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Besserer Glücksspielschutz für Jugendliche gefordert

Veröffentlicht am: 12.10.2022

Die Corona-Pandemie hat einige Nachteile mit sich gebracht. Das haben auch Experten festgestellt, die sich generell mit den Folgen einer Glücksspielsucht beschäftigen. Über diverse Untersuchungen wurde festgestellt, dass sich die Teilnahme an Glücksspielen während der Coronazeit erhöht hat. Auch die Inflation sorgt dafür, dass mehr Personen ihr Glück beim Glücksspiel testen. Aus diesem Grund fordert unter anderem die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen einen besseren Schutz für Jugendliche und Spielsüchtige.

Unter einem Laptop liegen mehrere Geldscheine.

Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen und die SCHUFA haben festgestellt, dass auch Minderjährige an Glücksspielen teilnehmen. Deshalb wird ein besserer Schutz gefordert. (©stevepb/Pixabay)

HLS erinnert Politik an ihre Verantwortung

Die Hamburgische Landesstelle für Suchtfragen – kurz HLS – weist auf eine Studie der Universitäten Bremen und Hamburg hin. Diese zeigt deutlich, dass ungefähr 1,3 Millionen Personen in Deutschland an einer Spielsucht leiden oder zumindest die diagnostischen Kriterien dafür erfüllen. In Prozent umgerechnet bedeutet es, dass 2,3 Prozent aller Personen zwischen 18 und 70 Jahren diese Kriterien erfüllen. Aufgrund dieser hohen Zahl sei es unbedingt notwendig, den Spielerschutz für Minderjährige und Spielsüchtige zu erhöhen.

Die Landesstelle weist in Medienberichten ebenfalls darauf hin, dass die Liberalisierung des Online-Glücksspielmarktes keine Besserung gebracht hat. Obwohl es den neuen deutschen Glücksspielmarkt gibt, hat sich die Zahl der problematischen Spieler nicht verringert. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich jüngere Spieler zum Spielen motiviert. Die stellvertretende Vorsitzende Frau Ulrike Albrecht-Sonnenschein gab gegenüber der Presse zu verstehen, dass eine professionelle Aufklärung vor Spielbeginn sehr wichtig sei. Man müsse alle Personen vor dem ersten Spielen erreichen, damit eine wirkungsvolle Prävention stattfinden kann. Ebenso stellt die ambulante Versorgung bereits betroffener Personen eine große Herausforderung dar. Diese kann nicht immer erfüllt werden, nachdem zum einen Personal fehlt und auf der anderen Seite eine finanzielle Unterstützung.

Jugendliche spielen trotz bewusster Gefahr

Die SCHUFA Holding AG hat sich ebenfalls mit dem Thema befasst und ähnliches herausgefunden. In einer Pressemitteilung berichtet das Unternehmen über den Aktionstag gegen Spielsucht. Es wurde herausgefunden, dass sich die Jugendlichen sehr wohl im Klaren darüber sind, dass sie beim Spielen Geld verlieren können. Das hält sie jedoch nicht vom Spielen ab. Eine Umfrage von 1000 Jugendlichen und jungen Erwachsenen gab zu erkennen, dass sich 90 Prozent bewusst seien, dass sie beim Glücksspiel verlieren können. 54 Prozent der Befragten haben bereits beim Glücksspiel verloren, während nur 12 Prozent gewonnen haben. Diese Umfrage trägt den Namen Jugend-Finanzmonitor und wird einmal im Jahr durchgeführt.

Diese Umfrage hat jedoch weitere Bedenken hervorgebracht: Bei den Personen der Altersgruppe von 22 bis 25 Jahren gab es immerhin 38 Prozent, die schon mal Erfahrungen mit Online Casinos hatten. In der Gruppe der 16- bis 17-Jährigen sind es bereits 14 Prozent, obwohl für sie Glücksspiele verboten sind. Das zeigt deutlich das Problem auf, dass Jugendliche besser vor Glücksspielen geschützt werden müssen. Die SCHUFA hätte hierfür bereits Lösungen parat. Diese Lösungen prüfen innerhalb weniger Sekunden das Alter, die angegebene Bankverbindung und die Glücksspielauskunft. Mit diesen Informationen könnte eine Teilnahme verhindert werden.

Jugendliche und junge Erwachsene nutzen nicht nur Online-Portale

Bei der Umfrage, an der die SCHUFA beteiligt war, wurde deutlich, an welchen Glücksspielen teilgenommen wird. Es werden nicht nur Online-Casinos verwendet, vielmehr gehen junge Männer gerne in Spielcasinos. Aber auch Lotto übt einen gewissen Reiz aus und wird gerne gespielt. Jugendliche nehmen laut ihrer eigenen Aussage besonders gerne am staatlichen Lotto „6 aus 49“ und an der Glücksspirale teil. Aber auch diese Spiele stellen eindeutig ein Glücksspiel dar und können Verluste nach sich ziehen. Zwar begrenzt sich der Schaden auf den Einsatz, trotzdem könnte auch dieser Verlust vermieden werden.

Abgesehen hiervon erregen die bekannten Lootboxen große Aufmerksamkeit. Experten und vor allem die Regierungen sind sich immer noch uneinig, ob es sich wirklich um Glücksspiele handelt oder nicht. Lootboxen befinden sich vorrangig in Videospielen und anderen Games wieder. Diese Lootboxen sorgen dafür, dass sich bestimmte Gegenstände öffnen lassen. In diesen befinden sich zum Beispiel Schlüssel, damit andere Gegenstände geöffnet werden können. Anschließend kann der Spieler in das nächste Level aufsteigen. Somit üben die Lootboxen den Reiz aus, unbedingt benutzt zu werden. Das Problem hierbei: Die Lootboxen sind nicht kostenfrei. Der Analyse der Umfrage zufolge haben immerhin 21 Prozent Lootboxen genutzt.

Spielsucht wird unterschätzt

Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, werden die Nutzer von zum Beispiel Lootboxen auch gefragt, wie viel sie dafür ausgeben. Einige dieser haben nur 20 Euro pro Jahr ausgegeben, während andere die Grenze von 100 Euro überschritten haben. Das ist für viele Experten ein klarer Beweis, dass sich die Nutzer von Glücksspielen und auch von Lootboxen nicht darüber klar sind, welche Wirkung sie besitzen. Eine Spielsucht entwickelt sich viel schneller, als die meisten Personen denken. Wird bedacht, dass ungefähr 24 Prozent der Bevölkerung an Sportwetten teilnehmen, ist die Gruppe der Lootbox-Nutzer mit 21 Prozent doch relativ groß.

Die Umfrage fand in diesem Jahr zum fünften Mal in Folge statt. Bei solch einer Regelmäßigkeit lässt sich schnell erkennen, ob die Gefahr einer Spielsucht zur Zeit erhöht ist oder nicht. Derzeit scheint das Risiko höher als sonst zu liegen. Gefährlich ist auch, dass die Jugendlichen in der Lage sind, zu spielen, obwohl es per Gesetz verboten ist. Zudem spielen die meisten, obwohl sie sich der Gefahren bewusst sind. An dieser Stelle müsse den Experten zufolge eine bessere Aufklärung oder die Verhinderung des Spielens stehen. Genau aus diesem Grund wird von der Politik gefordert, einen höheren Spielschutz zu bieten.

Erwachsene ebenfalls gefährdet

Um ein repräsentatives Bild zu erhalten, wurden in diesem Jahr auch Erwachsene befragt. Nur so lässt sich abschätzen, ob Minderjährige und junge Erwachsene zu den besonders gefährdeten Personen zählen. Nach der Auswertung der Umfrage weist die SCHUFA darauf hin, dass besonders die Spiele gefährlich sind, die sich in der Grauzone befinden und sich nicht eindeutig den Glücksspielen zuordnen lassen. Schade hingegen sei, dass auch der neue Deutsche Glücksspielstaatsvertrag nicht in der Lage war, die Teilnahme von Minderjährigen zu verhindern.