Erneute Razzia bei der Novomatic AG
In Sachen Glücksspiel ist das Unternehmen Novomatic aus dem österreichischen Gumpoldskirchen noch immer das Aushängeschild des Landes. Allerdings wackelt die glanzvolle Fassade des Glücksspielriesen in diesen Tagen gewaltig. Schon seit geraumer Zeit sieht sich die Novomatic AG mit verschiedenen Vorwürfen konfrontiert. Und diesen wird nachgegangen. In den vergangenen Tagen gab es wieder eine Razzia der Behörden beim Unternehmen. Aktionäre dürften unruhig werden, schließlich ist zuletzt auch Geschäftsführer Harald Neumann zurückgetreten. Droht eine handfeste Krise?
Strache-Affäre brachte Novomatic in den Fokus
Harte Zeiten für den österreichischen Glücksspielriesen Novomatic. Der Branchen-Gigant (2018 Umsätze von rund fünf Milliarden Euro) ist bereits vor einiger Zeit durch die sogenannte „Strache-Affäre“ unter Druck geraten. Ein Video zeigte den Politiker in einem Gespräch mit einer vermeintlichen russischen Oligarchentochter in einer Villa auf Ibiza. In dem Video erklärte Strache, dass Novomatic an alle Parteien in Österreich zahlen würde – und lockte damit das Interesse der Behörden auf den Konzern. Bereits im letzten Jahr kam es im August und im November zu Razzien bei Ex-FPÖ-Chef Heinz Christian Strache und dem Konzern aus Gumpoldskirchen. Das Schauspiel hat sich nun vor einigen Tagen wiederholt. Noch immer geht es dabei in den weiterführenden Ermittlungen unter anderem um den Vorwurf, dass sich Novomatic seine Glücksspiellizenzen „gekauft“ habe, indem den Parteien und Entscheidern Gelder zugeschoben wurden. In diesem Zusammenhang machen seit einiger Zeit auch Gerüchte die Runde, dass sich Novomatic durch die Ernennung von Peter Sidlo zum Finanzchef der Casinos Austria erhoffte, von der FPÖ bestimmte Gefälligkeiten mit Blick auf die Ausgabe der Glücksspiellizenzen zugesprochen zu bekommen. Sidlo war früher als FPÖ-Bezirksstadtrat der Stadt Wien zuständig. Wenig überraschend wurden die Vorwürfe von allen Beteiligten zurückgewiese. Für einen faden Beigeschmack sorgt allerdings die Tatsache, dass Novomatic seine Anteile an der Casinos Austria AG mittlerweile an die tschechische Sazka-Gruppe verkauft hat. Diese hält nun stolze 53,2 Prozent der Casag. Darüber hinaus erklärte Novomatic vor rund einem Monat, dass man sich zu großen Teilen vom österreichischen Markt zurückziehen wolle.
Kreis der Verdächtigen wird ausgeweitet
Im Fokus der Behörden steht Novomatic allerdings längst nicht mehr allein. Stattdessen veranlasste die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) auch die Überprüfung von zwei Vertragspartnern der Österreicher. Hierbei soll es sich zum einen um einen Wirtschaftsprüfer aus Linz handeln. Zum anderen steht auch das Institut für Sicherheitspolitik (ISP) im Fokus. Dessen Vorsitzender ist der ehemalige FPÖ-Abgeordnete Markus Tschank. Wie es heißt, wird auch hier aufgrund des Verdachts von Bestechung, Veruntreuung und Amtsmissbrauch ermittelt. Konkret wird Novomatic offenbar verdächtig, sich als Sponsoringpartner der ISP getarnt zu haben, um so rund 240.000 Euro an das Institut zu überweisen. So berichtet es die österreichische Kronen-Zeitung. Bisher ist allerdings noch nicht bekannt, welche ermittlungsrelevanten Gegenstände bei der Razzia sichergestellt werden konnten.
Aber auch in den Reihen von Novomatic überschlugen sich in den letzten Wochen quasi die Meldungen. So erklärte jüngst Harald Neumann, dass er nach sechs Jahren als Geschäftsführer in Gumpoldskirchen zurücktreten werde. Die Führung des Unternehmens liegt demnach ab sofort auf den Schultern der Vorstandsmitglieder Ryszard Presch und Johannes Gratzl. Ganz verabschieden wird sich Neumann demnach aber wohl nicht. So ist geplant, dass dieser im Aufsichtsrat einen Posten übernehmen wird und bei internationalen Projekten beraten assistieren kann. Neumann selbst betonte, dass der Rücktritt familiäre Gründe habe und nicht etwa ein Resultat der anhaltenden Ermittelungen sei.
Österreichischem Markt steht möglicherweise Gesetzesreform bevor
Auswirkungen hat die Thematik rund um Novomatic und Novoline Online Echtgeld Casinos möglicherweise auf die gesamte Glücksspielbranche in Österreich. Unlängst wurden Forderungen laut, dass die Aufgaben künftig stärker verteilt werden sollen. Der Finanzminister Gernot Blümel von der ÖVP forderte zuletzt zum Beispiel die Einführung einer neuen Glücksspielbehörde. Gegenüber dem „ORF“ erklärte der Politiker, dass man so die Mehrfachrolle des Finanzministeriums auflösen könne. Die Zuständigkeiten in diesem Bereich würden enorm zu Laste des Finanzministeriums gehen, da dieses zum Beispiel für die Eigentümervertretung, die Regulierung und die Lizenzierung der Branche zuständig sei. Gerade auch deshalb, weil durch die Online-Branche ein neuer und mächtiger Zweig wachse, müsse man hier die Bereiche künftig bessere aufteilen, so Blümel. Beschäftigt hat sich mit dieser Thematik nun auch der Interessenverband ÖVWG. Die Österreichische Vereinigung für Wetten und Glücksspiel fordert, dass der Markt für internationale Glücksspielanbieter im Zuge einer Reform geöffnet werden sollte. So könne man das seit 2016 geltende Monopol der Casinos Austria AG aufheben, so Raffaela Zillner, die Generalsekretärin der Vereinigung. Zudem erklärte Zillner, dass die Überarbeitung eine „dringende Notwendigkeit“ sei.
In der Tat ist der österreichische Markt in diesem Zusammenhang nicht unbedingt auf dem Niveau anderer europäischer Länder. So dürfen Online Casinos ihr Angebot im deutschen Nachbarland nur zur Verfügung stellen, wenn es sich um eine Tochter der Casinos Austria handelt. Alle anderen Anbieter sind offiziell illegal. Genau wie in anderen Ländern, hat der Schwarzmarkt in Österreich allerdings das Sagen. Nicht-lizenzierte Anbieter erwirtschaften rund 70 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche. Aus diesem Grund wir gefordert, dass sich die privaten Anbieter künftig für eine Lizenz bewerben können, um die Umsätze auf den legalen Markt zu schieben. Ob dies wirklich im Zuge einer Neuausrichtung passieren wird, ist jedoch offen. Spielerschützer kritisieren, dass Spieler durch die Online Casinos rund um die Uhr Zugang zu Glücksspielangeboten haben. Gleichzeitig erklären Befürworter, dass dem Staat zahlreiche Steuereinnahmen durch die Hände gehen. Zudem sei der legale Markt in Österreich schlichtweg nicht attraktiv genug, was die Spieler zwangsläufig zu ausländischen Anbietern treiben würde. Durch eine Regulierung und Lizenzierung könnten diese aber dennoch durch die Behörden Österreichs überwacht werden. In Deutschland steht ebenfalls eine Reform des Glücksspielwesens auf dem Programmplan. In den letzten Monaten wurden zahlreiche Gespräche geführt, nun soll der neue Glücksspielvertrag ausgearbeitet werden. Umgesetzt werden soll dieser dann ab 2021.