GGL muss Anträge ablehnen – Verbände zeigen sich besorgt
Der legale deutsche Markt der Online Glücksspiele erlebt momentan eine Phase der Stagnation. Die zentrale Regulierungsbehörde, die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL), sieht sich gezwungen, eine zunehmende Anzahl von Lizenzanträgen abzulehnen, weil die technischen Anforderungen von den Antragstellern nicht erfüllt werden, wie aus einer Pressemitteilung der GGL hervorgeht. Parallel dazu schlagen Glücksspielverbände in Deutschland Alarm wegen signifikanter Einbußen im Umsatz des legalen Marktes.
Keine ordnungsgemäßen Testumgebungen – GGL fordert bessere Bedingungen
Wie es auch in der Pressemitteilung der Glücksspielbehörde heißt, Im Zeitraum vom 5. bis zum 7. Februar 2024 nahm die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) an der ICE in London teil, einer internationalen Messe im Bereich Gaming und Glücksspiel. Dieses Event bot eine Plattform für die GGL und für viele weitere Unternehmen wie NOVOMATIC, um sich mit Branchenakteuren über die neuesten Marktentwicklungen auszutauschen.
Im Zuge des “Gaming in Germany – Breakfast” präsentierten die Vertreter der GGL zentrale Aspekte ihrer regulierenden Tätigkeiten. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf den Schwierigkeiten bei der Überprüfung virtueller Automatenspiele.
Seit dem Juli des Jahres 2023 hat die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder lediglich zwei neuen Akteuren im Bereich des virtuellen Automatenspiels grünes Licht gegeben. Im gesamten Kalenderjahr konnten lediglich drei Online Buchmachern Erlaubnisse erteilt werden, und hinsichtlich neuer Online-Poker-Plattformen herrscht bereits seit annähernd zwölf Monaten Stillstand.
Gründe für das langsame Vorankommen
Ein zentraler Grund für die schleppende Vergabe von Lizenzen sind Schwierigkeiten bei der Überprüfung der Spiele. Die GGL muss uneingeschränkten Zugang zu den Spielen erhalten, um virtuelle Automatenspiele und deren Anbieter zuzulassen. Dies setzt voraus, dass Anbieter eine voll funktionsfähige Testumgebung bereitstellen.
Hierbei stößt die Behörde immer wieder auf Probleme. Es stellte sich heraus, dass eine Mehrheit der Antragstellenden keine adäquate Testumgebung vorweisen konnte. Daraus resultierend sah sich die GGL gezwungen, diverse Anträge abzulehnen. Es wird erwartet, dass weitere Anträge aus denselben Gründen abgelehnt werden. Daher appelliert die Behörde an die Antragsteller, von Anfang an Anträge einzureichen, die den Anforderungen entsprechen. Um dies zu unterstützen, plant die GGL für dieses Jahr erneut ein Webinar anzubieten.
Schon im Jahr 2023 lud die GGL aktuelle und potenzielle Antragsteller zu einem digitalen Informationsaustausch ein, um die Kriterien für einen erfolgreichen Antrag zu diskutieren. Trotz der Herausforderungen blickt die Behörde optimistisch auf den Rest des Jahres 2024.
Immer weniger Umsätze auf dem legalen Markt
In den vergangenen zwölf Monaten hat sich die Anzahl der legalen Online Glücksspielbetreiber nur minimal erhöht, während deren Umsätze deutlich eingebrochen sind. Ein Blick in die offiziellen steuerlichen Einnahmen des Bundesfinanzministeriums offenbart den Trend.
Gegenüber 2022 haben sich die Umsätze in den Bereichen Online Sportwetten, Online Poker und virtuelles Automatenspiel im Jahr 2023 signifikant verringert. Dies lässt sich an den Steuerdaten ablesen, die aufgrund des konstanten Steuersatzes auf die Bruttospielerträge eine präzise Analyse ermöglichen.
Insbesondere bei Online-Sportwetten wurde ein Umsatzrückgang von nahezu 5,2% verzeichnet, während Online-Poker-Anbieter einen noch stärkeren Rückgang von 7,5% zu verbuchen hatten. Am stärksten betroffen ist der Bereich des virtuellen Automatenspiels, wo die Bruttospielerträge des legalen Marktes um mehr als 38% gesunken sind.
Der Schwarzmarkt profitiert
Der Schwarzmarkt zieht den größeren Nutzen aus der aktuellen Lage des legalen Online-Glücksspielsektors, so der Deutsche Online Casinoverband (DOCV) und der Deutsche Sportwettenverband (DSWV). Ihrer Meinung nach liegt der Grund für den Umsatzrückgang darin, dass das Spielerverhalten sich nicht reduziert, sondern lediglich auf nicht regulierte Anbieter verlagert hat.
Diese Ansicht wurde von Dr. Dirk Quermann und Mathias Dahms, den Präsidenten der Verbände, letzte Woche auf der Glücksspielmesse ICE London 2024 zum Ausdruck gebracht. Ihrer Ansicht nach trägt die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) eine Mitschuld an dieser Entwicklung, indem sie sich in Fragen der Regulierung durchweg für den restriktivsten Weg entscheidet, anstatt die bestehenden Spielräume zu nutzen.
Schwerer Stand für legale Anbieter
Die strengen regulatorischen Bestimmungen des Glücksspielstaatsvertrags 2021 erschweren es den legalen Anbietern in Deutschland, wettbewerbsfähig zu bleiben. Insbesondere im Bereich der Sportwetten ist das legale Angebot im Vergleich zu Möglichkeiten, die beispielsweise in Großbritannien existieren, deutlich eingeschränkt.
„Das ist maximal 13 Prozent dessen, was in Großbritannien möglich ist. Wir sind da gegenüber ausländischen Anbietern und dem Schwarzmarkt nicht wettbewerbsfähig.” – Mathias Dahms, Präsident DSWV.
Die GGL hingegen hält derartige Vergleiche für nicht angebracht und betont in ihrer jüngsten Mitteilung, dass durch die neue Rechtslage legale Glücksspielanbieter von Rechtssicherheit profitieren. Ein direkter Vergleich mit Akteuren des illegalen Marktes sei daher nicht sinnvoll.
Trotz unterschiedlicher Standpunkte bleiben die Verbände und die Behörde im Dialog. Die GGL zeigt sich zuversichtlich, dass der fortgesetzte Austausch zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen wird. Ob sich diese Hoffnung auch positiv auf die Umsatzzahlen der legalen Anbieter auswirken wird, steht noch aus.