und für Sportligen eine schlechte Nachricht: Es sollen Maßnahmen beschlossen werden, die zu einem geringeren Gewinn auf allen Seiten führen.

Ein Fußball liegt im eingezeichneten Eck eines Fußballfeldes.

Österreich plant ein strenges Werbe- und Sponsoringverbot für Glücksspielanbieter und Buchmacher. Hierunter leiden Sportvereine und Buchmacher. (©pixel2013/Pixabay)

Österreich könnte Sponsoringverbot beschließen

Der OVWG hat bereits Anfang des Jahres Kritik geübt, als die ersten Ideen des neuen Glücksspielgesetzes veröffentlicht wurden. Dieser Kritik haben sich nun auch Sportligen und Sportverbände angeschlossen, da womöglich ein Sponsoringverbot ausgesprochen wird. Das würde bedeuten, dass Glücksspielanbieter und auch Buchmacher die beliebten Sportvereine nicht mehr sponsern dürfen. Für die Vereine würde das natürlich einen erheblichen Umsatzverlust bedeuten. Die Sportvereine rechnen die bezahlten Werbemaßnahmen der Glücksspielanbieter fest in ihren Haushaltsplan ein.

Somit befürchten die Sportvereine, dass sie mehrere Millionen Euro pro Jahr verlieren könnten, falls es tatsächlich zu einem kompletten Werbe- und Sponsoringverbot käme. All dies führte dazu, dass die Vereine einen Brief an Sportminister Werner Kogler verfasst haben. Zudem gab es vor ein paar Tagen einen speziellen Kongress mit der Bezeichnung Sport & Marke. Über die Ergebnisse dieses Kongresses wurde die Öffentlichkeit noch nicht unterrichtet.

An diesem Kongress beteiligten sich nicht nur die betroffenen Sportverbände, sondern auch diverse Online Buchmacher. Der Geschäftsführer von bet-at-home, Christian Feichtinger, meldete sich zu Wort und gab deutlich zu verstehen, dass bei einem Werbeverbot der Breiten- und der Spitzensport erhebliche Einbußen erleiden würde.

Sportwettenanbieter ebenfalls von Einschränkungen betroffen

Aber nicht nur die Sportvereine, sondern auch die Online Buchmacher würden unter den negativen Folgen leiden. Immerhin erhalten sie dank Werbung über die Sportvereine ihren Beliebtheitsgrad und verlieren hierdurch keine Spieler. Fällt nun die Möglichkeit des Sponsorings weg, zum Beispiel über Trikots und Banner im Stadion, könnten sie schnell in Vergessenheit geraten. Ein generelles Werbeverbot würde zudem bedeuten, dass die Glücksspielanbieter keine Werbung über das Fernsehen mehr durchführen können.

Wer diese neue Entwicklung im Detail betrachtet, kommt schnell zum Schluss, dass hierdurch die aktuelle Monopolstellung in Österreich erhalten bleibt. Derzeit darf nur der teilstaatliche Konzern Casinos Austria Online Glücksspiele anbieten. Die neue Reform sei zwar laut OVWG grundsätzlich zu begrüßen, nicht jedoch mit einem strengen Werbeverbot. Die neuen Pläne für das neue Gesetz würde alle Unternehmen, die von der EU eine Lizenz besitzen, ins Abseits befördern. Sie dürften ihr Sortiment in Österreich nicht mehr anbieten. Das jedoch würde auch dazu führen, dass der Staat einerseits Steuereinnahmen verliert und andererseits Arbeitsplätze verloren gehen.

Aus diesem Grund bezweifeln viele Organisationen und Fachleute, dass mit der neuen Reform tatsächlich der Spielerschutz in den Vordergrund gerät. Das in Norwegen bestehende Monopol wird auf die gleiche Weise stark kritisiert: Je geringer das Angebot für die Spieler ausfällt, umso höher die Gefahr, dass die Spieler zu illegalen Angeboten abwandern. Daher könnte eine Monopolstellung Experten zufolge das Gegenteil dessen bewirken, das eigentlich beabsichtigt wurde: Die Spielersicherheit erhöhen und die Glücksspiele kanalisieren.

OVWG übt weitere Kritik

OVWGs Präsident Retschitzegger kritisiert am Vorgehen der österreichischen Regierung wesentlich mehr: Der österreichische Verband für Wetten und Glücksspiel sieht sich immer wieder übergangen und zu wenig informiert. Der Verband wird von der Regierung in keiner Weise in dessen Pläne eingeweiht oder gar zu den Plänen befragt. Lediglich über die Presse würde der Verband über die neuesten Entwicklungen erfahren. Immerhin sichert der Verband auch Arbeitsplätze, von denen es in Österreich mindestens 1000 gibt. Diese würden sich in Gefahr befinden, wenn die neue Reform tatsächlich umgesetzt wird.

Ferner weist der Verband immer wieder darauf hin, dass er 170 Millionen Euro jährlich an Steuern bezahlt. Über dieses Einkommen könne sich der Staat nicht mehr freuen, wenn die Reform umgesetzt wird. Aus diesem Grund fordert der OVWG, dass sich Österreich ein Beispiel an anderen Ländern nimmt und die Reform dahingehend ändert, dass Online Casinos legalisiert, aber nicht ausgeschlossen werden. Hierdurch würde ein gesunder Wettbewerb entstehen, der keinesfalls den Spielerschutz gefährdet.

Die Meinung der OVWG wurde auch über eine Studie bestätigt, die von den Universitäten Passau und Osnabrück durchgeführt wurde. Das in Österreich geltende Gesetz würde gegen das EU-Recht verstoßen, weshalb eine Reform gefordert wurde. Nur könne jetzt keine Reform angesetzt werden, die das Monopol in Österreich stärkt.

Forderung nach zeitgemäßen Lizenzsystem wird laut

Die Verluste, mit denen sowohl die Sportvereine als auch die Sportwettenanbieter rechnen müssen, lässt die Forderung nach einem zeitgemäßen und spielerfreundlichen Lizenzsystem laut werden. Zudem wird gefordert, dass es eine bundeseinheitliche Regelung geben soll. Derzeit gibt es für Österreich nur eine Online-Lizenz und neun verschiedene Landeswettgesetze. Lediglich zwei der neun Gesetze zielen zusätzlich auf Online Glücksspiele ab. Deshalb wird gefordert, dass in Zukunft auch ausländische Anbieter ihr Sortiment in Österreich anbieten dürfen.

Würde das bestehende Gesetz zusätzlich verschärft werden, könnte auch eine Bekämpfung der Geldwäsche wegfallen. Der OVWG weist in seinem Positionspapier darauf hin, dass die Mitglieder des Vereins immer für eine Bekämpfung der Geldwäsche eingesetzt haben. Inwiefern sich der Verein durchsetzen kann, wird die nahe Zukunft zeigen.