Handelsmärkte: Chip-Industrie im Jahresüberblick
Digitale Halbleiter spielen eine zentrale Rolle bei der Entwicklung und Implementierung bahnbrechender Technologien wie 5G und Künstliche Intelligenz. Diese Zukunftstechnologien fordern von den Herstellern von Prozessoren Spitzenleistungen, was wiederum auf den Finanzmärkten positiv aufgenommen wird. Eine mögliche Trendwende auf dem Halbleitermarkt im Jahr 2024 könnte die Aktien von Chip-Unternehmen weiter vorantreiben und für zusätzlichen Auftrieb sorgen. Wir haben die Fakten und die Prognosen
Auf die Geschwindigkeit kommt es an
In der Ära der Informatik ist Geschwindigkeit das höchste Gebot. Forscher haben kürzlich die beeindruckende Rechenleistungsgrenze von einem Exaflop überschritten, was der Durchführung von mehr als einer Billiarde Gleitkommaberechnungen pro Sekunde entspricht. Dies steht im Kontrast zu vor 40 Jahren, als das Überschreiten der Schwelle von einer Milliarde Rechenoperationen pro Sekunde eine Neuheit darstellte – ein Meilenstein, der heute von jedem Smartphone spielend übertroffen wird.
In einer Welt, die immer digitaler wird, steigt der Wunsch nach mehr Rechenkraft stetig an. Besonders in Bereichen wie der Künstlichen Intelligenz (KI) ist die Geschwindigkeit während der Lernphasen und Analysen entscheidend. Die Halbleiterbranche steht somit unter dem Druck, die Leistung ihrer Chips kontinuierlich zu steigern, um mit den Anforderungen Schritt zu halten.
NVIDIA, ein Vorreiter im Segment der Chip-Herstellung, dominiert schätzungsweise 80 Prozent des KI-Marktes. Doch die Konkurrenz, darunter namhafte Unternehmen wie AMD, Intel und Micron Technology, ist auf dem Vormarsch und strebt danach, ihren Marktanteil zu erweitern.
Trotz eines kürzlichen Rückgangs im Chipmarkt, der teilweise auf den Einbruch im PC- und Smartphone-Segment zurückzuführen ist, zeichnet sich eine positive Entwicklung ab. Experten von Gartner prognostizieren für das kommende Jahr eine Erholung mit einem voraussichtlichen Anstieg der globalen Halbleitererlöse um fast 17 Prozent auf 624 Milliarden US-Dollar, getrieben vor allem durch die steigende Nachfrage nach KI-spezifischen Halbleitern.
Mehr Nachfrage als Angebot
Die Nachfrage nach hochentwickelten KI-Chips für Datenzentren befindet sich auf einem rasanten Wachstumskurs, wie auch Advanced Micro Devices (AMD) bestätigt. Das US-amerikanische Unternehmen prognostiziert für den KI-Chipmarkt eine Expansion von 45 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 400 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2027. AMD plant, von diesem dynamischen Marktzuwachs zu profitieren und kündigte im Dezember an, zwei neue KI-Chips aus der MI300-Serie auf den Markt zu bringen.
Diese sind speziell für generative KI-Technologien und Supercomputing-Anwendungen entwickelt worden und zielen darauf ab, mit den Spitzenprodukten von NVIDIA zu konkurrieren. Für das Jahr 2024 rechnet AMD-CEO Lisa Su mit einem Bestand an KI-Chips, der den Wert von zwei Milliarden US-Dollar deutlich übersteigt, wobei die Nachfrage der Kunden diese Zahl voraussichtlich weit übertreffen wird.
Intel als NVIDIA Konkurrent
Intel, ein weiterer Gigant in der Halbleiterbranche, sieht sich ebenfalls einer die Angebotsgrenzen überschreitenden Nachfrage gegenüber. Das Unternehmen beschleunigt seine Entwicklungsanstrengungen und präsentierte noch vor dem Jahreswechsel den „Gaudi3“-Prozessor. Mit diesem Schritt strebt Intel danach, zum Branchenführer NVIDIA aufzuschließen.
Zusätzlich führt Intel dieses Jahr seinen fortschrittlichen 18A-Prozessor ein, für den bereits drei Kunden gewonnen wurden, darunter ein besonders namhafter Akteur. Dank des 18A-Prozessors erwartet der Konzern eine Leistungssteigerung von zehn Prozent von Generation zu Generation, ein Fortschritt, der in der Halbleiterindustrie als beachtlich gilt.
Optimismus auf dem Chip-Markt
NVIDIA zeigt sich entschlossen, seine führende Position zu behaupten. Mit der kontinuierlichen Weiterentwicklung seiner Prozessoren, darunter die H-Reihe für Datenzentren und die RTX-Serie für Privatanwender, stellt sich das Unternehmen den Herausforderungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Revitalisierung des Geschäfts in China, das durch das Exportembargo der USA für Hochleistungschips zuletzt beeinträchtigt wurde. NVIDIA plant, die Situation mit der Einführung speziell entwickelter China-konformer Chips im zweiten Quartal 2024 zu verbessern, die trotz Handelsrestriktionen in Massenproduktion gehen sollen.
Optimismus verbreitet sich im Chip-Sektor auch durch positive Entwicklungen bei Micron Technology und Qualcomm. Micron prognostiziert eine deutliche Markterholung im Jahr 2024, gestützt auf eine verbesserte Angebots- und Nachfragesituation bei Speicher- und Flash-Speichern.
Die jüngsten Quartalsergebnisse und die Aussichten des Unternehmens übertrafen die Erwartungen des Marktes, was Analysten von Morningstar als Indikator für eine schnellere Erholung der Speicherchippreise deuten. Zudem steht Micron kurz davor, seine hochbandbreitigen Speicherchips für den Einsatz in NVIDIAs fortschrittlichsten KI-Plattformen zu zertifizieren, was im Geschäftsjahr 2024 voraussichtlich signifikante Umsätze generieren wird.
Das Unternehmen Qualcomm wiederum stärkt seine Position im zukunftsträchtigen 5G-Markt. Nach der Vertragsverlängerung mit Apple zur Lieferung von 5G-Chips setzt das Unternehmen auf die Entwicklung des „Snapdragon Elite X“, eines Chips mit KI-Funktionen, der speziell für Windows-Geräte konzipiert ist. Die Stabilisierung des Smartphone-Marktes trug ebenfalls zu positiven Überraschungen bei den Geschäftszahlen des dritten Quartals und den Prognosen für das vierte Quartal bei.
Die Lage in Europa
Europa steht ebenfalls im Rampenlicht der globalen Halbleiterindustrie, mit führenden Unternehmen wie Infineon, STMicroelectronics und dem Maschinenbauunternehmen ASML, die auf dem Kontinent agieren. Besonders hervorzuheben sind Infineon und STMicroelectronics, die für ihre innovativen Prozessoren in der Automobilindustrie bekannt sind. Die Wachstumsaussichten in diesem Sektor sind vielversprechend.
Infineon-CEO Jochen Hanebeck prognostiziert eine Verdoppelung des Umsatzes mit Mikrocontrollern für Elektrofahrzeuge und Fahrassistenzsysteme bis zum Ende dieses Jahrzehnts. Nachdem der Konzern bedeutende Aufträge von Automobilherstellern und Zulieferern erhalten hat, strebt er die Position des Weltmarktführers an. Allerdings könnte eine Verlangsamung im Elektrofahrzeugmarkt die Prognosen trüben. In Deutschland beispielsweise wuchs der Elektrofahrzeugabsatz im vergangenen Jahr um 11,4 Prozent, verglichen mit einem Wachstum von 30 Prozent im Jahr 2022.
Die europäischen Halbleiterhersteller sehen sich zudem mit dem Risiko von Preiskorrekturen bei Mikrocontrollern und Leistungshalbleitern konfrontiert, die einen wesentlichen Anteil am Umsatz von Infineon und STMicro ausmachen. Aufgrund von Lieferengpässen sind die Preise für Mikrocontroller seit 2020 um 76,5 Prozent und die für Leistungshalbleiter um 48,6 Prozent gestiegen.
Da das Angebot nun weniger beschränkt ist, warnen Analysten vor möglichem Preisdruck, der sich negativ auf Wachstum und Margen der führenden Unternehmen auswirken könnte. Zudem belastet die vorsichtige Umsatzprognose von STMicroelectronics für das kommende Jahr das Unternehmen, das namhafte Kunden wie Tesla und Apple zu seinem Kundenstamm zählt.
USA vs. Europa
Auf dem Finanzmarkt zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Halbleiterunternehmen Europas und denen der USA. Während europäische Schwergewichte wie Infineon und STMicroelectronics im letzten Jahr kaum Kursbewegungen verzeichneten, erlebten die Aktien amerikanischer Chip-Hersteller einen beachtlichen Aufschwung. NVIDIA sticht besonders hervor, mit einem Kurszuwachs, der sich seit Ende 2021 nahezu verdreifacht hat, nach einer vorherigen Phase der Stagnation. Auch AMD konnte seinen Aktienwert mehr als verdoppeln, und Intel hat ebenfalls eine dynamische Kursentwicklung genommen, wobei das Risiko von Rückschlägen nun größer geworden ist.
Für Investoren, die in den vielversprechenden Halbleitersektor einsteigen wollen, bietet der Markt eine Vielfalt an Anlagemöglichkeiten. Wer risikofreudig ist, kann das dynamische Momentum des Sektors durch gehebelte Finanzinstrumente für sich nutzen, während vorsichtigere Anleger eher zu Produkten tendieren, die auch bei geringeren Schwankungen attraktive Erträge versprechen, wie zum Beispiel Aktienanleihen.
Der Solactive Global Semiconductor Leaders Index bietet eine umfassende Möglichkeit, in diesen Sektor zu investieren. Dieser Index umfasst 20 führende internationale Halbleiterunternehmen, wobei ein Großteil – 61 Prozent – aus den USA kommt. Der Rest verteilt sich auf europäische und asiatische Firmen. Seit seiner Einführung im Juni 2021 hat der Index deutliche Gewinne erzielt und sich sogar besser als der Nasdaq 100 entwickelt. Investoren sollten jedoch stets das Währungsrisiko im Auge behalten, insbesondere bei Anlagen in Fremdwährungen wie dem US-Dollar, es sei denn, es handelt sich um währungsgesicherte (Quanto) Produkte.
Zusammenfassung
Die Halbleiterbranche erlebt eine Zeit des Wachstums, angetrieben durch die steigende Nachfrage nach fortschrittlichen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und Elektrofahrzeugen. Unternehmen wie AMD und NVIDIA steuern auf deutliches Wachstum zu, mit Prognosen, die einen signifikanten Marktzuwachs für KI-Chips vorhersagen. NVIDIA plant, mit speziell für China entwickelten Chips die Handelsbeschränkungen zu umgehen, während AMD in der Entwicklung neuer KI-Chips führend ist.
In Europa streben Infineon und STMicroelectronics ebenfalls nach Marktanteilen, insbesondere im Automobilsektor, obwohl sie mit Herausforderungen wie Preisdruck und einer möglichen Verlangsamung im E-Automarkt konfrontiert sind. An den Börsen zeigen US-Chiphersteller eine starke Performance, während europäische Unternehmen aufholen.
Investitionsmöglichkeiten im Sektor reichen von spekulativen Hebelprodukten bis hin zu diversifizierten Investments wie dem Solactive Global Semiconductor Leaders Index. Dieser Sektor bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten für Anleger, die an der Spitze der technologischen Fortschritte stehen möchten, wobei das Währungsrisiko stets berücksichtigt werden sollte. Um erfolgreich zu sein, braucht es aber auch einen guten Online Broker, der Sicherheit, niedrige Handelsgebühren und eine breite Palette an Finanzprodukten bietet.