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Spielerschutz geht vor: Niederlande setzen auf strenge Einzahlungslimits

Autor: Lars Vollmer
Veröffentlicht am: 29.02.2024

Die niederländische Online Glücksspielszene steht vor wichtigen Änderungen. Ab Oktober sollen für Online Casinos und Wettbüros erstmalig strikte Einzahlungslimits eingeführt werden, die sich nach dem Alter der Spieler richten und tägliche, wöchentliche sowie monatliche Obergrenzen setzen. Der Entwurf dieser Regelung, initiiert durch Justizminister Franc Weerwind, befindet sich aktuell in der Konsultationsphase. Branchenbeteiligte haben bis zum 3. April 2024 die Möglichkeit, Feedback zu geben, wie aus Berichten niederländischer Medien hervorgeht.

Bild eines Kanals in den Niederlanden.

Die Niederlande hat sich dafür entschieden, besonders niedrige Einzahlungslimits für Online Casinos festzulegen, um den Spielerschutz zu stärken. (©Chait Goli/Pexels)

So sehen die Einzahlungslimits aus

Die vorgeschlagenen Einzahlungsgrenzen im Rahmen des Glücksspielgsetzes in den Niederlanden setzen neue Maßstäbe für die Branche, denn sie sind im internationalen Vergleich extrem niedrig. Die Regelungen könnten für lizenzierte Betreiber eine erhebliche Umstellung bedeuten. Die Regeln zu den Einzahlungslimits sehen folgendermaßen aus: Für junge Erwachsene bis zum Alter von 23 Jahren sind tägliche Limits von lediglich 5,35 Euro angesetzt. Wöchentlich dürfen sie bis zu 37,50 Euro einzahlen, während das monatliche Maximum bei 150 Euro liegt.

Ältere Spieler ab 24 Jahren stehen vor etwas großzügigeren Bedingungen mit einem Tageslimit von 12,50 Euro, einem Wochenlimit von 87,50 Euro und einem Monatslimit von 350 Euro. Für Neuanmeldungen in Online-Casinos werden diese Beschränkungen als Standard voreingestellt sein. Im Vergleich dazu: In den Online Casinos in Deutschland gilt ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro.

Höhere Limits unter Voraussetzungen möglich

Individuelle Anpassungen der Einzahlungsgrenzen sind unter bestimmten Bedingungen möglich, erfordern jedoch eine ausführliche Konsultation mit dem Kundendienst. Dieses Verfahren folgt einem strikten Ablauf, bei dem zunächst die Bedeutung einer Limitanhebung klar kommuniziert wird. Kunden müssen explizit gefragt werden, ob sie das Risiko akzeptieren, einen höheren täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Betrag zu verlieren, wobei der Begriff „verlieren“ zwingend verwendet werden muss. Der Begriff „einsetzen“ gilt als nicht ausreichend.

Des Weiteren muss der Service-Mitarbeiter des Casinos auf die Gefahren exzessiven Spielverhaltens aufmerksam machen und auf das CRUKS-Register sowie die Unterstützungsangebote von Loket Kansspel hinweisen. Nach dem Beratungsgespräch wird den Anfragenden eine detaillierte Zusammenfassung des Dialogs übermittelt, die auch ihre Antworten umfasst.

Was ist das CRUKS-Register?

Das CRUKS-Register (Centraal Register Uitsluiting Kansspelen) ist ein zentrales Ausschlussregister für Glücksspiele in den Niederlanden. Es wurde eingeführt, um verantwortungsvolles Spielen zu fördern und Spielsucht zu bekämpfen. Personen, die ihr Spielverhalten nicht kontrollieren können oder die aus anderen Gründen vom Glücksspiel ausgeschlossen werden sollen, können sich selbst oder durch Dritte in dieses Register eintragen lassen. Die Registrierung im CRUKS-Register verhindert den Zugang zu allen lizenzierten Online-Casinos sowie zu landbasierten Glücksspieleinrichtungen in den Niederlanden.

Vorgaben zunächst nur für neue Kunden

Nach den anstehenden Gesetzesnovellen betrifft die Regelung der Einzahlungslimits zuerst nur Spieler, die sich neu im Online Casino oder bei einem virtuellen Wettanbieter registrieren. Bestehende Kontoinhaber werden stattdessen durch wiederkehrende Hinweisfenster nach dem Gesetz über die Neuerungen informiert.

Innerhalb der ersten halben Minute nach dem Anmelden im Online Casino oder bei Wettanbietern erscheint ein Hinweisfenster, das die Nutzer auf eine Informationsseite über die neuen gesetzlichen Einzahlungsgrenzen leitet. Sollten die Nutzer entscheiden, dieses Fenster zu schließen, ohne die Informationsseite aufzurufen, wird ihnen dieser Hinweis bei jedem zukünftigen Anmelden erneut angezeigt, bis sie die Seite aktiv aufgerufen haben.

Weitere Regeln für mehr Spielerschutz

Zusätzlich zu den Einzahlungsgrenzen sind im Rahmen der geplanten Änderungen am Glücksspielgesetz weitere Schutzmaßnahmen vorgesehen. Spieler sollen nach jeder halben Stunde eine visuelle Benachrichtigung erhalten, die Aufschluss über die Dauer ihrer Spielzeit sowie über ihre Einsätze, Gewinne und Verluste gibt.

Des Weiteren ist die Einführung eines Verlustlimits vorgesehen, das für alle Anbieter gilt. Die genaue Obergrenze dieses Limits wurde bislang noch nicht festgelegt. Sollte ein Spieler eines der festgelegten Limits erreichen, wird er umgehend automatisch ausgeloggt, um weitere Verluste zu verhindern.

Kanalisierung in Gefahr?

Die jüngsten Maßnahmen reflektieren die Erkenntnisse aus dem Marktanalysebericht der Kansspelautoriteit (KSA) vom Oktober 2023, laut dem Online Glücksspieler durchschnittlich 170 Euro pro Monat ausgeben, während der Durchschnitt bei jungen Erwachsenen bis 23 Jahre bei 59 Euro liegt.

Der niederländische Minister Weerwind ist der Ansicht, dass nur 15 bis 35 Prozent der aktiven Spieler von den neuen Vorschriften beeinflusst werden und zeigt sich unbesorgt hinsichtlich der Lenkung der Spielerströme in den regulierten Markt.

„Es ist nicht zu erwarten, dass (angehende) Spieler die Regelungen als derartige Hürde empfinden, dass sie sich illegalen Angeboten zuwenden. Daher werden die Maßnahmen keine Auswirkungen auf die Kanalisierungsziele haben.“ – Franciscus Weerwind – Minister für Rechtsschutz im Kabinett Rutte IV

Die Grenzen stellen nach Meinung des Ministers einen sinnvollen Mittelweg dar, um einerseits Spieler vor finanziellen Verlusten zu schützen und andererseits ein ansprechendes legales Spielangebot aufrechtzuerhalten. Die Zeit nach der Gesetzesänderung wird zeigen, ob diese Einschätzung zutrifft.