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Die Nebeneinkünfte der Bundestagsabgeordneten: Das sind die Geldgeber der Politiker

Autor: Lars Vollmer
Veröffentlicht am: 30.05.2023

10.323,29 Euro monatlich bekommen die Bundestagsabgeordneten aktuell für ihre Arbeit im Parlament. Dadurch sollen die Politiker angemessen entschädigt werden und den Fokus auf die Politik legen. Dennoch dürfen sie sich Geld dazuverdienen, müssen dieses Nebeneinkommen aber melden, wenn es mindestens 1.000 Euro monatlich bzw. 3.000 Euro jährlich beträgt. Davon haben alleine 2022 insgesamt 177 Abgeordnete des Bundestags profitiert, wie wir für euch herausgefunden haben. Dafür haben wir alle offiziellen Profile der Parlamentarier erfasst und die Höhe der Nebeneinkünfte im letzten Jahr sowie die übernommenen Reisekosten miteinander verglichen. Außerdem haben wir untersucht, von welcher Institution das zusätzliche Geld für die Politiker besonders häufig kommt.

Das Ergebnis: Mit einem durchschnittlichen Nebeneinkommen von 21.687 Euro pro Person sind die Abgeordneten der Partei Die Linke im Jahr 2022 Topverdiener. Die Mitglieder der CDU/CSU verdienen sich pro Jahr im Schnitt 11.349 Euro neben ihrer monatlichen Abgeordnetenentschädigung in Höhe von 10.323,29 Euro dazu, die AfD folgt mit 8.722 Euro. Bei den Regierungsparteien fällt das Nebeneinkommen kleiner aus: 8.629 Euro beträgt die zusätzliche Geldsumme bei den Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen, 6.840 Euro sind es bei der SPD. Am wenigsten verdienen die Abgeordneten der FDP: Lediglich 6.631 Euro zusätzlich fließen im Schnitt jährlich auf das Konto eines Freien Demokraten.

Einen Überblick über die durchschnittlichen Einnahmen pro Partei könnt ihr hier einsehen:

Und welcher Politiker konnte 2022 besonders viel nebenbei verdienen? Spitzenreiterin bei den Nebeneinkünften ist Dr. Sahra Wagenknecht (Die Linke), die vor allem durch ihr Buch und Auftritte im letzten Jahr insgesamt um eine Bruttosumme von 758.696 Euro reicher geworden ist. Das hat Auswirkungen auf ihre Arbeit im Bundestag, wo sie an der Hälfte der Abstimmungen nicht teilnehmen konnte. Mit einem Nebeneinkommen von 718.250 Euro folgt ihr Dr. Ophelia Nick von Bündnis 90/Die Grünen auf dem zweiten Platz. Nezahat Baradari von der SPD ist neben ihrem politischen Amt weiterhin als Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin tätig. Dadurch und durch ihre Beratungsrolle in der Arztpraxis ihres Mannes hat sie sich 2022 482.056 Euro dazuverdient. Rechtsanwalt und AfD-Abgeordneter Enrico Komning hat seinen Beruf im letzten Jahr ebenfalls ausgeführt und damit 384.257 Euro zusätzlich eingenommen. Bernhard Loos von der CSU komplettiert die Top Fünf mit einem jährlichen Nebeneinkommen von 249.543 Euro.

Auch innerhalb der Parteien fließt viel Geld: Als Parteivorsitzender, Generalsekretär bzw. Bundesschatzmeister der SPD stehen Lars Klingbeil, Kevin Kühnert und Dietmar Nietan monatlich 9.000 Euro zusätzlich zu – im Jahr entspricht das 108.000 Euro. Noch mehr Geld verspricht das Amt des Generalsekretärs bei der CDU, wo Mario Czaja seit Februar 2022 10.662 Euro pro Monat verdient – inklusive einem 13. Monatsgehalt.

Welche Politiker sich ebenfalls etwas dazuverdient haben und wie hoch dieses Einkommen ausfällt, erfahrt ihr hier:

Eine Rede durch die Bundestagsabgeordneten lassen sich Institutionen einiges kosten: Knapp 186.000 Euro haben die Parlamentarier 2022 an übernommenen Reisekosten angegeben. Ein Verein, der sich auf die Förderung der deutsch-israelischen Beziehungen fokussiert, führt dabei die Liste an. Insgesamt 76.380 Euro hat ELNET Deutschland e.V. im letzten Jahr für die An- und Abreise der Bundestagsabgeordneten zu verschiedenen Veranstaltungen aufgewendet. Die Robert Bosch Stiftung fördert laut eigenen Angaben Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Globale Fragen. Für diverse Veranstaltungen, zu denen Bundestagsabgeordnete eingeladen werden, investierte die Stiftung 2022 70.936 Euro in die Reisen der Politiker. Die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung zahlte Abgeordneten, allesamt aus der Unionsfraktion, 2022 18.593 Euro für die Geschäftsreise.

Einen Überblick über die Geldgeber für die Geschäftsreisen der Abgeordneten findet ihr hier:

Im Hinblick auf die Parteien waren besonders die Vertreter der SPD und der CDU/CSU im letzten Jahr auf fremde Kosten unterwegs (73.225 bzw. 64.816 Euro). Mit 27.036 bzw. 16.673 reisten auch die Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen und der FDP teuer. Überschaubar sind die Angaben bei Mitgliedern der Linkspartei (4.193 Euro). Für die Abgeordneten der AfD ging es, zumindest auf fremde Kosten, nicht auf Reisen.

Die Reisekosten pro Partei und pro Abgeordneten gibt es in dieser Tabelle: