Luxemburg: Staatslotterie stellt Automaten auf
In Luxemburg ist die Ausrichtung von Glücksspielen einzig und allein der staatlichen Lotterie Luxemburgs, der Loterie Nationale Luxembourg, gestattet. In den letzten Jahren allerdings beschwerte sich der Konzern mehr und mehr darüber, dass zunehmend illegale Spielautomaten in den Bars und Cafés des Landes zu finden sein. Wirkliche Unterstützung durch die Behörden blieb aber offenbar aus. Und so hat man sich bei der Staatslotterie jetzt einfach dazu entschlossen, die illegalen Automaten mit eigenen, legalen Spielautomaten zu bekämpfen. Kann dieser Plan aufgehen?
Pilotprojekt bringt rund 60 Automaten in Cafés und Bars
Der Kampf der Loterie Nationale Luxembourg gegen illegale Glücksspielangebote geht in die nächste Runde. Wie die Zeitung „L’essentiel“ berichtet, hat die Staatslotterie ein neues Pilotprojekt gestartet. Konkret geht es hierbei um die Aufstellung von eigenen Spielautomaten im Land, mit denen der Wildwuchs der illegalen Spielautomaten bekämpft werden soll. Das Glücksspiel ist in Luxemburg eigentlich nur unter dem Dach der Staatslotterie gestattet. Vor allem in den letzten Jahren allerdings haben sich immer mehr illegale Spielautomaten im Land verteilt. Die Strafverfolgungsbehörden gehen gegen dieses Problem kaum vor, obwohl die Bars und Cafés die illegalen Automaten in vielen Fällen ganz öffentlich präsentieren. Experten schätzen, dass so mittlerweile mehr als 1.200 illegale Geräte im Land zu finden sind.
Bisher hat sich die Staatslotterie dennoch auf die Unterstützung durch die Behörden verlassen, dabei aber wohl auf das „falsche Pferd“ gesetzt. Nachdem bereits mehrfach Beschwerden nicht registriert bzw. bearbeitet wurden, hat man sich deshalb nun für ein Pilotprojekt entschieden, um die eigenen Spielautomaten im Land aufstellen zu können. Insgesamt rund 60 Automaten sollen demnach in den kommenden Tagen aufgestellt werden.
Großangriff gegen illegale Spielautomaten
Wie die Medien des Landes berichten, kann das Aufstellen der eigenen Automaten durchaus als Großangriff der Staatslotterie betrachtet werden. Geplant ist so offenbar, die legalen Geräte in unmittelbarer Nähe der illegalen Automaten aufzustellen. Auf diesem Wege sollen die Kunden dazu animiert werden, ihre Einsätze in den legalen Geräten zu platzieren. Wählen können die Spieler laut den Medienberichten zwischen gut zehn Spielen an jedem Gerät. Hier finden sich verschiedene Slot-Spiele, aber auch digitales Roulette. Das System hinter den Automaten ist dabei ähnlich wie derzeit auch in vielen Spielhallen und Spielbanken in Deutschland. Spieler müssen zunächst ein Ticket aus einem Automaten ziehen und dieses in den Spielautomaten einschieben. Erst danach kann gespielt werden. Wird ein Gewinn erzielt, wird dieser direkt auf das jeweilige Ticket gebucht und kann mit diesem später in echtes Geld umgetauscht werden.
León Losch, der Leiter der Nationallotterie beschwerte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach über den laschen Umgang der Gesetzgeber mit den illegalen Glücksspielangeboten und erklärte hierzu:
“Es gibt zirka 1.200 Geldspielgeräte in den Cafés und Bars dieses Landes, die nicht registriert sind und deren Anzahl weiter wächst. Die entsprechenden Gesetze existieren und sind unmissverständlich. Es wäre also sehr einfach, sich des Problems anzunehmen. Vor allem, weil einige Cafés eher den Anschein geben, eine kleine Spielhalle zu sein als ein Café.“
Losch spielt damit auf den Umstand an, dass sich manche Betreiber nicht einmal mehr die Mühe machen, ihre illegalen Geldspielgeräte zu verstecken. Und das, obwohl zumindest in der Theorie recht empfindliche Strafen von bis zu sechs Monaten Haft und 25.000 Euro Geldstrafe für das Betreiben illegaler Automaten im Gesetzbuch stehen. Doch fürchten müssen sich die Betreiber vor diesen Strafen offenbar nicht. Dabei geht das Land eigentlich streng gegen illegales Glücksspiel vor. Allein die staatliche Lotterie und das Casino 2000 dürfen ihre Glücksspielangebote zur Verfügung stellen. Spielhallen oder ähnliches sind im ganzen Land verboten. Ebenfalls verboten sind die Online-Casinospiele, wobei Online-Lotto als Ausnahme behandelt wird.
Kritiker sind skeptisch
Um den eigenen Plan von den legalen Automaten verwirklichen zu können, ist die Staatslotterie natürlich auf die Mithilfe der Betreiber angewiesen. Wie berichtet wird, sollen sich beide Partien auf einen 30/70-Deal geeinigt haben. 30 Prozent der Gewinne der Automaten verbleiben bei den Bar-Besitzern, die restlichen 70 Prozent wandern zur Staatslotterie. Diese wiederum nutzt das Geld, um wohltätige Projekte und Organisationen zu unterstützen. Speziell aus diesem Grund sei es sehr wichtig, die illegalen Automaten vom Markt zu drängen, heißt es von der Lotterie. Immerhin hätte man zwischen 2016 und 2018 an den eigenen Terminals rund 37 Prozent weniger Umsatz vermelden können. Darunter wiederum leiden laut Staatslotterie vor allem die mehr als 100 wohltätigten Projekte, die teilweise auf dieses Geld enorm angewiesen sind.
Was in der Theorie erst einmal nach einem klugen Schachzug klingt, ist in den Augen einiger Kritiker eher ein verzweifelter Versuch, die eigenen Automaten an den Start zu bringen. Verpokern würde sich die Staatslotterie demnach vor allem bei der Verteilung der Einnahmen. Zwar würden die Betreiber 30 Prozent der legalen Gewinne einfahren, mit illegalen Geräten könne der Verdienst aber deutlich erhöht werden. Kritiker behaupten deshalb, es sei naiv von der Staatslotterie zu denken, dass auf diesem Wege das Problem wirklich in den Griff bekommen werden kann. In der Tat dürfte dies nur ein kleiner Teil eines langen Weges sein. In den letzten Jahren hat sich das illegale Glücksspiel mehr und mehr im Land verbreiten können. Vor allem der Gesetzgeber und die Strafverfolgungsbehörden sind hier gefordert. Solange die Aufsteller mit den illegalen Automaten gut verdienen und keinerlei Konsequenzen zu befürchten haben, dürfte sich das Bild kaum verändern. Notwendig wird hier zudem ein Umdenken im Gesetz sein. In Luxemburg werden unzählige Casinospiele und Glücksspielvarianten schlichtweg verboten. Verbote haben allerdings schon immer dazu geführt, dass der illegale Markt gestärkt wird. Mit einer Gesetzesänderung könnte man diesem wohl am ehesten den Wind aus den Segeln nehmen.