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Lootboxen in Deutschland: Darum sind sie nicht als Glücksspiel eingestuft

Veröffentlicht am: 03.02.2024

Lootboxen in Videospielen – harmloses Spielerlebnis oder verdecktes Glücksspiel? Diese Frage beschäftigt nicht nur Spieler in Deutschland, sondern auch Gesetzgeber und Verbraucherschützer. Wir haben uns mit der aktuellen Debatte auseinandergesetzt und erklären, warum in Deutschland Lootboxen noch immer nicht als Glücksspiel gelten.

Jugendliche beim Schauenauf ein Smartphone, wöhrend sie auf einem Bett sitzen

Lootboxen in Online Spielen werden von vielen Experten kritisch gesehen. In Deutschland sind sie aber bisher nicht als Glücksspiel eingestuft. (©Vanessa Loring/Pexels)

Lootboxen – Was ist das überhaupt?

Lootboxen, die in Videospielen häufig als virtuelle Schatzkisten präsentiert werden, enthalten zufällige Sammlungen von virtuellen Gegenständen. Diese können von kosmetischen Änderungen wie Skins bis hin zu spielverändernden Elementen reichen. Spieler kaufen Lootboxen, ohne zu wissen, welche spezifischen Gegenstände sie erhalten werden, was zu Vergleichen mit Glücksspielelementen führt.

Pay to Win Prinzip

Lootboxen können neben kosmetischen Items auch Inhalte bieten, die spielerische Vorteile verschaffen. Dieses Konzept, bekannt als Pay-to-Win, ermöglicht es Spielern, durch den Kauf von Lootboxen schneller im Spiel voranzukommen oder Vorteile gegenüber anderen zu erlangen.

In einigen Ländern, wie Belgien und den Niederlanden, wurden Lootboxen in bestimmten Spielen als illegales Glücksspiel eingestuft, was zu einem Verbot in diesen Regionen führte. Auch Spanien denkt darüber nach, Lootboxen zu verbieten. In Österreich ergingen ähnliche Urteile, die Lootboxen unter bestimmten Umständen als Glücksspiel ansehen.

Keine Einstufung als Glücksspiel in Deutschland

In Deutschland hingegen existiert bisher keine eindeutige gesetzliche Regelung, die Lootboxen als Glücksspiel klassifiziert, im Gegensatz zu legale Online Casinos, die klaren rechtlichen Bestimmungen unterliegen. Dies liegt vor allem daran, dass Lootboxen, im Gegensatz zu klassischen Glücksspielen, keinen monetären Gewinn versprechen.

Die Argumentation lautet: Sie bieten im Gegensatz zu traditionellen Glücksspielen wie Roulette oder Lotto den Spielern keinen direkten finanziellen Gewinn. Die in den Lootboxen enthaltenen virtuellen Gegenstände oder Fähigkeiten lassen sich normalerweise nicht in reales Geld umwandeln. Trotzdem gibt es einen florierenden Schwarzmarkt, auf dem Lootbox-Inhalte gegen echtes Geld gehandelt werden.

Die Sicht der Industrie und der Verbraucherschützer

Während Spieleentwickler und -publisher wie EA die Praxis der Lootboxen verteidigen, sehen sie diese als wesentlichen Bestandteil des modernen Spielerlebnisses an. Sie argumentieren, dass Lootboxen eine Form der Spielerüberraschung sind und möchten, dass die aktuelle gesetzliche Situation in Deutschland bestehen bleibt.

Einige Spieleentwickler haben ihre Herangehensweise an Lootboxen geändert, um Transparenz zu erhöhen und Bedenken hinsichtlich des Glücksspielelements zu adressieren. Beispielsweise zeigen einige Spiele nun den Inhalt der Boxen vor dem Kauf an.

Bedenken beim Jugendschutz

Es ist nicht die erste Debatte in puncto Lootboxen in Online Spielen. Verbraucherschutzverbände in Deutschland und Fachleute aus dem Bereich Jugendschutz äußern Bedenken hinsichtlich der Risiken von Lootboxen. Sie befürchten, dass solche Spiel-Features, insbesondere bei jüngeren Spielern, zu problematischem Spielverhalten und sogar zu Spielsucht führen könnten. Sie fordern eine strengere Regulierung und Überwachung dieser Praktiken.

“Lootboxen, die sind aus meiner Sicht nicht akzeptabel, dass sie in Kinder- und Jugendlichenspielen auftauchen und unkritisch Kinder und Jugendliche damit in Berührung kommen.” – Burkhard Blienert, Drogenbeauftragter der Bundesregierung.

Weitere Perspektiven und Meinungen

Die Meinungen über Lootboxen variieren aus Spielersicht stark. Einige Spieler sehen sie als spannenden, integralen Bestandteil des Spiels, während andere sie als störend und potenziell gefährlich empfinden. Es gibt auch Stimmen, die argumentieren, dass Lootboxen eine moderne Art der Monetarisierung in der Spielebranche darstellen und zu deren Weiterentwicklung beitragen.

Experten aus dem Bereich der Spielsuchtprävention betonen die Notwendigkeit, die Auswirkungen von Lootboxen auf das Spielverhalten genau zu untersuchen. Sie schlagen vor, Mechanismen zu implementieren, die eine verantwortungsvolle Nutzung von Lootboxen fördern und vor allem jüngere Spieler schützen.

Die politische Diskussion in Deutschland dreht sich zunehmend um die Frage, ob und wie Lootboxen reguliert werden sollten. Während einige politische Kräfte strengere Regulierungen fordern, warnen andere vor zu weitreichenden Eingriffen in die Freiheit der Spieleentwickler und -publisher.

Kontrolle in der Hand der Eltern

Die Entwicklungen in Deutschland werden genau beobachtet, da sie richtungsweisend für die Behandlung von Lootboxen in Spielen sein könnten. Die Diskussion um Lootboxen spiegelt die wachsenden Herausforderungen wider, mit denen sich die digitale Spielwelt konfrontiert sieht.

Die zukünftige Gesetzgebung in Deutschland wird entscheidend sein, um ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Verbraucher, den Interessen der Spieleindustrie und dem Erhalt des Spielerlebnisses zu finden. Bis dahin liegt die Hauptverantwortung bei den Eltern, den Spielkonsum und die Nutzung von Lootboxen ihrer Kinder zu überwachen und darauf Einfluss zu nehmen. Dies kann eine Herausforderung sein, besonders wenn Eltern wenig über das Thema und mögliche Handlungsoptionen wissen.