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Games steigern teilweise IQ bei Kindern

Veröffentlicht am: 03.06.2022

Aus verständlichen Gründen sind die Eltern nicht davon begeistert, wenn die Kinder zu viel Fernsehen oder Videospiele spielen. Die Befürchtung, dass die Kinder davon negative Folgen erleiden, ist nachvollziehbar. Nun kam jedoch eine in den USA durchgeführte Studie zu einem überraschenden Ergebnis: Videospielen trugen bei manchen Kindern zur Erhöhung des IQs bei.

Ein Junge und ein Mädchen sitzen vor einem Laptop und freuen sich.

Videospiele haben einen schlechten Ruf. Wie eine neue Studie mit amerikanischen Kindern herausfand, können die richtigen Videospiele den IQ steigern. (©StartupStockPhotos/Pixabay)

IQ stieg um 2,5 Punkte an

Jede Studie wird aus einem bestimmten Grund durchgeführt. In Bezug auf die Auswirkungen von Videospielen ging es darum, dass viele Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren mehrere Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen. So soll es in den USA normal sein, dass Kinder jeden Tag zwischen vier und sechs Stunden zu Games oder Fernsehprogrammen greifen. Die Auswirkungen dieses Verhaltens sollten mit der Studie untersucht werden. Aus diesem Grund wurden 9.855 Kinder zweimal untersucht.

Zu Beginn der Studie mussten sowohl die Kinder als auch die Eltern das Verhalten angeben. Hierbei handelte es sich teilweise um eine Schätzung. Zugleich wurden über psychologische Tests der aktuelle IQ der Kinder festgestellt. Zwei Jahre später wurden die Kinder erneut untersucht. Einige der Kinder hatten nach dieser Zeit einen um 2,5 Punkte höheren IQ. Auch dieser wurde über offiziell zugelassene Tests nachgewiesen. So entsteht schnell der Eindruck, dass Games tatsächlich die Intelligenz der Kinder erhöhen können.

Ob dem wirklich so ist oder nicht, lässt sich nicht wirklich beurteilen. Immerhin wurde nicht ermittelt, zu welchen Spielen die Kinder griffen. Es gibt definitiv einige Videospiele, die strategisches Denken erfordern. Andere Spiele hingegen erwarten, dass die Kinder sich Situationen oder Gegenstände merken. Diese werden zu einem späteren Zeitpunkt benötigt, um im Spiel weiterzukommen. Solche Spiele wirken sich wahrscheinlich positiv auf kognitive Fähigkeiten aus.

Welche Faktoren zählen zum IQ?

Den richtigen IQ nachzuweisen, ist gar nicht so einfach. Psychologische Tests untersuchen hierbei mehrere Faktoren, da nur viele verschiedene Bereiche zusammen den Intelligenzquotienten ergeben. Deshalb werden zahlreiche kognitive Prozesse herangezogen: Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit, Arbeitsgedächtnis, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Argumentation, Leseverständnis und räumliches Denkvermögen. Das verdeutlicht, dass zur Intelligenz in der Tat viele Faktoren gehören. Hat ein Kind in einem dieser Bereiche Probleme, kann sich dies auf den Intelligenzquotienten auswirken.

So gibt es viele Kinder, die ein schlechtes räumliches Denkvermögen besitzen. Dieses lässt sich über Videospiele wie Minecraft stärken. Zugleich erfordert insbesondere Minecraft die Fähigkeit des strategischen Denkens. All das wurde im Rahmen der Studie ermittelt: Diejenigen, die vermehrt zu Fernsehen und sozialen Medien greifen, haben eine geringere Intelligenz als diejenigen, die komplizierte Videospiele nutzen. Natürlich wirken sich einfache Spiele wie Jump-and-Run weniger auf die Intelligenz aus, da hier die oben erwähnten geistigen Bereiche nicht angesprochen werden.

Umgebung der Kinder wurde ebenfalls untersucht

Um über die Studie die Frage klären zu können, wie sich Medien generell auf Kinder auswirken, mussten weitere Bereiche erkundet werden. So wurde auch die nähere Umgebung überprüft, insbesondere die Bildung der Eltern. Diese wirkt sich unter anderem auf die schulischen Leistungen der Kinder aus. Können Eltern bei den Hausaufgaben helfen und können sie dabei helfen, dass sich die Kinder gut auf Proben vorbereiten? Nachdem sich die Intelligenz auf das weitere Leben der Kinder auswirkt, wurden in die Studie alle Faktoren einbezogen. Deshalb wurde auch untersucht, ob sich Videospiele und Fernsehen auf die schulischen Leistungen auswirken.

Auch hier hat die Studie ergeben, dass sich Videospiele positiv auf die schulischen Leistungen auswirken. Haben Kinder vorrangig zu Videofilmen und sozialen Medien gegriffen, hat sich die schulische Leistung in den meisten Bereichen weder verbessert noch verschlechtert. Das bedeutet, dass sich andere Faktoren wie die Umwelt und generell das Lernverhalten am stärksten auf die schulischen Leistungen auswirkt.

Einige Schulbereiche werden durch Videospiele gestärkt

Die Studie ergab jedoch, dass ein erhöhter Fernsehkonsum die Beharrlichkeit verringert. Beharrlichkeit wird jedoch benötigt, um sich längere Zeit konzentrieren zu können. Die Konzentration ist die Voraussetzung dafür, dass die Kinder über einen längeren Zeitraum hinweg lernen können. Die Nutzung von Videospielen kann sich der Studie zufolge positiv auf die Konzentration auswirken. Allerdings trifft diese Aussage erneut wieder nur auf bestimmte Videospiele zu.

Frühere Studien kamen oft zu einem anderen Ergebnis. Diese haben sich jedoch nicht mit dem sozialen Umfeld auseinandergesetzt. Ebenso weist die neue Studie darauf hin, dass Intelligenz auch vererbt wird. Wird dies nicht beachtet, so kann eine Studie nur ein falsches Ergebnis liefern. Aus diesem Grund hat die neue Studie deutlich herausgearbeitet, dass immer die familiäre Situation und die Gene beachtet werden müssen. So wäre es aufgrund der Vererbung für viele Kinder normal, viel zu fernsehen.

Auf der anderen Seite wurde klar, dass sich über Videospiele nicht bei jedem Kind die Intelligenz erhöhen lässt. Fehlen die genetischen Voraussetzungen, bringt auch das anspruchvollste Spiel nichts. Oder anders gesagt: Bei entsprechender genetischer Voraussetzung würden die Kinder im Laufe der Zeit auch ohne Spiele einen höheren IQ erhalten.

Sollen Kinder nun mehr spielen?

Obwohl die Steigerung des IQ durch das Spielen verlockend klingt, warnen die beiden Studienverantwortlichen, das Karolinska Institut und die Vrije Universität, davor, dass die Kinder nun mehr spielen. Stundenlanges Spielen oder Fernsehen verringert die sozialen Kontakte. Zudem bewegen sich die Kinder weniger und halten sich nur in Innenräumen auf. Die notwendige Bewegung an der frischen Luft fehlt. Auch diese kann dazu beitragen, dass sich die schulischen Leistungen erhöhen.

Zugleich weist die Studie darauf hin, dass ein höherer Intelligenzquotient nicht zwingend zu besseren schulischen Leistungen führt. Interessant ist zudem, dass Jungs ungefähr doppelt soviel spielen wie Mädchen, aber trotzdem eine gleiche Grundintelligenz vorhanden ist. Ebenso hat sich bei beiden Geschlechtern der Intelligenzquotient gleich entwickelt. Somit sollte jeder für sich entscheiden, wie oft der eigene Nachwuchs spielen darf und vor allem, welches Spiel genutzt wird. Zudem sollten Eltern über Angebote wie eSport Wetten oder sogenannte Lootboxen informiert sein, um ihre Kinder entsprechend aufzuklären und zu schützen.