Dokumentation zeigt Einblick in Spielhallen
Die Regierungen aller Länder tun ihr Möglichstes, um die Spieler vor einer Sucht und den damit verbundenen negativen Folgen zu schützen. Die festgesetzten Vorschriften werden von den meisten Spielern positiv angenommen. Trotzdem stellen sich bei der Neugründung von Gesetzen und auch bei der Änderung bestehender Gesetze immer wieder die Fragen, wie es eigentlich in einer Spielhalle oder Casino abläuft. Hierüber gibt die Dokumentation der ARD Aufschluss.
Journalistin Blick hinter die Kulissen
In der Dokumentation, die über die ARD Mediathek angeschaut werden kann, wirft die Journalistin Anne-Katrin Eutin einen Blick hinter die Kulissen. Das gelang ihr, indem sie eine Woche lang als Servicekraft in einer Spielhalle der Astro Automaten GmbH tätig war. Damit kam sie den Spielern, Mitarbeitern und auch dem Betreiber der Spielhalle sehr nahe. Hierdurch wollte sie herausfinden, wie gefährlich Glücksspiele sind und wann eine Spielsucht entsteht. Zugleich wollte sie herausfinden, welche Personen am stärksten betroffen sind und welche Maßnahmen ergriffen werden können.
Bei diesen Maßnahmen geht es nicht um die von den Regierungen oder Aufsichtsbehörden festgestellten Maßnahmen. Stattdessen hat sie sich direkt bei den Spielern erkundigt, welche Ideen diese hätten, damit gar keine Spielsucht entsteht. Falls ja, hat sie sich ebenfalls erkundigt, wie eine bereits entstandene Spielsucht bekämpft werden kann. Die von Frau Eutin ermittelten Erkenntnisse können so manchen ins Staunen versetzen.
Erste Erkenntnisse über Spielhäufigkeit
Um als Servicekraft arbeiten zu können, sollten die Stammkunden bekannt sein. Die Mitarbeiter der Spielhalle kennen die meisten Spieler sogar beim Namen. Viele der Stammkunden kommen täglich vorbei, während andere nur ein paar Mal die Woche ihr Glück versuchen. Andere wiederum kommen manchmal Monate lang gar nicht. Interessanterweise behaupten die meisten Spieler, dass sie nur zum Spaß spielen. Ob das stimmt, lässt sich nicht klären. Immerhin hat einer der Spieler mehr als 150 Euro gewonnen.
Ein anderer Spieler gab zu, dass er früher an Automaten spielte, um damit sein Leben zu finanzieren. Angesichts dessen, dass er manchmal an einem Abend 5000 Euro erhielt, schien das (zumindest temporär) funktioniert zu haben. Aufgrund der neuen Regeln spielt er nun weniger oft und vor allem hat er sich jetzt selbst Limits gesetzt. Zudem spielt er nur noch einmal die Woche, nachdem er doch mal einen hohen Betrag verlor. Somit spielt er jetzt nur noch zum Zeitvertreib. Wiederum ein anderer Spieler gibt zu, dass er pro Woche 1.000 Euro verspielt. Das ist bei einem Online-Casino laut neuem Deutschen Glücksspielstaatsvertrag nicht erlaubt, denn jeder Spieler soll eine vor allem positive Erfahrung im Online-Casino haben und vor den Risiken der Glücksspielsucht geschützt werden.
Bezüglich der Personen, die gerne spielen, wurde Folgendes festgestellt: Es gibt keine bestimmte Personengruppe, die gerne spielt. Es läuft vielmehr so ab, dass jede Altersgruppe und auch jede Berufsgruppe zum Spielen kommt. Sogar eine Mutter kam vorbei, um sich eine Auszeit vom Alltag zu gönnen.
So schützen sich die Spieler vor Verlusten
Die Journalistin fand über die Gespräche mit den Spielern heraus, dass diese zum Beispiel absichtlich weniger Geld mitnehmen. So möchten sie den finanziellen Verlust im Rahmen halten. Zugleich setzen sich viele bewusst ein eigenes Zeitlimit, nach dem sie mit dem Spielen aufhören. Dieses Verhalten haben viele Spieler aber nicht immer gezeigt. Früher waren sie bereit, länger zu spielen und auch mehr Geld auszugeben. Scheinbar haben die meisten aus ihrem eigenen Verhalten gelernt und dieses bewusst geändert.
Gründe für das Spielen
In den Gesprächen mit den Kunden kam auch heraus, warum die Spieler überhaupt spielen. Einige dieser wurden über Freunde zum Spielen animiert. Hierbei handelt es sich um Personen, die schon länger spielen und ihre Bekannten, Arbeitskollegen oder Freunde mit in die Spielhalle nahmen. Die so neuen Spieler taten oft das gleiche, weshalb erneut neue Kunden in die Spielhalle kommen. Die meisten dieser geben an, einfach nur zum Spaß oder als Erholung vom stressigen Alltag zu spielen.
Trotzdem geben die meisten zu, dass es natürlich reizvoll ist, das Glück herauszufordern. Demzufolge würde kaum jemand spielen, wenn kein Gewinn zu erwarten ist. Dass dies aber öfter der Fall ist, bestätigen viele Spieler. Ein Spieler, der zum Interview bereit war, hatte 140 Euro gewonnen und ging früher sogar mit mehreren Tausend Euro weniger aus der Spielhalle heraus. Das ist jedoch inzwischen nicht mehr möglich. Der Spielerschutz besagt, dass nur noch 60 Euro pro Stunde von einer Person ausgegeben werden darf. Demzufolge reduziert sich meistens der Gewinn, der zudem auf 400 Euro pro Stunde gedeckelt wurde. Diese Grenzen gelten jedoch nur für Spielhallen, aber nicht für Casinos und Spielbanken.
Spielerschutz wird ernst genommen
Alle Kunden, die eine Spielhalle betreten, müssen über das Oasis-System überprüft werden. Das bedeutet, dass die Spieler ihren Ausweis vorzeigen und der Computer sodann anzeigt, ob es sich um eine gesperrte oder nicht gesperrte Person handelt. Diese Vorschrift gilt aber nur für Spielhallen. Befindet sich in einer Gaststätte ein Automat, muss der Spieler nicht überprüft werden. Das verärgert die Betreiber von Spielhallen ein wenig. Trotzdem nehmen sie ihren Auftrag, die Spieler zu schützen, sehr ernst. Hierzu zählt beispielsweise auch, dass nach einer Stunde spielen eine fünfminütige Pause eingelegt werden muss. Nach drei Stunden wird sogar der Spielspeicher vom Automaten geleert, sodass komplett von vorne begonnen wird. Auch die GGL hat sich zum Ziel gesetzt, Spielsucht gezielt zu bekämpfen.
Abgesehen hiervon müssen die Mitarbeiter die Spieler beobachten und bei einem problematischen Spielen eingreifen. Das stünde jedoch laut Betreiber der Spielhallen gegen den Betriebszweck. Schließlich verdienen die Spielhallen mehr Geld, wenn die Spieler mehr Einsätze tätigen. Trotzdem raten die Betreiber den Spielern, sich bei einer entsprechenden Stelle beraten zu lassen. Die Dokumentation lässt auch einen Blick hinter die Kulissen dieser Beratungsstellen zu. Dort lassen sich die Spieler nicht erst blicken, wenn es schon zu hohen Verlusten kam. Viele kommen bereits früher. Mit einem Spielsüchtigen konnte sich Anne-Katrin Eutin ebenfalls unterhalten und somit einen tiefen Einblick gewähren.