Startseite

Spanien: Umsatz der Glücksspielbranche ging leicht zurück

Autor: Lars Vollmer
Veröffentlicht am: 26.09.2022

Spaniens Glücksspielbranche hat im letzten Quartal einen Umsatzrückgang verzeichnet. Ein Grund könnte in den strengen Werbebeschränkungen liegen, die seit einem Jahr gültig sind. Die Zahlen des aktuellen Geschäftsberichtes können ein Beweis sein, dass die vom Staat festgesetzten Werbebeschränkungen den gewünschten Erfolg brachten. Denn eines lässt sich dem Bericht entnehmen: Der Umsatz im Bereich der Sportwetten ging am stärksten zurück.

Madrid – Spaniens Hauptstadt.

Spaniens Glücksspielbehörde hat die neusten Umsatzzahlen der Glücksspielbranche veröffentlicht. Insgesamt ging der Umsatz zurück, was unter anderem an der Werbebeschränkung liegen kann. (©c1n3ma/Pixabay)

Diese Werbebeschränkungen gelten seit 2020

Als die Coronapandemie zu landesweiten Lockdowns führte, haben viele Länder reagiert und die Werbung für Glücksspiele stark eingeschränkt. Hierdurch sollten alle geschützt werden, die ab sofort im Homeoffice arbeiteten. Es wurde davon ausgegangen, dass die Bürger im Lockdown mehr Zeit hatten, um über den eigenen PC an Glücksspielen teilzunehmen. Abgesehen hiervon mussten Schüler ihren Unterricht in den eigenen vier Wänden wahrnehmen. Auch diese Personengruppe musste geschützt werden.

All das führte dazu, dass auch in Spanien Werbebeschränkungen festgelegt wurden, die jedoch dauerhaft gelten. So darf Werbung für Online-Glücksspiele nur noch nachts ausgestrahlt werden. Als erlaubte Zeit wurde der Rahmen von ein Uhr morgens bis fünf Uhr morgens festgelegt. In die zeitliche Beschränkung wurden alle Medien aufgenommen, weshalb Werbung außerhalb dieser Zeit weder online, noch in den Zeitungen oder im Fernsehen erscheinen dürfen. Zusätzlich ist es in Spanien verboten, dass Sportvereine Werbung für Glücksspiele betreiben. Solch ein generelles Sponsoringverbot führt bei den Sportvereinen zu erheblichen Umsatzeinbußen. Das letzte Quartal dieses Jahres beweist jedoch, dass ein Sponsoringverbot zum Rückgang bei den Sportwetten führen kann.

Einnahmen im Bereich der Sportwetten ging um mehr als 30 Prozent zurück

Zwar durften bestehende Sponsoringverträge bis Ende August 2021 bestehen bleiben. Trotzdem zeigt der Geschäftsbericht deutlich, dass die Umsätze der Sportwetten am stärksten zurückgingen. Im Vergleich zum vorletzten Quartal wurde ein Rückgang von 6,69 Prozent verzeichnet. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 ergibt sich ein weitaus höherer Rückgang: Er beträgt 33,78 Prozent. Wie dem von der spanischen Glücksspielbehörde veröffentlichten Bericht zu entnehmen ist, stieg der Umsatz bei konventionellen Kontrahenten-Sportwetten um 15,21 Prozent an. In-Play-Wetten verzeichneten einen Rückgang um 23,09 Prozent.

Allerdings gibt es bei den Sportwetten auch einen Bereich, der einen starken Umsatzanstieg generierte. Hierbei handelt es sich um Pferdesportwetten, die immerhin einen Anstieg von 172,61 Prozent erzielten. Andere, nicht näher definierte Sportarten, gingen um 36 Prozent zurück. Alle Wetten zusammen gerechnet, ergaben einen Rückgang von mehr als 30 Prozent. So gesehen wurde das Ziel der Regierung zum Teil erreicht. Ob der Umsatzrückgang jedoch nur dem Werbeverbot im Sportbereich zuzurechnen ist oder ob wirtschaftliche Gründe dahinterstehen, lässt sich nicht sagen.

Landbasierte Casinos konnten eine Steigerung erzielen

Obwohl der gesamte Rückgang der Glücksspielbranche mehr als 5 Prozent beträgt, gibt es auch Gewinner. Zu diesen zählen vor allem die Casinos, die nicht nur im Vergleich zu anderen Glücksspielbereichen eine Umsatzsteigerung erzielten. Werden die absoluten Zahlen verglichen, zeigen sich auch hier die Casinos als absolute Gewinner. Sie haben immerhin mit 117,15 Millionen Euro den größten Umsatz erzielt. In Prozent ausgedrückt, handelt es sich um eine Umsatzsteigerung von 17,33 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr. Dem spanischen Bericht lässt sich auch entnehmen, welche Spiele besonders beliebt sind:

Der Umsatz der Spielautomaten stieg um 23 Prozent an, während Live-Roulette einen Anstieg von 15,4 Prozent erzielte. Reguläres Roulette, das nicht per Live-Modus präsentiert wurde, musste einen Rückgang hinnehmen. Gleiches Schicksal erlitt Poker, da diese Glücksspiele um 7,86 Prozent – im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres- zurückgingen. Im Vergleich zum gleichen Quartal des letzten Jahres jedoch konnten Pokerspiele an Beliebtheit gewinnen. Allerdings gelten diese Fakten erneut nicht für Poker gesamt. Es gibt auch bei diesem Casinospiel zwei Bereiche, die an Beliebtheit gewannen und deshalb einen höheren Umsatz generierten: Turnier-Poker und Cash-Poker. Die Steigerung lag zwischen 6,98 und 8,28 Prozent.

Alle Glücksspielbereiche in absoluten Zahlen

Sobald ein Bereich verschiedene Prozentzahlen besitzt, die manchmal steigen und manchmal sinken, kann dies zur Verwirrung führen. Aus diesem Grund veröffentlichte der Bericht auch die absoluten Zahlen, die sich auf die verschiedenen Glücksspielbereiche verteilen. Aufgrund dieser Zahlen wird deutlich, dass Casinos tatsächlich am beliebtesten waren, nachdem diese einen Umsatz von 117,15 Millionen Euro erzielten. Sportwetten stehen an zweiter Stelle, da diese einen Umsatz von 60,90 Millionen Euro generierten. Einen wesentlich geringeren Umsatz erzielten Poker-Spiele, deren Umsatzzahl bei 22,53 Millionen Euro lag. Von diesen Zahlen liegt Bingo weit entfernt, da dieser Bereich nur 3,35 Millionen Euro verdiente.

Der Bericht verrät jedoch weitere Informationen. So gibt er auch die Entwicklung bezüglich der Spieler wieder. Die Zahl der aktiven Spielerkonten sank im Vergleich zum letzten Quartal, und zwar um 2,42 Prozent. Positiv zu sehen ist, dass nicht nur die Zahl der bestehenden aktiven Kundenkonten zurückging. Neuanmeldungen konnten ebenfalls einen Rückgang verzeichnen. Quartalsmäßig betrachtet handelt es sich um einen Rückgang von 5,45 Prozent. Wird die Anzahl der neuen Kundenkonten auf jährlicher Basis betrachtet, ergibt sich sogar ein Rückgang um 25,99 Prozent. So gesehen haben die von der Regierung festgesetzten Werbebeschränkungen in der Tat das gewünschte Ziel erreicht.

Ausgaben für Werbung und Sponsoring ebenfalls rückläufig

Die Entwicklung der Ausgaben für Werbung und Sponsoring deckt sich weitgehend mit den übrigen Zahlen. Insgesamt betrachtet gingen die Ausgaben im Vergleich zum letzten Quartal 2022 um 4,76 Prozent zurück. Im Vergleich zum letzten Jahr haben die Glücksspielbetreiber sogar 30,25 Prozent weniger ausgegeben. In Zahlen ausgedrückt bedeutet es, dass alle aktiven Glücksspielanbieter im letzten Quartal 86,93 Millionen Euro ausgaben. Auf den Bereich Werbung entfielen 31,87 Millionen Euro. Für Sponsoring wurden nur noch 0,38 Millionen Euro ausgegeben.

Trotz der rückläufigen Zahlen gibt es eine weitere positive Nachricht: Insolvenzverfahren gingen im Vergleich zum letzten Jahr um 96,44 und 98,19 Prozent zurück. Über zwei Jahre gesehen handelt es sich um eine stabile Entwicklung, da neue Insolvenzanträge bereits im Jahr 2021 um 87,09 Prozent zurückgingen. Ein Jahr zuvor, als der Corona-Virus noch sein Unwesen trieb, sahen die Zahlen gänzlich anders aus: Es wurde ein Anstieg der Insolvenzanträge verzeichnet.

Ebenfalls interessant: Spanien erwägt ein Verbot von Lootboxen in Videospielen.