Glücksspielanbieter verlieren vor schwedischem Gericht
Es kommt immer wieder vor, dass eine Glücksspielaufsicht gegen Glücksspielanbieter eine Strafe ausspricht. Solch einer Strafe geht immer ein Verstoß gegen das geltende Glücksspielgesetz voraus. Schweden ist dafür bekannt, hohe Strafen auszusprechen und auch sehr streng vorzugehen. Deshalb haben vier Online-Glücksspielanbieter versucht, gerichtlich gegen die Strafe in Höhe mehrerer Millionen Euro vorzugehen. Nur einer der Kläger hatte damit teilweise Erfolg.
Sorgfaltspflichtverletzung bestätigt
Die schwedische Glücksspielaufsicht hat gegen vier Online-Glücksspielanbieter eine Strafe ausgesprochen. Der Grund: Es wurde bei allen vier Anbietern festgestellt, dass sie gegen die aktuelle Sorgfaltspflicht verstoßen haben. So wurden Spielern Boni angeboten, obwohl es sich zum Teil um Spieler mit problematischem Verhalten handelte. Einer von ihnen konnte innerhalb von einem Monat Boni in Höhe von mehr als 3.000 Euro in Anspruch nehmen. In Schweden gilt jedoch, dass nur jedem Neukunden ein Online Casino Bonus gewährt werden darf. Die Höhe dieses Bonus wurde zwischenzeitlich aufgrund der Corona-Pandemie auf 100 SEK beschränkt.
Trotz dieser Vorschrift haben alle betroffenen Glücksspielanbieter mehrere Boni nicht nur Neukunden, sondern auch Bestandskunden angeboten. Einige der Spieler haben diesen Bonus auch angenommen. Ebenso war es möglich, dass Kunden Bargeldeinzahlungen vornahmen. In solch einem Fall besteht immer ein Verdacht auf Geldwäsche. Deshalb floss auch dieser Vorwurf in die Festsetzung des Strafmaßes ein. Ob es diesbezüglich weitere Untersuchungen gab oder nicht, wurde weder von der Glücksspiel-Behörde noch vom Gericht verraten.
Kostenlose Spiele wurden ebenfalls bemängelt
Abgesehen von der Gewährung von Boni haben die betroffenen Glücksspielanbieter auch kostenlose Spiele vergeben. All dies führte zu folgenden Strafen:
- Der hinter dem Portal Casinostugan stehende Anbieter erhielt eine Strafe von 2,41 Millionen Euro.
- ComeOn muss eine Strafe von 3,38 Millionen Euro zahlen.
- Für Snabbare fiel die Strafe viel höher aus – 6,28 Millionen Euro wurden festgesetzt.
- Hajper musste ursprünglich 4,83 Millionen Euro zahlen.
Ursprünglich bedeutet, dass diese Strafe von der schwedischen Glücksspielbehörde Spelinspektionen festgesetzt wurde. Nachdem jedoch auch dieser Anbieter vor Gericht zog, hat sich die Strafe um eine Million Euro verringert, weshalb von Hajper jetzt nur noch 3,86 Millionen Euro gezahlt werden müssen. Aus welchem Grund das Verwaltungsgericht die Strafe verringert hat, wurde in der Pressemitteilung der Spelinspektionen nicht erwähnt.
Verwaltungsgericht bestätigt Strafen
Alle vier Glücksspielanbieter haben sich an das Gericht gewandt, um eine Aussetzung der Strafe zu beantragen. Zuständig war das Verwaltungsgericht Linköping, das am 28. April 2022 ein Urteil fällte. In allen vier Fällen hat das Gericht festgestellt, dass die Anbieter von Online-Casinos gegen die Sorgfaltspflicht verstoßen haben. Die Verstöße wurden vom Gericht als so schwerwiegend betrachtet, dass das Strafmaß in drei von vier Fällen als gerechtfertigt angesehen wurde. Somit müssen die Betreiber Casinostugan Ltd, ComeOn Sweden Ltd und Snabbare Ltd die festgesetzte Strafe vollumfänglich bezahlen. Lediglich der Anbieter Hajper Ltd konnte einen Erfolg erzielen. Für diesen Anbieter stellte das Gericht mildernde Umstände fest, weshalb es zur oben erwähnten Reduzierung der Strafe kam.
Trotz der Verringerung des Strafmaßes stellte das Gericht fest, dass alle betroffenen Anbieter zu Unrecht Boni vergeben haben. Besonders schwer wiegt hierbei, dass die Boni auch an Spieler mit einem problematischen Verhalten ausgezahlt wurden. Deshalb kam das Gericht zu dem Ergebnis, dass die Verstöße schwerwiegend waren und aus diesem Grund die hohen Strafen berechtigt sind. Die Boni wurden zwar Anfang 2021 angeboten und ausgezahlt, das schien jedoch keinen Einfluss gehabt zu haben. Zugleich gibt es keine öffentliche Information, ob die Anbieter seit Aussprechen der Strafe ihr Verhalten geändert haben oder nicht.
Diese Regeln sieht das Glücksspielgesetz in Schweden vor
Schweden war bezüglich Boni immer schon sehr streng. Deshalb dürfen nur Neukunden einen Bonus zur Begrüßung erhalten. Bestandskunden dürfen keinen Bonus erhalten, auch nicht im Zusammenhang mit einer neuen Einzahlung. Ferner dürfen Bestandskunden in Schweden nicht mit Freispielen belohnt werden. Immerhin gibt es auch bei Freispielen Umsatzbedingungen, die bei einem unter Spielsucht leidenden Spieler zu höheren Einsätzen führen kann. Nicht zuletzt dürfen die Glücksspielanbieter in Schweden auch kein Treueprogramm anbieten. Hier verhält es sich ähnlich wie bei Freispielen: Um das nächste Level zu erreichen, müssen weitere Einzahlungen getätigt werden. Zumindest wird die nächste Stufe erst freigeschaltet, wenn eine bestimmte Menge an Spielen absolviert wurde.
Einige der mit einer Strafe belegten Anbieter haben versucht, das geltende Gesetz zu umgehen. Diese haben den Spielern die Boni per SMS angeboten. Auch dieses Vorgehen ist in Schweden laut Gesetz verboten. Die per E-Mail erlaubte Kommunikation hat die Anbieter jedoch nicht vor einer Strafe gerettet. Stattdessen konnten die E-Mails als Beweise vorgelegt werden. So kam es, dass das Gericht die festgesetzten Strafen als angemessen und verhältnismäßig beurteilt hat – bis auf Hajper Ltd.
Spelinspektionen gewinnt nicht immer
Die schwedische Glücksspielbehörde ist bekanntermaßen sehr streng und spricht bei Verstößen hohe Strafen aus. Dies beweisen unter anderem die aktuellen vier Fälle, deren Strafmaß angesichts der ausgezahlten Boni sehr hoch ausfiel. Damit möchte die Behörde jedoch erreichen, dass sich alle Glücksspielanbieter an das geltende Gesetz halten. Die Strafen hatte die Behörde schnell nach dem Bekanntwerden der Verstöße ausgesprochen. Das scheint die Voraussetzung zu sein, dass die Strafe überhaupt Gültigkeit erlangte.
In einem anderen Fall konnte die Behörde keine Strafe ausstellen, da der monierte Verstoß sofort beendet wurde. Somit konnte für den zurückliegenden Vorfall keine Strafe ausgesprochen werden: Es handelt sich um eine Tageszeitung, die ein Tippspiel anbot. Nachdem die teilnehmenden Spieler eine Gebühr zahlen mussten, hatte Spelinspektionen dieses Spiel als Glücksspiel eingestuft und wollte eine Strafe aussprechen. Nachdem die Zeitung jedoch sofort das virtuelle Tippspiel beendete, kam die Glücksspielbehörde damit nicht durch.
Ein anderes Beispiel beweist erneut, wie streng die schwedische Glücksspielbehörde agiert: Der Anbieter Bayton Limited hat eine Strafe von 3.300 Euro erhalten, da dieser Konzern eine Veränderung des Vorstandes nicht der Aufsichtsbehörde meldete. Das strenge Vorgehen scheint sich aber zu lohnen: In Schweden sind legale Anbieter beliebter als illegale.