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Glücksspiel-Survey 2023: Die aktuelle Glücksspiellandschaft in Deutschland

Autor: Lars Vollmer
Veröffentlicht am: 15.03.2024

Am 6. März wurde der Glücksspiel-Survey 2024 veröffentlicht. Der Survey stellt eine eingehende Untersuchung zur Glücksspielkultur in Deutschland dar. Diese umfangreiche Analyse beleuchtet die aktuellen Tendenzen und Problematiken im Bereich des Glücksspiels. Wir zeigen, welche Ergebnisse die Studie rund um “Glücksspielteilnahme und glücksspielbezogene Probleme in der Bevölkerung” zutage gefördert hat und fassen die wichtigsten Punkte zusammen.

Spieler vor dem Laptop beim Glücksspiel - Erstellt mit AI durch Betrugstest Prompt.

Der aktuelle Glücksspiel-Survey beleuchtet die Lage auf dem deutschen Glücksspielmarkt. Es sind wichtige Erkenntniss, die diese Studie zutage gefördert hat.

Einführung in den Glücksspiel-Survey

Die Glücksspiel-Survey-Studie 2023, veröffentlicht von wissenschaftlichen Instituten, darunter das Institut für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung (ISD) Hamburg und die Arbeitseinheit Glücksspielforschung der Universität Bremen, liefert wichtige Erkenntnisse über die Teilnahme am Glücksspiel und damit verbundene Probleme in der deutschen Bevölkerung. Finanziert wurde diese umfassende Untersuchung vom Deutschen Lotto- und Totoblock (DLTB), was die Durchführung der Surveys in den Jahren 2021, 2023 und geplant für 2025 ermöglichte.

Für die Datenerhebung zeichnete die INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung in Berlin verantwortlich. Diese Zusammenarbeit sicherte eine methodische Neuausrichtung der Studie, einschließlich der Einführung einer kombinierten Telefon- und Online-Befragung. Ein signifikanter Wechsel im methodischen Ansatz war außerdem die Anwendung des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungen (DSM-5) zur Erfassung glücksspielbezogener Probleme. Dieser methodische Neustart ab 2021 erleichterte einen präziseren Vergleich der Glücksspielbeteiligung und -probleme über die Zeit.

Ziel der Glücksspielstudie

Das primäre Ziel der Glücksspiel-Survey-Studie ist die Erweiterung und Vertiefung epidemiologischer Kenntnisse bezüglich des Glücksspiels innerhalb der Bundesrepublik Deutschland. Durch die Sammlung und Analyse von Daten in zweijährigen Intervallen strebt das Forschungsprojekt an, ein detailliertes Verständnis der Glücksspielteilnahme sowie der Prävalenz glücksspielbezogener Probleme zu entwickeln.

Dieses Wissen dient als Fundament für die Evaluierung und potenzielle Optimierung von Strategien im Bereich des Spieler- und Jugendschutzes. Indem die Studie aufzeigt, wie sich die Glücksspielgewohnheiten und die damit verbundenen Risiken über die Zeit verändern, leistet sie einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung evidenzbasierter Maßnahmen, die darauf abzielen, die Bevölkerung effektiv vor den Gefahren des Glücksspiels zu schützen.

Die Methodik des Glücksspiel-Surveys

Die Methodologie der durchgeführten Glücksspiel-Survey basiert auf einer repräsentativen Auswahl, die sich aus der deutschsprachigen Bevölkerung Deutschlands im Alter von 16 bis 70 Jahren erstreckt. Diese Personen leben in Privathaushalten und verfügen über mindestens eine Form der telefonischen Erreichbarkeit oder sind Teilnehmer eines Online-Access-Panels. Im Zeitfenster zwischen dem 1. August und dem 16. Oktober 2023 führte die INFO GmbH Markt- und Meinungsforschung insgesamt 12.308 Interviews durch, wobei 65,1% der Gespräche telefonisch und 34,9% über das Internet stattfanden.

Die Erfolgsquote der Telefonumfragen lag bei 25,8%, während die Onlinebefragungen eine Teilnahmequote von 17,9% erreichten. Um die Repräsentativität der Stichprobe zu gewährleisten, wurden sowohl Design- als auch soziodemographische Gewichtungen vorgenommen. Eine zusätzliche Anpassung sorgte dafür, dass die anteiligen Verhältnisse von telefonisch zu online durchgeführten Interviews im ausgewerteten Datensatz ein Gleichgewicht von zwei zu einem aufwiesen.

Glücksspielbeteiligung im Überblick

Innerhalb der vergangenen zwölf Monate engagierten sich 36,5% der deutschen Bevölkerung in mindestens einer Form des Glücksspiels. Eine geschlechtsspezifische Auswertung offenbart, dass Männer mit 40,4% häufiger dem Glücksspiel nachgingen als Frauen, die einen Anteil von 32,7% ausmachten.

Verteilung nach Alter

Ein Blick auf die Altersverteilung zeigt einen ansteigenden Trend der Glücksspielbeteiligung mit zunehmendem Alter, gipfelnd bei 41,2% in der Gruppe der 56- bis 70-Jährigen. Personen ohne Migrationshintergrund nahmen mit 38,7% häufiger an Glücksspielen teil im Vergleich zu Menschen mit Migrationshintergrund, die eine Teilnahmequote von 29,8% aufwiesen.

Von allen Teilnehmern spielten 12,2% mindestens einmal wöchentlich, während 3,6% zwei- bis dreimal monatlich, 9,8% einmal im Monat und 11,0% seltener als einmal im Monat Glücksspiele nutzten. Etwa ein Viertel (27,2%) beschränkte sich auf lediglich eine Art von Glücksspiel, 6,9% auf zwei, 1,6% auf drei und 0,9% auf vier oder mehr verschiedene Glücksspielformen.

Stationär oder online?

Eine Präferenz für ausschließlich stationäre Spielorte zeigten 17,3% der Bevölkerung, während rund jede zehnte Person (10,7%) sich einzig auf Online Glücksspiele konzentrierte und 7,8% eine Mischung beider Spielumgebungen bevorzugten, wobei Männer in allen Kategorien überrepräsentiert waren. Das stationäre Glücksspiel erfreute sich vor allem unter älteren Teilnehmern größerer Beliebtheit.

Bei einer differenzierten Betrachtung der Glücksspielformen nahm das klassische LOTTO 6aus49 mit einer Beteiligung von 19,8% die Spitzenposition ein, gefolgt vom Eurojackpot mit 13,0%. Riskante Glücksspielformen, zu denen Automatenspiele, Kasinospiele, Sportwetten und KENO zählen, zogen in den letzten 12 Monaten 6,9% der Bevölkerung an, mit einer leicht höheren Beteiligung im stationären Bereich (4,2%) im Vergleich zum Online-Segment (3,8%).

Risiken am Rande des Vergnügens

Unter den Erwachsenen zwischen 18 und 70 Jahren zeigen 6,1% Verhaltensmuster, die gemäß den Kriterien des DSM-5 auf ein potenziell riskantes Glücksspiel hinweisen, da sie ein bis drei dieser Kriterien erfüllen. Eine manifeste glücksspielbezogene Störung, ebenfalls definiert durch das DSM-5, betrifft 2,4% dieser Altersgruppe, mit einer Konfidenzintervallspanne von 2,1% bis 2,7%.

Innerhalb dieser Kategorie befinden sich 1,0% der Befragten mit einer leichten Ausprägung der Störung und jeweils 0,7% mit einer mittleren bis schweren Störung. Männer sind dabei mit 3,2% signifikant häufiger von einer glücksspielassoziierten Störung betroffen als Frauen, von denen 1,4% betroffen sind.

Die Verbreitung glücksspielbezogener Störungen variiert deutlich zwischen den Anhängern verschiedener Glücksspielformen. Insbesondere unter Teilnehmern, die sich riskanten Spielformen widmen, ist der Anteil mit einer Störung mit 18,8% besonders hoch. (Studie zur Glücksspielsucht als weitere Informationsquelle)

Soziale Dimensionen des Glücksspiels

Rund 6,7% der deutschen Bevölkerung berichten, dass sie Personen in ihrem näheren Umfeld (Familie, Freunde, Bekannte) kennen, bei denen Glücksspiel zu einer erheblichen Belastung oder gar einem ernsthaften Problem avanciert ist, wobei 3,8% diese Erfahrungen in ihrem unmittelbaren sozialen Kreis machen. Von jenen, die in den letzten zwölf Monaten mit Glücksspielproblemen bei nahestehenden Personen konfrontiert waren, ohne selbst glücksspielbezogene Störungen zu zeigen, suchten 12,0% professionelle Beratungsangebote auf.

Zudem wurden erstmalig die spezifischen Belastungen erfasst, die auf Individuen lasten, die zwar nicht persönlich von Glücksspielsucht betroffen sind, jedoch im engen Kontakt zu Betroffenen stehen. Mehr als ein Fünftel (21,9%) dieser Gruppe gibt an, unter einer geminderten Leistungsfähigkeit zu leiden, während ein Viertel (26,0%) Schlafstörungen erlebt. Darüber hinaus berichten 15,0% von stressinduzierten gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck oder Kopfschmerzen und 14,6% von einer Zunahme depressiver Symptome.

Jugend- und Spielerschutzmaßnahmen

Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmenden, nämlich 80,8%, äußerte, dass sie sich über die Risiken des Glücksspiels gut bis sehr gut aufgeklärt fühlen. Besonders präsent ist das Wissen um das gesetzliche Verbot von Glücksspielen für Minderjährige, welches von 86,3% der Befragten anerkannt wird. Weiterhin sind Informationen zu Präventionsmaßnahmen und Warnhinweisen bezüglich der Suchtgefahr des Glücksspiels für 76,5% bzw. 70,3% der Teilnehmenden geläufig.

Es zeigt sich ein leichter Rückgang im Bewusstsein für bestimmte Schutzvorkehrungen seit 2021, insbesondere was die Limitierung monatlicher Spieleinsätze angeht (von 29,3% auf 25,5%). Die Untersuchung erfasste zudem die Akzeptanz verschiedener Schutzmaßnahmen unter den Befragten.

Die höchste Zustimmung erhielt dabei das Verbot von Glücksspielen für Minderjährige, mit einer Befürwortung von 89,5%, gefolgt von der Aufklärung über Suchtrisiken mit 85,5%. Ebenso spricht sich fast drei Viertel der Teilnehmenden (74,2%) für eine Einschränkung der Glücksspielwerbung aus. Im Vergleich zu den Ergebnissen von 2021 stieg die Zustimmung zu nahezu allen erfragten Schutzmaßnahmen.

Vergleich: 2021 vs. 2023

Zwischen den Jahren 2021 und 2023 offenbart die Analyse des Glücksspiels in Deutschland ein weitgehend konstantes Muster der Spielbeteiligung. Eine Ausnahme bilden der Anstieg bei Eurojackpot und ein markanter Zuwachs bei den Soziallotterien, der vermutlich durch Anpassungen in der Erhebungsmethode dieser Spielarten bedingt ist. LOTTO 6aus49 behält seine Spitzenposition mit einer Teilnahmequote von 19,3% im Jahr 2021 und leicht gestiegen auf 19,8% im Jahr 2023, während der Eurojackpot von 10,7% auf 13,0% zulegte. Die Beteiligung an allen anderen Formen des Glücksspiels blieb unter 8%.

Bei den Sportwetten und virtuellen Automatenspielen ist ein geringfügiger Rückgang der Teilnahme feststellbar, was die einzigen signifikanten Änderungen in den Spielgewohnheiten innerhalb dieses Zeitraums darstellt. Hinsichtlich der Prävalenz von glücksspielbezogenen Störungen, basierend auf den Kriterien des DSM-5, ergaben sich keine wesentlichen Unterschiede zwischen den beiden Jahren. Der Prozentsatz der Erwachsenen mit einer diagnostizierten Glücksspielstörung lag 2021 bei 2,3% und nahm 2023 minimal zu auf 2,4%.

Empfehlungen für eine zukunftsfähige Praxis

Die Erkenntnisse des Glücksspiel-Surveys 2023 unterstreichen die unterschiedlichen Risikoprofile der verschiedenen Arten von Glücksspielen, ein Befund, der sich mit den Resultaten zahlreicher nationaler und internationaler Forschungsarbeiten deckt. Es wird empfohlen, dass solche Differenzen in der Ausarbeitung und Implementierung von Schutzmaßnahmen für Spieler und Jugendliche in Deutschland berücksichtigt werden, insbesondere durch die Entwicklung restriktiverer Präventionsansätze für Glücksspiele mit höherem Risikopotential.

Darüber hinaus zeigen die Daten, dass selbst bei Glücksspielformen, die als weniger gefährlich gelten, ein beachtlicher Anteil der Teilnehmenden problematisches Spielverhalten aufweist. Dies deutet darauf hin, dass die Ursachen hierfür oft bei anderen Spielarten zu finden sind. Daher sollte ein umfassendes Paket an Maßnahmen, einschließlich Informationsmaterialien und Schulungen für das Personal zur frühzeitigen Erkennung von Spielsucht, über alle Spielarten und -umgebungen hinweg angeboten werden, um gefährdete Spielerinnen und Spieler zu schützen.

Abschließend lässt sich aus den Umfrageergebnissen eine paradox erscheinende Situation ableiten: Während das Bewusstsein für Jugendschutz- und Spielerschutzmaßnahmen leicht nachlässt, nimmt die Zustimmung zu diesen in der Bevölkerung zu. Dieses Ergebnis sollte als Motivation dienen, die Bekanntheit spezifischer Interventionen, wie die Limitierung von Einsätzen und die Durchführung von Selbsttests, weiter zu steigern.

Zusammenfassung

Der Glücksspiel-Survey 2023, durchgeführt von führenden deutschen Forschungsinstituten und finanziert vom Deutschen Lotto- und Totoblock, beleuchtet die Glücksspielteilnahme und -problematik in Deutschland. Mit einem repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung zeigt die Untersuchung ein weitgehend stabiles Glücksspielverhalten zwischen 2021 und 2023, wobei LOTTO 6aus49 und Eurojackpot die beliebtesten Spiele bleiben.

Signifikante Erkenntnisse umfassen das unterschiedliche Risikopotenzial verschiedener Glücksspielformen und die Notwendigkeit, Jugendschutz und Spielerschutzmaßnahmen entsprechend anzupassen. Die Studie hebt hervor, dass trotz eines leichten Rückgangs im Bewusstsein für Schutzmaßnahmen, die Akzeptanz dieser Maßnahmen in der Bevölkerung gestiegen ist, was die Bedeutung kontinuierlicher Aufklärungsarbeit und die Anpassung von Präventionskonzepten unterstreicht.