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Kritik an Glücksspielsurvey: Zweifel an Minister Lauterbachs Vorgehen

Veröffentlicht am: 27.02.2024

Die jüngsten Ergebnisse des Glücksspielsurveys, die eine dramatische Zunahme der Spielsucht in Deutschland zeigen, haben eine Welle der Skepsis und Kritik ausgelöst. Experten und Opposition hinterfragen die Glaubwürdigkeit der Studie und das Vorgehen des Bundesgesundheitsministeriums. Wir erklären, was es damit auf sich hat und welche Argumente die Kritiker haben. Dokumente und ein Laptop auf einen Holztisch.

An der Glücksspielsurvey 2023 gibt es von von allen Seiten Kritik. Zweifel am Vorgehen werden seitens zahlreicher Experten laut. (©PhotoMIX Company/Pexels)

Unerwarteter Anstieg der Spielsuchtzahlen wirft Fragen auf

Einem Bericht der Welt zufolge sind die jüngsten Ergebnisse des Glücksspielsurveys, die eine Verdreifachung der Spielsüchtigen und eine Verzehnfachung der Personen mit problematischem Spielverhalten aufzeigen, stark umstritten. Die dramatische Zunahme der Zahlen im Vergleich zu früheren Erhebungen hat bei Oppositionspolitikern und Fachexperten erhebliche Zweifel an der methodischen Qualität der Studie geweckt.

Die Kritik richtet sich insbesondere gegen das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und den Prozess der Studienvergabe. Bis 2019 lag die Zuständigkeit für den alle zwei Jahre erscheinenden Glücksspiel-Survey bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Nun sind das Hamburger Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) und die Universität Bremen verantwortlich – ein Wechsel, der auf Betreiben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach erfolgte.

Die Welt berichtet weiter, dass der schnelle Abschluss des Glücksspielatlas 2023 nur drei Monate nach Einreichung des Förderantrags Fragen aufwirft. Das ISD und die Uni Bremen haben ihre Anträge auf Förderung für den „Glücksspielatlas“ erst im August 2023 eingereicht. Die Förderung wurde als “Zuwendung” vergeben, was die Notwendigkeit einer Ausschreibung umging, obwohl andere deutsche Forschungsinstitute möglicherweise ebenso qualifiziert gewesen wären.

Methodische Kritik und politischer Druck

Statistikerin Katharina Schüller bezeichnete die Methodik der Studie als “wissenschaftlich fragwürdig”. Diese Kritik wird durch die schnelle Fertigstellung des Glücksspielatlas und die exklusive Vergabe des Studienauftrags ohne Ausschreibung verstärkt. Die Auswahl des ISD und der Universität Bremen für die Durchführung der Studie ohne eine offene Ausschreibung hat zu weiteren Bedenken hinsichtlich der Transparenz und Neutralität der Forschung geführt. Frühere Ungereimtheiten um Dr. Tobias Hayer von der Uni Bremen, der bereits im Zentrum eines staatlichen Vergabeskandals stand, verstärken diese Bedenken.

Die CDU-Suchtexpertin Simone Borchardt äußerte sich kritisch über die Vorgehensweise des BMG und fordert eine Veröffentlichung der Daten zur Gewährleistung wissenschaftlicher Transparenz. Der starke Anstieg der Zahlen lässt sich laut Borchardt nicht durch Sondereffekte der Coronapandemie erklären.

„Der Verdacht liegt nahe, dass hier schon im Vornherein Absprachen zwischen Studienerstellern und dem BMG getroffen wurden. Das lässt für mich erhebliche Zweifel an der Neutralität der Studie aufkommen. […] Es ist für mich offensichtlich, dass hier nicht sauber gearbeitet wurde. Im Sinne der wissenschaftlichen Transparenz müssen die Daten veröffentlicht werden.“ – CDU-Suchtexpertin Simone Borchardt

Borchardt stellte im Interview mit der Zeit eine Verbindung zu einer früheren Studie des Robert-Koch-Instituts her, die die Coronamaßnahmen des BMG positiv bewertet hat, obwohl auch diese ohne einen öffentlichen Ausschreibungsprozess vergeben wurde. Borchardts Kritik unterstreicht den Verdacht, dass Forschungsergebnisse, die die Regierungspolitik unterstützen, bevorzugt veröffentlicht werden könnten. Dies wirft Fragen bezüglich der Neutralität und Transparenz der Gesundheitspolitik des BMG auf.

Forderungen nach Transparenz und Überprüfung

Angesichts der aufkommenden Kritik und der schwerwiegenden Vorwürfe gegen das BMG und Minister Lauterbach wird der Ruf nach einer unabhängigen Überprüfung der Studienergebnisse und der Vergabeprozesse laut. Die Glaubwürdigkeit des Glücksspielsurveys und des darauf basierenden Glücksspielatlas steht auf dem Spiel, was eine umfassende Klärung der aufgeworfenen Fragen erfordert.

Die Kontroverse um den Glücksspielsurvey und die Rolle des BMG unterstreicht die Notwendigkeit einer transparenten und wissenschaftlich fundierten Forschung im Bereich der Glücksspielsucht. Nur so kann eine effektive Präventions- und Regulierungspolitik gewährleistet werden, die auf verlässlichen Daten basiert.

Die Zukunft der Glücksspielforschung in Deutschland

Die aktuelle Debatte könnte weitreichende Konsequenzen für die Zukunft der Glücksspielforschung in Deutschland haben. Eine Neubewertung der Forschungsansätze und Vergabeverfahren könnte notwendig werden, um das Vertrauen in die wissenschaftliche Integrität der Studien wiederherzustellen.

Die Diskussion wirft zudem ein Schlaglicht auf die politische Dimension der Glücksspielforschung und die Bedeutung einer unabhängigen Wissenschaft. Die Entwicklung transparenter Richtlinien für die Vergabe von Forschungsaufträgen und die Sicherstellung der methodischen Qualität von Studien sind entscheidende Schritte, um die Glaubwürdigkeit der Forschung zu gewährleisten und den Schutz der Verbraucher zu verbessern.