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GGL entzieht Tipster Lizenz für Deutschland

Veröffentlicht am: 05.07.2023

Seit der Einführung des Deutschen Glücksspielstaatsvertrages ist die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder für die Vergabe von Lizenzen zuständig. Aber: Diese Behörde muss ebenfalls überprüfen, ob die lizenzierten Glücksspielunternehmen die Regeln einhalten. Ist dies nicht der Fall, dürfen Strafen vergeben werden, zu denen auch der Entzug der Lizenz zählt. Diese Maßnahme hat die GGL nun gegenüber Tipster angewandt.

Während eines Fußballspiels hält ein Fan eine Länderfahne hoch.

Die Deutsche Glücksspielbehörde ist dafür zuständig, die Sicherheit aller Glücksspielfans zu gewährleisten. Aufgrund der letzten Vorkommnisse hat die GGL Tipster die deutschlandweite Lizenz entzogen.(©terimakasih ©️Pixabay)

Tipster ist nicht mehr auf der Whitelist

Die Whitelist wird von der GGL auf deren Internetseite veröffentlicht und soll allen Spielern die Information ermöglichen, welcher Glücksspielanbieter sicher ist und somit alle Vorschriften einhält, die über den Deutschen Glücksspielstaatsvertrag definiert wurden. Für einen guten Überblick unterteilte die GGL die Whitelist in mehrere Kategorien: Sportwetten, Lotterien, Pferdewetten, virtuelle Automatenspiele, Online-Poker, Online-Casinospiele, gewerbliche Spielvermittlung und Casinospiele vor Ort. So kann jeder Glücksspielfan sofort in der entsprechenden Kategorie nachsehen.

Das Glücksspielunternehmen Tipster taucht nicht mehr in den eben erwähnten Kategorien auf. Demzufolge hat die GGL dem Unternehmen die komplette Lizenz entzogen. Wie sich der Pressemitteilung der GGL entnehmen lässt, geschah dies am 15.6.2023. Der Grund für die Zurücknahme der Lizenz liegt darin, dass die Erlaubnisvoraussetzungen für den legalen Betrieb durch den Anbieter nicht mehr gewährleistet sei. Weiter führt die GGL aus, dass solch eine Pressemitteilung deshalb veröffentlicht wird, um die Verbraucher zu schützen. Welchen Verstoß Tipster begangen hat, wird hierbei nicht näher erläutert. Die Lizenz hatte Tipster erst vor wenigen Monaten erhalten.

GGL schreckt auch nicht vor großen Playern zurück

Die einzige Information, die sich zusätzlich in der Pressemitteilung befindet, kann als Drohung aufgefasst werden: Die GGL gab darin bekannt, dass sie ihre Aufgabe sehr ernst nimmt und auch vor großen Playern nicht zurückschreckt. Der Vorstand der GGL, Roland Benter, gab zu verstehen, dass sie konsequent vorgehen, sobald ein Lizenzinhaber gegen die elementaren Regeln des Glücksspielstaatsvertrages verstößt. Deshalb wäre es interessant, welchen Verstoß Tipster begangen hat, durch den die Wettfans einen Schaden erleiden können. Entsprechende Informationen befinden sich jedoch auch nicht in anderen Nachrichtenportalen . Diese geben nur klar zu verstehen, dass Tipster wohl jahrelang einen Steuerbetrug begangen hat. Über Risiken für Wettfans wurde nichts erwähnt.

Um die Steuerhinterziehung durchführen zu können, hat Tipster zwei Buchhaltungen installiert. Über diese wurden einerseits Einsätze der Kunden legal in die Buchhaltung aufgenommen und auch korrekt versteuert. Über einen anderen Server wurden Einsätze verbucht, die jedoch nicht in der Steuererklärung in Erscheinung traten. Hierdurch soll das Glücksspielunternehmen ungefähr 700 Millionen Euro nicht versteuert haben. Die zwei getrennten Buchhaltungen waren möglich, da jedes Spielgerät je einer Buchhaltung fest zugeordnet wurde. Der Tipp über dieses Vorgehen wurde im Übrigen von einem Mitarbeiter abgegeben, weshalb die Polizei über 2,5 Jahre hinweg bezüglich Tipster ermittelte. Vor knapp zwei Monaten kam es zur Razzia, die nicht nur bei Tipster selbst, sondern auch bei der Tochtergesellschaft Tipster Service GmbH stattfand.

Mehrere Personen wurden verhaftet

Im Rahmen der Überprüfung mehrerer Geschäftsräume wurden auch mehrere Personen verhaftet. Die Razzia fand hierbei nicht nur in Köln, sondern auch auf Malta statt. Demzufolge wurden so gut wie alle Geschäftsräume von Tipster, beziehungsweise der Tipster Service GmbH durchsucht. Die Tipster Service GmbH hat als Tochtergesellschaft die Aufgabe übernommen, Softwarelösungen zu entwickeln. Diese wurden dann für die verschiedenen Sportwetten verwendet, damit Wettfan auch online Wetten platzieren können.

Im April wurde noch erwähnt, dass sich die Untersuchungen und die Konsequenzen nicht auf Tipster selbst auswirken würden. Es wurde in der Folge auch öffentlich bekannt gegeben, dass ein Insolvenzverwalter bestellt wurde, der seine Arbeit bereits aufgenommen hat. Alle Mitarbeiter sollten zum damaligen Zeitpunkt allerdings nicht von einer Aussetzung der Löhne und Gehälter betroffen gewesen sein. Was jedoch bereits im April auffiel: Das Online-Portal von Tipster war nicht mehr erreichbar, weshalb keine Wetten platziert werden konnten. Inzwischen jedoch lässt sich das Portal nun wieder über andere Webseiten aufrufen. Selbstverständlich ist es aber nach dem Entzug der Lizenz nicht mehr legal, dort Wetten zu platzieren.

Auswirkungen auf Wettfans

Womöglich ist der Zugang zum Portal wieder möglich, damit die Kunden ihr Guthaben auszahlen lassen können. Neuanmeldungen von Spielern und das Setzen von Wetten dürften nicht mehr möglich sein. Es sollte jedoch jeder beachten, dass aufgrund des beantragten Insolvenzverfahrens Besonderheiten installiert werden könnten, damit die Spieler an ihr Guthaben gelangen. Für die Zukunft muss sich jedoch jeder einen anderen Wettanbieter suchen, der sich auf der Whitelist der GGL befindet. Tipster war dafür bekannt, nicht nur Wettmöglichkeiten für jede in Deutschland beliebte Sportart anzubieten. Dieser Sportwettenanbieter bot auch verschiedene Wettoptionen an. Erfahrungen zufolge waren insbesondere die Langzeitwetten beliebt, die nicht jeder Sportwettenanbieter zur Verfügung stellt.

Tipster Limited ist ein Unternehmen, das zusätzlich einen Firmensitz auf Malta besitzt und seit dieser Zeit eine Lizenz der maltesischen Aufsichtsbehörde besitzt. Aus diesem Grund hat das Unternehmen bereits vor dem Deutschen Glücksspielstaatsvertrag ihr Angebot in Deutschland präsentiert, und zwar zum Teil legal. Das lag daran, dass die Regierungsbehörde in Darmstadt dem Unternehmen eine Lizenz erteilte. Somit berief sich Tipster nicht wie andere Glücksspielunternehmen auf die europäische Dienstleistungsfreiheit.

Seite nicht mehr aufrufbar

Die für Deutschland kreierte, offizielle Seite der Tipster Limited ist nicht mehr aufrufbar. Es erscheint seit der Durchsuchung im April die Meldung, dass es technische Störungen gibt. Allerdings ist das Angebot von Tipster immer noch aufrufbar, und zwar über andere Seiten. Auf den ersten Blick sieht es hierbei so aus, als handele es sich um die offizielle Seite. Deshalb sollten alle Glücksspielfans im Moment sehr aufmerksam sein, welche Seite sie aufrufen. Aus diesem Grund hat die GGL über die Pressemitteilung auf die Rücknahme der Lizenz aufmerksam gemacht. Wer diese Meldungen liest, ist über die aktuelle Situation informiert. Anders sieht mit es mit denjenigen aus, die die Pressemitteilung nicht gelesen haben. Aber diese Spieler sollten aufmerksam werden, wenn die bisher genutzte Webseite nicht mehr aufrufbar ist und sich Gedanken machen, über welches Portal sie sich einloggen.